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Im Mai dieses Jahres fand bereits die fünfte Ausgabe der Young Security Conference (YSC) im Münchner Amerikahaus statt. Das Forum für junge Ideen in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik konnte sich seit ihrer ersten Ausgabe 2020 als fester Bestandteil der politischen Konferenzlandschaft etablieren. Das Ziel der Organisation, junge Menschen untereinander und mit erfahren Expertinnen und Politikern zu verbinden und damit jungen Stimmen die Möglichkeit zu geben, wichtige Impulse in sicherheitspolitischen Debatten zu geben, macht die YSC damit zu einem Format, dessen Relevanz auch in Zukunft steigt.

Wer und was ist die YSC?

Als sich Amélie Jaques-Apke und Moritz Flössler vor dem Beginn der Pandemie zusammensetzten, tat man dies aus der Motivation heraus, die Sicherheitspolitik in Europa jünger zu gestalten. Das Hauptziel war es, diesen Menschen eine Plattform zu bieten, auf welcher sie sich austauschen können und auch von erfahren Mitentscheiderinnen und -entscheidern Gehör finden. Um das Ganze zu institutionalisieren und diesen Menschen im frühen Stadium ihrer Karriere auch finanziell die Möglichkeit zu geben in Person teilzunehmen, hat man ein Fellowship ins Leben gerufen. Dieses Konzept, junge Menschen für Sicherheitspolitik zu begeistern, den intergenerationellen Austausch voranzutreiben und festgefahrenen Diskursen neuen Antrieb zu verleihen, war bisher so erfolgreich, dass sich jährlich Personen im dreistelligen Bereich auf das Fellowship und die Teilnahme an der Konferenz bewerben.

Die Mitgründerin Amélie Jaques-Apke eröffnet die YSC 24 im Amerikahaus in München (Fotos: YSC)

Schon zu Beginn lag der Fokus der YSC auf europäischer Sicherheitspolitik. Dabei standen zwei Themen immer im besonderen Fokus. Zum einen die deutsch-französischen Beziehungen als zentraler Faktor in Fragen europäischer Integration und europäischer Sicherheitspolitik. Die YSC versucht hierbei, die Gemeinsamkeiten und Differenzen beider Länder zu beleuchten und möchte dabei Ansatzpunkte finden, die eine Zusammenarbeit beider Länder stärken und somit den Motor Europas wieder ankurbeln. Zum anderen stehen die transatlantischen Beziehungen im Mittelpunkt. Die YSC möchte auch hier für mehr Konsens und politisches Verständnis auf beiden Seiten des Atlantiks werben. Dieses Anliegen spiegelt sich in dem Hintergrund der Fellows und eingeladenen Expertinnen und Experten wieder.

Die jährliche Konferenz verfolgt das Ziel, innovativ, inklusiv und intergenerationell zu sein.

Innovativ heißt, existierende Diskurse mit neuen Ansätzen zu diskutieren. So werden Workshops für Fellows organisiert, in welchen diese mit Entscheidungsträgern, oder auch exklusiv, Debatten austragen können. In den Workshops werden Vorschläge und Ansätze präsentiert und diskutiert. Dabei wird stets das Ziel verfolgt, greifbare Ergebnisse aus dem Workshop mitzunehmen und diese später in Form einer Publikation aufzubereiten.

Intergenerationalität bedeutet für die YSC eine Plattform für offene Diskussionen zwischen jetzigen und zukünftigen Entscheidungsträgern zu bieten, damit wertvolle Ideen und Ansätze jüngerer Menschen in die sicherheitspolitischen Entscheidungsprozesse einfließen.

Ebenso ist es wichtig, dass Expertise und Erfahrung über Generationen hinweg geteilt werden. Deshalb versucht die YSC, Experten aus weiten Kreisen für die Konferenz zu gewinnen: Politikexpeerten, Berater, Politiker und Wissenschaftler. Während der Fokus bei der Konferenz stets auf einem realpolitischen Kontext basiert, sind normative und wissenschaftliche Diskussionen elementar, um neue Blickwinkel auf sicherheitspolitische Themen zu ermöglichen. Unter Inklusion versteht die Organisation die Einbeziehung marginalisierter Gruppen, welche oft nicht präsent genug in den sicherheitspolitischen Debatten sind. So ist Diversität und die Einbeziehung von Frauen und benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaften ein wichtiger Punkt, welcher bei der Fellow- und Podiumsteilnehmerinnen-Selektion berücksichtigt wird.

