Die Maske ist gefallen – Bedrohungen sind Realität geworden: Multinationales Korps Nordost: vom Friedensprojekt zum Regional Warfighting Headquarters
Interview mit dem Kommandierenden General des NMK NO, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart
Im Interview mit ESuT spricht der Kommandierende General des NMK NO, Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart, über die Entwicklung des Multinationalen Korps Nordost vom Projekt zum Regional Warfighting Headquarter.
ES&T: Herr General, das Multinationale Korps wird diesen September 25 Jahre alt. Können Sie beschreiben, was aus Ihrer Sicht die Geschichte des Korps ausgemacht und in dieser Zeit geprägt hat?
Von Sandrart: Das Multinationale Korps Nordost war und ist ein Kind seiner Zeit. Als es 1999 gegründet wurde, war es eher ein Friedensprojekt zur Einbindung des
NATO-Partners Polen. Russland wurde damals durch die NATO nicht als Bedrohung bewertet, die sogenannte Friedensdividende schien sich auszuzahlen. Es wurde beschlossen, das NATO Land Hauptquartier LANDJUT von Rendsburg nach Stettin zu verlegen, um den neuen NATO-Mitgliedern wie Polen ein NATO Hauptquartier an die Seite zu stellen. Über diese neue Präsenz erfahrener Alliierter und Nachbarn in einem Land des ehemaligen Warschauer Paktes sollten die polnischen Streitkräfte an die NATO herangeführt werden, an unsere Doktrin, an die Art und Weise wie wir denken, planen und kämpfen. Im Gegenzug konnten wir auch von den neuen Mitgliedern lernen. Das hat aus meiner Sicht sehr gut funktioniert. Heute ist das Multinationale Korps ein Regional Warfighting Headquarter mit dem Auftrag, das NATO-Bündnisgebiet von Estland bis Nordostpolen zu verteidigen.
ES&T: Und dazwischen?
Von Sandrart: Die ersten Jahre musste zunächst die ganze Infrastruktur aufgebaut werden, sowohl physisch mit dem Korpshauptquartier in Stettin als auch in den Köpfen. Sie können ja nicht von heute auf morgen sagen „Wir sind jetzt NATO“ und dann funktioniert alles auch so. Die ehemaligen Feinde teilten sich auf einmal Büros, Personal und Material.
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