„Wir sind da, wenn man uns braucht“
Stefan Bitterle
Bei strahlend blauem Spätsommerhimmel übertrug Generalleutnant Günter Katz, Kommandierender General des Luftwaffentruppenkommandos vor zahlreichen Soldaten und Ehrengästen bei der Flugbereitschaft auf dem Flughafen Köln/Bonn mit militärischem Zeremoniell gestern das Kommando über die Fliegenden Verbände vom scheidenden Generalmajor Peter Klement an dessen Nachfolger Brigadegeneral Holger Neumann.
Ausbau der Kaltstartfähigkeit
In seiner Rede ordnete Generalleutnant Katz die dreieinhalbjährige Amtszeit Klements in die aktuellen politischen Entwicklungen ein. Sie war bestimmt von der Coronakrise und dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Katz betonte die Verdienste Generalmajor Klements zur Steigerung der Kriegstüchtigkeit der Luftwaffe und damit der Bundeswehr als Ganzes, besonders vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Wesentlicher Teil der Einsatzbereitschaft der Fliegenden Verbände sei die „Kaltstartfähigkeit“, von ad hoc-Verlegungen bis zu Alarmstarts, beispielsweise über der Ostsee. Unter Klement flogen die taktischen Luftwaffengeschwader unter anderem Air Policing-Missionen im Baltikum, während die Transporter Hilfsflüge in den Hochwassergebieten 2021 in Deutschland, Evakuierungsflüge aus Afghanistan 2021 und dem Sudan 2023 sowie Hilfsflüge nach Anatolien 2023 und Abwürfe von Hilfsgütern über Gaza zu meistern hatten.
In den gleichen Zeitraum fielen außerdem die beiden Luftwaffengroßübungen Air Defender 2023 und Pacific Skies 24.
Katz rückte ins Licht, dass die Fliegenden Verbände dies alles trotz weniger Personal mit viel persönlichem Engagement und Hingabe geleistet hätten und dankte dafür Klement und den Angehörigen der ihm unterstellten Verbände: „Auf die Luftwaffe ist Verlass. Wir sind da, wenn man uns braucht.“
Dem künftigen Kommandeur Brigadegeneral Neumann wünschte Katz Erfolg und „das notwendige Quäntchen Fortune“ für die vor ihm liegenden Aufgaben.
„Wir können es uns nicht mehr leisten, einen Einsatzflugplatz für zwei oder mehr Jahre aus dem Betrieb zu nehmen.“
Generalmajor Klement verlässt die Luftwaffe zum Quartalsende nach 45 Dienstjahren. Er dankte für die Würdigung und riss nochmals die Hauptaufträge während der letzten dreieinhalb Jahre ab. Zwar seien die russischen Expansionsbestrebungen seit fast 20 Jahren absehbar und beobachtbar gewesen, der Überfall auf die Ukraine war jedoch für ihn nicht erwartbar. Er wies darauf hin, dass die Herausforderungen der Fliegenden Verbände mit der Beschaffung neuer Waffensysteme wie dem Mehrzweckkampfflugzeug F-35 und dem schweren Transporthubschrauber CH 47 den Steuerzahler viel Geld kosteten, das sicherlich auch anderswo im Haushalt gut untergebracht sei, aber diese Ausgaben seien für die Gewährleistung von Sicherheit und Freiheit Deutschlands und Europas unabdingbar. Den ehemaligen amerikanischen Generalstabschef Mark Milley zitierte er mit den Worten: „There is no cheap way to buy freedom.“
„Für mich geht mit dem Kommando ein Traum in Erfüllung“
Brigadegeneral Neumann, der 1988 in die Bundeswehr eingetreten ist, skizzierte die vor ihm liegenden Aufgaben für das Kommando der Fliegenden Verbände: Beschaffung und Fähigkeitsentwicklung unter den Rahmenbedingungen der Zeitenwende. Geschwindigkeit, Reichweite und Flexibilität seien für seine Verbände unverändert, der Kernauftrag sehr wohl: Seit dem Februar 2024 habe sich der Auftrag von einer mehr unterstützenden Aufgabe klar zur Landes- und Bündnisverteidigung verlagert und die Erringung und der Erhalt der Luftüberlegenheit stünden klar im Mittelpunkt: „Abschreckung, Kriegstüchtigkeit, Kaltstartfähigkeit und elektronischer Kampf sind die Hauptaufgaben, die vor uns liegen.“
Im Anschluss an das Zeremoniell ehrte die Luftwaffe den scheidenden Kommandeur mit einem Formationsüberflug einer A400M, eingerahmt von vier Eurofightern und einem Tornado. Sowohl Generalmajor Klement als auch Brigadegeneral Neumann sind Flugzeugführer. Mit Klement verlässt der letzte aktive Starfighter-Pilot die Bundeswehr.
Stefan Bitterle