Das Innovationsvorhaben Multi-Sensor Data Fusion bringt Weltraumdaten mit Unterwasserdaten zusammen, um ein einheitliches Lagebild in der Nord- und Ostsee zu erstellen. Multi-Sensor Data Fusion wurde im Rahmen der multinationalen NATO-Übung BALTOPS 2024 eingesetzt, um das dort benötigte Lagebild in der Ostsee zu verdichten und wesentlich zu ergänzen.
Offizielles Ziel des großen Ostseemanövers war es, die Integration der verbündeten Nationen bei gemeinsamen militärischen Operationen zu stärken – vor dem Hintergrund der strategischen Planung der NATO zur Abschreckung und Verteidigung im Raum Europa-Atlantik.
Mit dem Innovationsvorhaben Multi-Sensor Data Fusion-Cell (MSDF) hat der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) die Lagebilderstellung auf der NATO-Großübung in der Ostsee unterstützt. In diesem Jahr hatte Deutschland die Führungsrolle inne. Ein erklärtes Ziel des Manövers war es, den Schutz von Seeverbindungswegen und maritimer kritischer Infrastruktur zu üben. Hier kommt die Multi-Sensor Data Fusion-Cell (MSDF) ins Spiel.
Das Innovationsvorhaben ermöglicht, kommerziell erhältliche Daten von zivilen Unternehmen, wie Satellitenbilder, Drohnendaten oder Daten von Unterwassersensoren gebündelt aufzunehmen, an einem digitalen Ort zu speichern – und automatisch in einem einheitlichen Lagebild auszuwerten. Bisher musste die Marine all diese Datenpools manuell und einzeln analysieren und die Ergebnisse wurden auch nicht in ein Gesamtsystem integriert. Ein weiterer Vorteil: Durch automatisierte Verfahren werden Bewegungsprofile von Schiffen erstellt. Verhalten sich Schiffe auffällig, kann eingegriffen werden. Das schafft glaubwürdige Abschreckung bei Gegnern.
Die Idee für MSDF hatte der Bundeswehr-Intrapreneur, Korvettenkapitän Patrick O’Keeffe, vom NATO Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COE CSW). Gemeinsam mit dem CIHBw entwickelte Korvettenkapitän O‘Keeffe einen Prototyp, der neue Maßstäbe im Bereich Software Defined Defence setzt (ES&T berichtete).
Der Einsatz während des Manövers BALTOPS zeigte, dass die Multi-Sensor Data Fusion Cell einen hohen operativen Mehrwert bietet. Da das Innovationsvorhaben mehr Datentöpfe anzapft als bislang und diese erstmals in ein Gesamtsystem integriert, lässt sich der Informationsraum von Seegebieten wie z.B. der Ostsee genauer abbilden. Das hilft nicht nur Zeit bei der Analyse einzusparen und schont personelle Ressourcen, sondern ist im LV/BV-Fall auch überlebenswichtig.
Im Rahmen des Projekts werden unterschiedliche Datenquellen und Tools genutzt, um mit den dabei generierten großen Datenmengen arbeiten zu können. Darunter ist auch das Tool MESE (ein weiteres Innovationsvorhaben des CIHBw, das vom Intrapreneur Volker Voß entwickelt wurde).
Ein weiterer Vorteil der Multi-Sensor Data Fusion Cell: da das Vorhaben zudem nicht eingestuft, sondern offen ist, hat die MSDF-Cell ein hohes Potenzial im NATO-Kontext zu skalieren. Bis dato fährt jeder NATO-Bündnispartner seine eigene Insellösung in Punkto Datenaustausch, weshalb ein offenes System, das auch noch alle zur Verfügung stehenden Datentöpfe live fusioniert, hier ein echter Gamechanger ist! Diese Funktionen stoßen während der Übung bei den multinationalen Teilnehmern auf sehr große Resonanz: „Das haben wir nicht und das brauchen wir unbedingt!“, so das Fazit eines Übungsteilnehmers.
Josefine Neuschäffer ist Mitarbeiterin im Kommunikationsteam des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr.