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Die deutsche Flotte erhält zwei weitere Fregatten der Niedersachsen-Klasse (F126). Nach der feierlichen Kiellegung der ersten von ursprünglich vier geplanten Fregatten Anfang Juni und genau vier Jahre nach Vertragsschluss, wurde durch die erfolgte Optionsauslösung nun ein weiterer Meilenstein im größten Schiffbauprojekt für die Deutsche Marine erreicht. Die Anzahl der Schiffe erhöht sich damit von vier auf sechs. Die Lieferung von Schiff 5 soll im Januar 2033 und von Schiff 6 im Januar 2034 erfolgen.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat der Beschaffung der zusätzlichen Schiffe bereits zugestimmt. Der niederländische Marineschiffbauer Damen Naval hat den Vertrag mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) zur Ausübung der entsprechenden Option unterzeichnet.

Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte anlässlich der Kiellegung die Bedeutung der Fregatte F126: „Dieses einzigartige Schiff mit seinen herausragenden technologischen Fähigkeiten steht symbolisch für die Zeitenwende, Deutschlands Einsatz für die internationale Ordnung und die deutsche Wettbewerbsfähigkeit.“

Die Fregatten der Klasse F126 sind mit einer Länge von 167 Metern, einer Breite von rund 21 Metern und einer Verdrängung von circa 10.000 Tonnen die größten Schiffe der Deutschen Marine. Sie sind für eine Besatzung von 125 Personen ausgelegt und können weltweit im gesamten Intensitätsspektrum zur dreidimensionalen Seekriegführung (Luft, Über- und Unterwasser) eingesetzt werden. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die Seeraumüberwachung, das Durchsetzen von Embargos, die Unterstützung von Spezialkräften sowie Evakuierungsoperationen. Dank spezieller Missionsmodule können die Schiffe flexibel für verschiedene Einsätze angepasst werden.

Der Bau der neuen Fregatten erfolgt vollständig in Deutschland, was zu einem erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung in der deutschen Schiffbauindustrie führt. Über 65 deutsche Unterauftragnehmer sind in das Projekt eingebunden. Die Fertigung wird parallel an verschiedenen Standorten durchgeführt: Die Hinterschiffe entstehen in der Peene-Werft in Wolgast, die Vorschiffe in Kiel, wo sie auch mit den Hinterschiffen zusammengefügt werden. Anschließend werden die Schiffe nach Hamburg zur Endausrüstung, Inbetriebnahme und Erprobung verlegt.

Roland Briene, Geschäftsführer von Damen Naval, äußerte sich positiv über die Entscheidung: „Dies ist eine hervorragende Nachricht für die Deutsche Marine und die deutsche Schiffbauindustrie. Wir fühlen uns geehrt, dass unser deutscher Kunde uns und unserem Fregattendesign erneut das Vertrauen schenkt. Mit dieser Entscheidung können wir die Niedersachsen-Klasse auf sechs Schiffe erweitern. Es ist der schnellste Weg, die Überwasserflotte der Deutschen Marine zu erweitern und zu modernisieren. Außerdem bringt es eine Reihe von Vorteilen mit sich, mehr Schiffe der gleichen Klasse zu haben, etwa bei Ausbildung, Ausrüstung, Besatzung und Wartung.“

Der Bau der Fregatten F126 begann im Juni 2020, als das BAAINBw den Auftrag an Damen Naval, Blohm+Voss und Thales vergab. Als erste Fregatte soll die „Niedersachsen“ 2028 ausgeliefert werden. Die Schiffe werden als vielseitige Multimissionsplattformen weltweit unter allen Bedingungen eingesetzt werden können, von den Tropen bis in die Polarregionen.

Mit der kurz vor Toresschluss getroffenen Entscheidung kann der konzeptionelle Bedarf gedeckt werden. In dem ursprünglich als Zielbild veröffentlichten Kurs Marine 2035 beziffert der Inspekteur der Marine den Bedarf auf sechs Einheiten F 126. Er richtet sich an den Verteidigungsplanungszielen der NATO aus sowie an dem Rhythmus von Einsätzen, Ausbildungs- und Instandsetzungsphasen der Marine. Nach vorliegenden Informationen sieht die NATO für Deutschland ein Planungsziel von 15 Fregatten vor. Die Beschaffung der zusätzlichen Fregatten ist ein starkes Signal an die NATO-Partner und trägt zur glaubhaften Abschreckung im Bündnisrahmen bei. Deutschland zeigt damit seine Bereitschaft, aktiv zur internationalen Sicherheit beizutragen und seine Marinekapazitäten zu stärken.

 Redaktion hum/ck