Seit der Auslieferung vor sechzig Jahren sind die Fahrzeuge der Leopard 1 Familie mit dem mtu-Motor MB838, der nicht mehr hergestellt wird. Betroffen sind die Varianten, die noch im Einsatz bei der Bundeswehr und anderen Streitkräften sind, sowie Umbauten wie die WiSENT 1, die von der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft vermarktet werden.
Rolls-Royce und die FFG entwickeln gemeinsam mit Unterstützung des Getriebespezialisten ZF ein Konzept zur langfristigen und wirtschaftlichen Remotorisierung des Unterstützungsfahrzeugs Wisent 1 und sämtlicher Varianten der Leopard-1-Familie, wie Rolls-Royce am 4. September mitgeteilt hat. Das Konzept sehe vor, den bisherigen mtu-Motor des Typs MB838 durch einen moderneren mtu-Motor vom Typ 8V199 zu ersetzen. Dieses Projekt, das beide Unternehmen auf einer Messe in Koblenz vorstellten, biete die Möglichkeit, die Fahrzeuge entsprechend aktuellen Anforderungen zu modernisieren, bei gleichzeitig besseren Fahrleistungen. Die mtu-Baureihe 199 ist in vielen militärischen Fahrzeugtypen bewährt und unter anderem bekannt aus der Fahrzeugfamilie „Boxer“.
Knut Müller, Senior Vice President Global Governmental bei Rolls-Royce Power Systems sagte: „Unsere mtu-Motoren der Baureihe 199 setzen seit Jahren Standards bei Leistung, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die neue 800-kW-Version ist die perfekte Antriebslösung, um die Fahrzeuge der Leopard-1-Familie auch in Zukunft effizient betreiben zu können. Gleichzeitig erschließen wir damit einen Absatzmarkt, der das Wachstum in unserem strategischen Geschäftsfeld Behördengeschäft unterstützt.“
Die Verwendung des 8V199 ergibt zahlreiche Vorteile, schreibt Rolls Royce: Mit 800 kW Leistung sei der Motor nicht nur 190 kW stärker als die ursprüngliche Maschine. Er sei preisgünstiger, leichter, sparsamer, habe längere Serviceintervalle und eine längere Lebensdauer. Das spare Kosten und verbessere die Performance des Fahrzeugs sowie dessen Verfügbarkeit. Dazu kommen logistische Vorteile wie vereinfachte Lagerhaltung von Ersatzteilen für Streitkräfte, die bereits Motoren der Baureihe 199 im Einsatz haben.
Im weiteren Vorgehen wird FFG auf Basis des mtu 8V199 ein Powerpack entwickeln und herstellen und auch für das Kühlkonzept sowie für die Schnittstellenanpassungen in das Gesamtsystem verantwortlich zeichnen. Ziel ist eine Plug-and-Play-Lösung für alle Varianten. Das Unternehmen aus Flensburg verfüge über weitreichende Erfahrung zum Upgrade von Leopard-1-Varianten, so Rolls Royce. Gemeinsam mit ZF werde die FFG zudem die Standfestigkeit und die langfristige Versorgungssicherheit des 4HP250-Getriebes sicherstellen. ZF wird hierzu eine stetige Weiterentwicklung des 4HP250 sicherstellen und einen Betrieb mit dem 8V199 Motor technisch betreuen.
Jörg Kamper, Geschäftsführer der Flensburger Fahrzeugbau-Gesellschaft, sagt: „Dieses Konzept wird für viele Armeen eine hervorragende Möglichkeit, sich zu vertretbaren Kosten und innerhalb eines überschaubaren Zeitraums auf die veränderte Sicherheitslage einzustellen.“
Redaktion / gwh