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In der Überwachung kritischer maritimer Infrastruktur spielt die Entwicklung einer zentralen Datenmanagementplattform eine große Rolle. In diesem Zusammenhang hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr an die in Kiel beheimatete north.io GmbH den Auftrag zur Weiterentwicklung ihrer automatisierten Erkennung von Geisterschiffen und Unterwasser-Überwachung – Argus (Automated Recognition of Ghost ships and Underwater Surveillance) vergeben. Dafür wurden 2,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. north.io führt das Projekt in Zusammenarbeit mit GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Subsea Europe Services GmbH durch.

Foto: Argus

Bei den Bemühungen um den Schutz kritischer Unterwasserinfrastruktur (KRITIS) mangelt es an der Erfassung von Schiffsbewegungen in deren Nähe. Dabei rücken insbesondere solche Schiffe in das Interesse, die ihre Positionsdaten vorsätzlich verbergen, sogenannte Geisterschiffe. Darüber hinaus gilt es, eine systematische Echtzeitüberprüfung der kritischen Unterwasserinfrastruktur zu etablieren. Derzeit werden Messdaten manuell aus verschiedenen Quellen zusammengetragen und aufbereitet.

Am Ende des Entwicklungsprozesses steht eine zentrale Datenmanagementplattform, die unter der Verwendung von Cloud-Technologie, Big Data und künstlicher Intelligenz die unterschiedlichen Werkzeuge zusammenführt. Dazu zählt neben der mit Argus ermöglichten Korrelation von Satellitendaten mit übermittelten Schiffspositionsdaten und den Positionsdaten kritischer Infrastruktur, die Überwachungsmodule für Unterwasserinfrastrukturen sowie Vorhersageanwendung für Schallgeschwindigkeiten. Insgesamt wird so eine automatisierte, datenbasierte Überwachung kritischer Unterwasserinfrastrukturen ermöglicht.

Ein fünfköpfiges Team aus Kiel entwickelte beim DataRun 2023 eine App, mit der sich künftig die Sabotage von kritischer Infrastruktur genauso eindämmen lässt, wie das Verklappen von Giftmüll und illegaler Fischfang. (Foto: BDMV)

Nach Angaben von north.io bietet das Argus-Projekt durch die Integration modernster Technologien in Web und Geoinformatik eine skalierbare und flexible Lösung, die nicht durch physische Hardware-Beschränkungen limitiert ist. „Diese Innovation hat das Potenzial, die Praktiken von Organisationen und Behörden im Umgang mit Geodaten grundlegend zu transformieren und neue Standards in der Branche zu etablieren.“

Spezifische Ergebnisse aus der Zusammenarbeit mit den Partnern im ArgusProjekt sind öffentlich nicht verfügbar. Der Ansatz, durch die Integration unterschiedlicher Informationsquellen, künstlicher Intelligenz und Big-Data-Analyse erleichtern eine systematische Erfassung und ein einheitliches Lagebild. Was „die Entscheidungsfähigkeit Deutschlands erheblich verbessert und einen robusten Rahmen für den Schutz kritischer Infrastrukturen schafft“, so Dr. Sebastian Bruns vom Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (ISPK).

Das auf zwei Jahre angelegte Projekt hat ein Gesamtprojektvolumen von insgesamt 3.512.344,81 Euro, von denen 77 Prozent aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Die über die Differenz der nun verfügbar gemachten 2,7 Millionen Euro hinausgehenden Kosten werden von den Projektpartnern selbst getragen.

Ein fünfköpfiges Team von north.io machte bei dem im Juni 2023 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, BSH, durchgeführten Hackathon DataRun2023 auf ihre entwickelte Anwendung zum besseren Schutz kritischer maritimer Sicherheitsstrukturen durch die Nutzung von Fernerkundungsdaten aufmerksam. Die Kieler gewannen den Preis in der Kategorie Ungewöhnlichste Herangehensweise.

Hans Uwe Mergener