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Mit der Billigung der vierten Anpassung des Vertrages zur Beschaffung von Seefernaufklarungs- und U-Jagd-Flugzeugen P-8A Poseidon hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages den Weg freigemacht zur Bestellung weiterer drei Maschinen. Damit wächst die Poseidon-Flotte auf acht Maschinen und das Gesamtvolumen der Beschaffung um 1,1 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro, die aus dem Sondervermögen getragen werden. Die Beschaffung der ersten fünf Maschinen ist im Juni 2021 unter Vertrag gegangen (ESuT berichtete).

Die insgesamt acht Multi Mission Maritime Aircraft P-8A Poseidon sollen voraussichtlich zehn Jahre genutzt werden. Der vom BMVg prognostizierte Gesamtfinanzbedarf dafür beträgt rund 778 Millionen Euro.

Zusätzlich beschafft die Bundeswehr einen Simulator für die Ausbildung der Besatzungen, für den im Mai 180 Millionen Euro bewilligt worden sind (ESuT berichtete).

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Beginnend ab 2024 werden die P-8A Poseidon schrittweise die Aufgaben Seefernaufklärung und U-Boot-Abwehr übernehmen. (Foto: Boeing)

Die Kernfähigkeit des Waffensystems liegt in der U-Boot-Bekämpfung. Durch modernste Sensorik, Sonarbojen und Torpedos Mk54 können U-Boote aufgespürt und dann abgewehrt werden (Anti Submarine Warfare). Das Sensorsystem besteht aus modernen Rechenanlagen zur Akustikverarbeitung, einem Radar mit inverser synthetischer Apertur (ISAR) sowie einem Radar mit synthetischer Apertur (SAR) und weiteren elektronischen Unterstützungsmaßnahmen (ESM). Darüber hinaus ist das Waffensystem zur Ortung, Klassifizierung und Bekämpfung von Seezielen mit Lenkflugkörpern befähigt (Anti Surface Warfare). Die Fähigkeit zur optischen Aufklärung durch hochauflösende Kamerasysteme, die auch den Infrarotbereich abdecken, leistet einen weiteren Beitrag zur umfassenden Lagebilderstellung. Weiterhin kann die P-8A Poseidon in der Kampfführung auf moderne Kommunikations- und Datenlink-Systeme zurückgreifen. Sie nimmt mit ihrer Führungsfähigkeit im Kampf der verbundenen Kräfte eine besondere Rolle ein.

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Nach geplanter Auslieferung der Luftfahrzeuge im vierten Quartal 2024 bzw. ersten Quartal 2025 und jetzt bis 2026 ist der Betrieb beim Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholz vorgesehen, wo auch aktuell die P-3C Orion stationiert ist. Dort sollen auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten für die Sicherstellung des täglichen Flugbetriebes durch die Bundeswehr erbracht werden. Damit einhergehende technisch-logistische Unterstützungsleistungen (z. B. auch die Materialbewirtschaftung) sollen durch die Industrie erfolgen.

Der Betrieb des Waffensystems P-8A Poseidon ist nach aktuellem Stand als Interimslösung bis zur geplanten Indienststellung des deutsch-französischen Nachfolgewaffensystems Maritime Airborne Warfare System (MAWS) im Jahr 2035 vorgesehen. Somit wird das Luftfahrzeug P-8A Poseidon eine künftige Fähigkeitslücke schließen, die nach dem misslungenen Versuch der Modernisierung der P-3C Orion entstehen wird. Für die Orion ist das Nutzungsdauerende für 2025 festgelegt.

Gerhard Heiming