Eine einladende Atmosphäre ist bei der jährlichen Konferenz auf jeden Fall zu spüren. Eine Mischung zwischen Geselligkeit und Professionalität gibt der Veranstaltung einen ganz besonderen Charme, wodurch sich die YSC von anderen Konferenzen abhebt. Viele junge Menschen bekommen dort die Chance, sich untereinander kennenzulernen und nach der Konferenz in Kontakt zu bleiben. Auch der rege intergenerationale Austausch auf und nach der Konferenz, ist ein Alleinstellungsmerkmal der YSC.

Die Young Security Conference 2024

Die Young Security Conference 2024, mit dem Titel The Two Faces of the EU – Between Reform and Resistance, fand vom 24. bis zum 25. Mai und zum vierten Mal in Folge im Amerikahaus in München statt. Wie der Titel schon verrät, war das diesjährige Thema die Gespaltenheit innerhalb der EU bezüglich ihrer gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik.

Diese zwei Seiten finden sich zum einen in dem neugefundenden Zusammenhalt und innovativen Ansätzen, wie etwa dem European Defense Fund, welche einen weiteren Schritt zu einer vertiefenden Integration auf EU-Ebenen bedeuten. Zugleich lässt sich jedoch auch eine erhöhte inner- und zwischenstaatliche Uneinigkeit beobachten. Diese Dichotomie wurde in verschiedenen Workshops und öffentlichen Panels auf vielfältige Weise beleuchtet.

Selbstverständlich wurde der Krieg gegen die Ukraine immer wieder thematisiert und explizit mit zwei Veranstaltungen bedacht. In einem Fellow-Workshop wurde eine Verhandlungssimulation mit verschiedenen Akteuren (u. a. Ukraine, EU-Mitgliedsstaaten, NATO und USA) durchgeführt. In einer Podiumsdiskussion mit hochrangigen
Expertinnen wie z. B. Viola von Cramon-Taubadel (B90/Die Grünen; Abgeordnete im Europäischen Parlament) wurden die EU-Beitrittschancen für die Ukraine und andere Ostnachbarstaaten diskutiert. Wichtig war hierbei einigen Teilnehmerinnen, dass der Beitritt einem leistungsorientierten Prinzip entspricht und das der destruktive Einfluss bestimmter Staaten, zum Beispiel Ungarn, verringert wird. Einig war man sich in dem Punkt, dass eine Osterweiterung notwendig sei, um dem chinesischen und russischen Einfluss in Europa entgegenzuwirken.

In zwei weiteren Formaten wurden die Themenfelder Cybersicherheit aus feministischer Theorie und die Integration der Geschlechterperspektive in der Implementierung von politischen Sicherheitsmaßnahmen und Strategien der EU diskutiert. Während die EU bemüht ist, marginalisierte Gruppen einzubeziehen, wird immer noch zu oft über, anstatt mit Frauen in der Sicherheitspolitik gesprochen und so immer noch eine teils ausgrenzende Politik gemacht. Die Podiumsteilnehmer betonten ferner, dass bei Cybersicherheit es sinnvoll wäre, Missionen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu fahren, um so die Zivilbevölkerung in Zeiten von Krieg besser zu schützen. Außerdem sollte die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, Nicht-Regierungs-Organisationen und Technologieunternehmen verstärkt werden.

In einem Workshop diskutieren Fellows und Expertinnen sichtlich angeregt

Auch waren bei der Konferenz die transatlantischen Beziehungen und Abschreckungsfähigkeit der Nato ein wichtiges Thema. In der Podiumsdiskussion ‚NATO’s Conventional Deterrence: Assessing Transatlantic Preparedness for Future Conflict Scenarios‘ wurde festgehalten, dass es größeren Zusammenhalt bei der Gefahrenbewertung möglicher Konflikte braucht, um so die Koordination von Verteidigungsstrategien innerhalb der NATO zu verbessern. Des Weiteren wurden weitere Investitionen der Mitgliedstaaten gefordert. Nichtsdestotrotz argumentieren die Teilnehmer nach wie vor für die Notwendigkeit einer starken US-amerikanischen Präsenz in Europa.

Nicht nur externe politische Differenzen wurden behandelt, sondern auch innereuropäische Konstellationen, beispielsweise in Form des sogenannten Weimarer Dreiecks. Einer der diskutierten Punkte und Forderungen war, dass Frankreich und Deutschland die Sicherheitsbedenken Polens ernster nehmen müssen und in transparenter Form schnelle Mittel bereitstellten. Polens neugewählte Regierung bietet dem Westen neue Kooperationsmöglichkeiten mit der Ukraine und den Visegrad-Staaten, welche man jetzt nutzen sollte. Außerdem wurde argumentiert, anstelle der Wehrpflicht, sollten Länder umfassende Reservesysteme nutzen, um die Einsatzbereitschaft ohne zusätzliche Belastungen zu erhöhen. Zudem müssen politische Entscheidungsträger und Medien klarstellen, dass es bei aktuellen Konflikten um die Verteidigung der liberalen Demokratie geht, um öffentliche Unterstützung und eine starke, geeinte Reaktion zu gewährleisten.

Auch dieses Jahr ist die YSC wieder gewachsen und hat es geschafft, bleibende Impulse in der sicherheitspolitischen Debatte zu setzen. An den öffentlichen Podiumsdiskussionen, wo durchschnittlich einhundert Personen teilnahmen, kamen anregende Diskussion zu Stande, wobei das Publikum immer wieder miteinbezogen wurde und kritische Fragen an die Teilnehmer stellte. Die Gruppe von 35 Fellows, welche aus Masterstudierenden, jungen Berufstätigen und Doktoranden bestand, konnte Erfahrungen und Expertise austauschen und wird im Anschluss an der Konferenz in Zusammenarbeit mit der YSC, analytische Artikel und Policy Briefs entwickeln, welche auf der Website der YSC veröffentlicht werden.

Die YSC wird jährlich in Zusammenarbeit mit dem Amerikahaus – Bavarian Center for Transatlantic Relations organisiert. Dabei wird zudem die YSC von der Deutsch-Französischen Hochschule, der Friedrich-Naumann-Stiftung, BayFrance, der Universität der Bundeswehr München und der Universität Paris Cité unterstützt.

Mehr als die jährliche Konferenz

Über die jährliche Konferenz hinaus veranstaltet die Organisation weitere Events in Präsenz und online. So wurden in den letzten Monaten in zwei Online-Veranstaltungen der Nahostkonflikt zwischen Israel und Palästina und die Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland ausgearbeitet. In einer weiteren Veranstaltung wurde feministische Außenpolitik in Bezug auf den Krieg gegen die Ukraine diskutiert. Auch ist der Balkan und die mögliche EU-Erweiterung immer ein wiederkehrendes Thema der YSC. So wurde zusammen mit der kroatischen Botschaft im März eine Präsenzveranstaltung in der kroatischen Botschaft in Berlin abgehalten, wo über Möglichkeiten und Risiken einer möglichen EU-Erweiterung in Südosteuropa gesprochen wurde. Die YSC schafft es dabei vor allem, jüngere Menschen für die Konferenzen zu begeistern und zu einer aktiven Teilnahme zu bewegen. Über die Jahre hinweg hat die YSC es geschafft, ein stetig wachsendes Netzwerk aufzubauen, in welchem ehemalige Fellows aktiv bei der Planung von Veranstaltungen beteiligt sind und nicht selten auch Teil der Organisation werden. Die YSC versteht sich auch als Plattform, auf der Artikel und Interventionen veröffentlicht werden können, die einen Beitrag zu drängenden außen- und sicherheitspolitischen Fragen leisten.

Vitus Terviel promoviert in Politikwissenschaften am Salzburger Centre of European Union Studies. Lukas Baake ist Research Fellow bei der YSC.