Am 22. Mai gab es wieder ein Update der Übersicht, in der die Bundesregierung über die Waffen und militärische Ausrüstung informiert, mit der Deutschland die Ukraine unterstützt. Die Ausrüstungs- und Waffenlieferungen stammen aus Beständen der Bundeswehr oder aus Lieferungen der Industrie, die aus Mitteln der Ertüchtigungshilfe der Bundesregierung finanziert werden.

In den Schwerpunktsektoren Flugabwehr und Artillerie gab es nur geringe Fortschritte. Lediglich 8.500 Schuss 155 mm Artilleriemunition konnten übergeben werden. Damit stieg zwar die Menge auf 90.000 Schuss. Das ist bekanntlich angesichts des Bedarfs nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In der Rubrik „In Vorbereitung“ sind die drei vor zwei Wochen bestätigten drei Raketenwerfer HIMARS (ESuT berichtete) jetzt aufgeführt. Bei der Flugabwehr hat sich nichts getan.

Mit erneut zehn Kampfpanzern LEOPARD 1 A5 aus dem gemeinsamen Projekt mit Dänemark wuchs die Anzahl auf nunmehr 40 Panzer. Weitere 95 Panzer sollen mit Unterstützung der Niederlande folgen.

Der WiSENT 1 von FFG kann als Berge- oder Pionierpanzer konfiguriert werden. Er ist ¬– nach Anpassung – als Träger für Minenräumgeräte nutzbar. (Foto: FFG)

Für die Ausrüstung von Kampfpanzern Leopard 2, Schützenpanzern Marder und Pionierpanzern Dachs ist die Anzahl an Maschinengewehren MG3 um 20 auf 158 angewachsen. An Gewehren hat die Ukraine 540 Sturmgewehre MK 556 (neuer Bestand 1.525), 80 Präzisionsgewehre HLR 338 mit 60.000 Schuss Munition (Neuer Bestand 145) und 111 Gewehre CR 308 (neuer Bestand 231) erhalten. Hinzu kommen 1,8 Millionen Schuss Handwaffenmunition, womit die Gesamtzahl auf 50,6 Millionen Schuss angewachsen ist.

Die Pionierfähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte sind durch zahlreiche Übergaben von Unterstützungspanzern und Minenräumpflügen weiter ausgebaut worden. Die Panzer sind alle auf Basis des Kampfpanzer Leopard 1 hergestellt und nach langer Einsatzzeit so überholt worden, dass sie in der Ukraine weiter ihren Dienst tun können.

Unterstützungspanzer übergeben im Mai Bestand in der Ukraine Planung
Brückenlegepanzer Biber 1 19 7
Pionierpanzer Dachs 1 9 6
Bergepanzer 2 1 17 14
Minenräumpanzer WiSENT 1 4 34 4
Minenräumpflüge 2 55 k.a.

Wie die Tabelle zeigt, wird noch eine große Anzahl an Fahrzeugen in der Industrei aufbereitet und demnächst am die Ukraine übergeben.

Auch der Ausbau an Aufklärungskapazität kommt voran. Quantum Systems, die erst im April ein Produktionswerk in der Ukraine eröffnet haben (ESuT berichtete), lieferten 20 Aufklärungsdrohnen Vector mit Ersatzteilen, nachdem vorher bereits 212 dieser Geräte an die Ukraine übergeben wurden. Angekündigt ist die Lieferung weiterer 243 Vectro-Drohnen.

Der dänische Hersteller Sky-Watch hat über Dynamit Nobel Defence (DND) 34 Aufklärungsdrohnen RQ-35 Heidrun in der Ukraine übergeben. Jetzt nutzt die Ukraine 249 dieser Drohnen.

Im Bereich Logistikfahrzeuge hat die Ukraine 16 weitere Tankfahrzeuge Zetros von Daimler Trucks erhalten und kann jetzt 46 dieser Tankfahrzeuge einsetzen. Zur Lieferung vorbereitet werden darüber hinaus noch 24 Tankfahrzeuge. Die Lieferung von 20 Kühlfahrzeugen ebenfalls mit Trägerfahrzeug Zetros wird vorbereitet. Außerdem stehen noch 41 nicht näher bezeichnete Lkw von Daimler Trucks auf der Lieferliste.

Die in den letzten Wochen an die Ukraine gelieferten Geräte sind nicht unbedeutend. Aber die Anzahl ist zu gering, um die Kampfkraft in der Ukraine in der derzeit kritischen Phase entscheidend zu stärken. Dreierlei ist notwendig: mehr und schnellere Abgaben aus dem Bestand der Bundeswehr, schnellerer Abschluss von Verträgen mit der Industrie und Erhöhung des Outputs der Industrie.

Die Bundesregierung hat ja erkannt, dass die Ukraine-Hilfe unzureichend ist. Sie hat angekündigt, den Finanzierungsumfang um 3,8 Milliarden Euro aufzustocken. Damit würde der Ansatz im Einzelplan 60 auf 10,9 Milliarden Euro anwachsen. Aber es müssen auch Verträge abgeschlossen werden, die noch in diesem Jahr zu Kasse kommen. Dafür steht gerade noch etwas mehr als ein halbes Jahr zur Verfügung. Das ist knapp, sowohl für das BAAINBw als auch für die Industrie. In allen Bereichen sind die Kapazitäten ausgereizt. Also müssen neue Prioritäten gesetzt werden.

Gerhard Heiming