Emmanuel Macron hat am Sonntagabend, den 24. September, die Abreise des französischen Botschafters Sylvain Itté aus der nigrischen Hauptstadt Niamey „in den kommenden Stunden“ angekündigt. Außerdem würden die dort stationierten rund 1.500 französischen Soldaten das Sahel-Land bis zum Ende des Jahres verlassen. Somit müsse die französische Armee – nach Mali und Burkina Faso – wieder einmal einen „erzwungenen Abzug organisieren“, so die französische Tageszeitung „Le Figaro“.
Hintergrund dieser jüngsten Entwicklung ist der Militärputsch vom 26. Juli dieses Jahres, der den erst seit 2021 amtierenden, demokratisch gewählten, pro-französischen Staatspräsidenten Nigers, Mohamed Bazoum, gestürzt hat. Auch dieses Ereignis spielt Russland in die Karten, das beständig seinen Einfluss in der Sahelzone ausweitet.
Deutschland nun unter Zugzwang
Am 21. September besuchten der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und sein deutscher Amtskollegen Boris Pistorius die binationale Lufttransportstaffel „Rhein/Rhin“, ausgerüstet mit der C-130J „Hercules“, auf dem Luftwaffenstützpunkt 105 in Évreux-Fauville in der Normandie. Einen Tag zuvor erschien ein Interview der beiden Ressortchefs in der französischen Tageszeitung „Le Monde“, das auf der BMVg-Homepage eingestellt ist.
Pistorius wurde dabei auf die rund 100 deutschen Soldaten angesprochen, die sich aktuell auf dem vorgelagerten französischen Luftwaffenstützpunkt in Niamey befinden, und gefragt, ob Berlin plane, „diese Kräfte in Niamey stationiert zu lassen, selbst wenn die Militärregierung, die im Sommer geputscht hat, an der Macht bleibt?“ In seiner Antwort verwies der deutsche Minister zwar auf den Umstand, dass der Stützpunkt in der nigrischen Hauptstadt „eine wichtige Rolle bei der Rückverlegung aus dem benachbarten Mali“ spiele. Sollte aber das französische Militär Niger komplett verlassen, „würde sich selbstverständlich auch für uns die Frage eines Abzuges umso mehr stellen. Dann würden wir erneut prüfen“, so Pistorius. Mit der Bekanntgabe der Abzugsentscheidung vier Tage später durch Präsident Macron ist dieser Prüffall nun eingetreten.
Dr. Gerd Portugall