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Wenn man das Verhältnis der Türkei gegenüber Europa und vice versa in ein zwischenmenschliches Beziehungsbild einordnen wollte, dann kämen einem vielleicht Begriffe wie „Hassliebe“ oder „On-Off-Beziehung“ in den Sinn. Das Verhältnis beider Partner ist und bleibt kompliziert, beide Seiten können eigentlich nicht ohneeinander, aber ein miteinander scheint seit Jahren ebenfalls kaum möglich. Schon im September 1963 unterzeichneten die seinerzeitige EWG und die Türkei ein Assoziierungsabkommen (sog. „Ankara-Abkommen“), das dem Land den Weg in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ebnen sollte. 60 Jahre später ist die Türkei immer noch kein Vollmitglied der heutigen Europäischen Union, aber ein anderes Land als 1963, ebenso wie die geopolitische Lage in Europa insgesamt eine gänzlich andere ist.

Trotz aller wirtschaftlichen Probleme, wie einer fast 10%igen Arbeitslosigkeit und einer galoppierenden Inflation, gehört die Nation am Bosporus zu den 20 größten Volkswirtschaften der Welt, ist zu einer regionalen Militärmacht aufgestiegen und in die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, in Nordafrika, im Kaukasus sowie mittelbar in den Russland-Ukraine-Krieg verwickelt, bei dem es zusammen mit den Vereinten Nationen eine Schlüsselrolle beim Abschluss des Getreideexportabkommens zwischen Russland und der Ukraine übernahm. Die Türkei aktivierte im Frühjahr 2022 das Abkommen von Montreux und schränkte damit u.a. für russische Kriegsschiffe die Durchfahrt vom Mittelmeer zum Schwarzen Meer ein. Die strategische Lage der Türkei als Brücke zwischen Europa und dem Nahen Osten und ihr Status als wichtiges NATO-Mitglied an der Südostflanke mit einem direkten Zugang zum Schwarzen Meer machen Ankara zu einer zentralen Figur bei der Bewältigung der vielen Krisen und Konflikte in der Region.

Die Türkei und Europa – beide Seiten können nicht ohneeinander, aber ein miteinander scheint seit Jahren ebenfalls kaum möglich (Foto: mawibo media)

Trotz aller politischer Bestrebungen in Richtung Europa, weigerte sich die Türkei in der Vergangenheit, eine Vielzahl von außenpolitischen Positionen der Europäischen Union als deren Beitrittskandidat zu übernehmen, u.a. auch deswegen, weil sich die bilateralen

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