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Abwertende Kommentare, fehlende Karrierechancen, körperliche Übergriffe – wer Soldatinnen zuhört, erhält einen erschreckenden Zustandsbericht zu sexualisierter Gewalt in der Bundeswehr. Politische und militärische Führung haben nun die Chance, die Strukturen in der Truppe so zu ändern, dass Kameradschaft endlich für alle gilt. Der dramatische Personalmangel könnte dafür ein wirksamer Auslöser sein.

Anna Meier ist eine Top-Soldatin: Die Unteroffizierin wird gar mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für treue Pflichterfüllung und überdurchschnittliche Leistungen ausgezeichnet.

Ihre Kameradinnen und Kameraden sehen in ihr: Kraft und Stärke. Bis zu den Tagen auf dem Truppenübungsplatz. „Wir hatten dort so ein großes Verpflegungszelt mit Tischen und Bänken, wo wir abends auch unsere Lagebesprechungen gemacht haben”, erinnert sich Meier, die eigentlich anders heißt. „An einem Morgen habe ich da alleine gefrühstückt, und dann hat sich ein Unteroffizier hinter mich gestellt und unter meine Uniform an meine Brüste gegriffen.” Im Dienst außerhalb der Übung ist der Unteroffizier „Spieß”, also Kompaniefeldwebel, hat eine herausragende Stellung im Kameradschaftsgefüge.

Wer Soldatinnen zuhört, erhält einen erschreckenden Zustandsbericht zu sexualisierter Gewalt in der Bundeswehr (Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke)

Im Besprechungszelt auf dem Truppenübungsplatz friert Anna Meiers Körper ein: Es ist ein autonom ablaufender Schutzmechanismus, den viele Betroffene von sexualisierter Gewalt erleben. Er tritt ein, wenn das eigene System in Bruchteilen von Sekunden beschließt: Kampf oder Flucht sind aussichtslos. Nun hatte der Spieß Anna Meier nicht mit gezogener Waffe zum Stillhalten gezwungen, aber das war auch nicht nötig. Er hat das System

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