Per Pressemitteilung vom 9. Mai 2024 gibt Leonardo den Verkauf seines Bereichs Unterwasser-Rüstung an Fincantieri bekannt.
Der Unternehmensbereich Unterwasser-Rüstungssysteme (“Underwater Armaments & Systems” (UAS)) von Leonardo geht zurück auf Whitehead Alenia Sistemi Subacquei S.p.A.. Die hundertprozentige Tochter des italienischen Rüstungskonzerns war der Spezialist für den Bau von Unterwasserwaffen- und -elektroniksystemen, also Torpedo, Sonaranlagen und Unterwasser-Gegenmaßnahmen. 2016 fusionierte Whitehead Alenia mit Leonardo und wurde der Geschäftsbereich Unterwasserrüstung. Nach Angaben von Leonardo umfasst der Geschäftsbereich eine 50%ige Beteiligung an GEIE EuroTorp, in der sich die französischen Naval Group und Thales wiederfinden. Auf GEIE EuroTorp geht Entwicklung und Bau des leichten Torpedos MU90 zurück.
Im Jahr 2023 erwirtschaftete UAS mit seinen Produktionsstätten an den Standorten Livorno und Pozzuoli einen Umsatz von rund 160 Millionen Euro und ein EBITDA von 34 Millionen Euro. Leonardo gibt den Unternehmenswert mit insgesamt 415 Millionen Euro an. Er setzt sich aus einer festen Komponente in Höhe von 300 Millionen Euro, den „üblichen Preisanpassungsmechanismen und einer variablen Komponente“ in Höhe von „bis zu 115 Millionen Euro“ zusammen. Fincantieri beabsichtigt zur Finanzierung der Akquisition eine Kapitalerhöhung bis zu maximal 500 Millionen Euro, gestützt durch die Ausgabe von Optionen und Optionsscheinen in zwei Tranchen. Der Abschluss der Transaktion wird für Anfang 2025 erwartet.
Fincantieri und Leonardo arbeiten seit langem zusammen und sind auch im Überwassersektor eine feste internationale Größe. Bereits im Oktober 2023 zeichneten beide Unternehmen eine Absichtserklärung zur Verstärkung ihrer Zusammenarbeit im Unterwasserbereich. Ziel war die Bündelung der Expertise und Fähigkeiten.
Durch die Übernahme wird Fincantieri seine Position neben den Anwendungen im Sektor der Unterwasserwaffen auch im Bereich der Unterwasserakustik ausbauen können. Insbesondere wollen sich die Triester Schiffbauer als ein Kompetenzpartner im Bereich Unterwasserwaffen und -elektronik etablieren. Sie schielen dabei auf die Einrichtung des National Subsea Dimension Pole (PNAS), einer strategischen Drehscheibe für Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen zur Förderung, Entwicklung und Koordinierung von Synergien zwischen den verschiedenen nationalen Exzellenzen im Unterwasserbereich, in dem sich Fincantieri „als ein natürlicher Führer“ einbringen möchte.
Hans Uwe Mergener