Globale Navigationssatellitensysteme (GNSS) wie NavSTaR GPS (Navigational Satellite Timing and Ranging Global Positioning System), welches als erstes verfügbare System am bekanntesten ist, aber auch das europäische Galileo oder das russische Glonass (Global Navigation Satellite System) senden pausenlos mit (sehr schwachen) elektronischen Signalen ihre Position und die genaue Zeit. Aus den Signalen von mindestens vier Satelliten können Navigationssysteme am Boden die genaue Position berechnen und Zeitsignale zur Synchronisation von Aktivitäten am Boden bereitstellen. Mit der Auswertung einer größeren Anzahl von Satelliten steigt die Genauigkeit von Positions- und Zeitangaben. Dies wird u.a. bei der Fahrzeug-/Flugzeug-/Schiffsnavigation aber auch bei der Steuerung von zeitkritischen Anwendungen wie Stromnetzen, in modernen Telekommunikationsnetzen oder bei Finanztransaktionen genutzt.
Die schwachen Signale können bereits durch nur geringfügig stärkere terrestrische Sender überlagert (jamming) oder verfälscht und gezielt verändert (spoofing) werden.
In den letzten Wochen wurde aus Seegebieten in der Ostsee und im Mittelmeer vermehrt über solche Störungen berichtet, die aus Sicherheitsgründen zu Abbruch/Ausfällen von Schiffsfahrten und Flügen geführt haben. Als Verursacher werden russische Einheiten auf Schiffen oder auch an Land (z.B. in der Enklave Kaliningrad) vermutet. Das hat die Abhängigkeit vieler Standardvorgänge des täglichen Lebens von der Verfügbarkeit der GPS-Signale deutlich gemacht.
Auch in militärischen Waffensystemen sind Navigationssysteme weit verbreitet. Sie dienen u.a. bei Geschützen zur Beschleunigung bei der Ausführung von Feuerkommandos mit dem Ziel von präzisen Erstschusstreffern. Die Bedeutung steigt angesichts der verbesserten Aufklärungsmöglichkeiten und damit immer kürzeren Zeiten für einen Feuerhalt (shoot and scoot).
In Deutschland vertreibt die precise positioning management (ppm) GmbH GNSS-Antennen der Hexagon-Tochter NovAtel, die mit einer Anti-Jam-Technologie aus gestörten GNNS-Signalen zuverlässige Informationen bereitstellen. Die Baureihen GAJT-710 und 410 können nach der Beschreibung von Hexagon die Störsignale vollautomatisch erkennen und kompensieren. Das vollkommen gekapselte, seefeste Gerät mit einem Durchmesser von 289 mm und einer Höhe von 120 mm wiegt ca. 7,5 kg und sei u.a. für der Verarbeitung der Signale von GPS, Galileo und dem japanischen QZSS geeignet. Dabei können Störsignale mit bis zu 42 dB kompensiert bzw. unterdrückt werden.
Das neuere Gerät GAJT 410ML sei hinsichtlich Größe, Gewicht und Energieverbrauch (SWAP) optimiert und biete etwa das gleiche Leistungsvermögen wie die 710-Reihe. Es habe einen Durchmesser von 14 cm und eine Höhe von 9,5 cm bei einem Gewicht von 1,7 kg. Die typische Leistungsaufnahme beträgt 18 W. Die beiden GNSS-Antennen unterscheiden sich in der Anzahl der Antennenelemente (CRPA-Antenne). Die GAJT 710 bietet 7 Elemente und die 410 deren 4 zur Erkennung und Unterdrückung der Störsignale. Das GAJT710 System kann dabei die Richtung aus der die Störsignale kommen etwas präziser als das GAJT 410System bestimmen.
Ein weiterer großer Vorteil der GAJT Systeme ist, dass sie einfach bestehende Antennen ersetzen können und der Anwender mit den bereits vorhandenen GNSS Systemen, nun ‚jammingsicher’ weiterarbeiten kann. Die Energieversorgung und die Datenübertragung laufen bei dem GAJT 410 System über das schon verhandene Koaxialkabel(Antennenkabel). So muss z.B. bei einem gepanzerten Fahrzeug keine weitere Öffnung durch die Panzerung erstellt werden.
Nach Angaben von ppm liegt der Preis für die GAJT-Geräte im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich pro Stück. Das GAJT 710 ist rund doppelt so teuer wie das 410.
Gerhard Heiming