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Mit der Kiellegung der ersten Fregatte der Tamandaré-Klasse am 24. März erreichten die brasilianische Marine und Águas Azuis, ein Joint Venture von thyssenkrupp Marine Systems (tkMS), Embraer Defense & Security und Atech, einen bedeutenden Meilenstein. Diese Zeremonie fand auf der thyssenkrupp-Werft Estaleiro Brasil Sul in Itajaí, Santa Catarina, statt. Neben dem Befehlshaber der brasilianischen Marine, Admiral Marcos Sampaio Olsen waren zahlreiche hochrangige Vertretern aus dem Verteidigungssektor und der maritimen Industrie anwesend. Aus Deutschland war tkMS-Chef Oliver Burkhard angereist.

Bei der Kiellegung wurde der Konstruktionsblock des vorderen Maschinenraums an seinen künftigen Bauplatz positioniert. Die Stahlstruktur wiegt etwa 52 Tonnen und wird zwei Antriebsmotoren, ein Getriebe sowie mehrere Pumpen und Hilfsaggregate aufnehmen. Der Pressemitteilung von tkMS zufolge hat die Bauweise in Blöcken, die später montiert werden, Vorteile gegenüber den früheren Vorgehensweisen. Einbauten und Fundamente können im Voraus installiert werden, was die Platzierung der Ausrüstung an Bord erleichtert. Jede Abteilung kann in den verschiedenen Produktionsphasen selbstständig arbeiten. Darüber hinaus erfolgt die Konstruktion weitgehend papierlos. Thyssenkrupp Estaleiro Brasil Sul arbeitet, eigenen Angaben zufolge, bei der Herstellung der Tamandaré-Einheiten ausschließlich mit digitalen Zeichnungen.

Nächsten Arbeitsschritte sind die Fertigung des hinteren Maschinenraum-Blocks. Darauf folgt die Vervollständigung des Schiffskörpers mit den bereits gefertigten Blöcken. Den Verlautbarungen zufolge liegt der Baufortschritt derzeit bei 34 Prozent. Etwa ein Viertel der mehr als fünfzig Blöcke sei in der Montage. Die Qualifizierung des Personals, das für die Wartung der Schiffssysteme zuständig sein wird, ist zu etwa 50 Prozent abgeschlossen. Brennbeginn der Rumpfplatte für die zweite Fregatte soll noch in diesem Jahr erfolgen.

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Grafische Darstellung der Fregatten der Tamandare-Klasse (Grafik: tkMS)

Die neuen Fregatten basieren auf dem Konzept MEKO A100 von tkMS. Der auf Modulen basierende Entwurf vereinfacht die lokale Integration von Systemen und den Technologietransfer, und trägt zur Senkung der Anschaffungs-, Wartungs- und Modernisierungskosten bei. Die MEKO Klasse vereint moderne Technologie und robuste Kampffähigkeit. Die Fregatten mit eine Länge von 107,2 m und einer Breite von 15,95 m verdrängen 3.455 Tonnen bei einem Tiefgang von 5,2 m und werden von vier MAN 12V 28/33D STC Dieselmotoren mit je sechs MW Leistung angetrieben. Die Marschgeschwindigkeit ist mit 14 Knoten (26 km/h) angegeben. Die Versorgung mit elektrische Energie erfolgt über vier Dieselgeneratoren Caterpillar C32 mit je einem Megawatt elektrischer Leistung.

Die Sensorausstattung umfasst u.a. das Artisan 3D-Radar von BAE Systems, ein Oberflächenradar (S-Band) und ein Navigationsradar (x-Band) von Raytheon, das Feuerleitradar STIR 1.2 EO Mk2 von Thales, das elektro-optische Sicht- und Feuerleitsystem Paseo XLR von Safran und das Rumpfsonar ASO 713 von ATLAS Elektronik.

Die Bewaffnung ist ein Mix aus Kanonen und Flugkörpern. Die Artillerie sind Schiffsgeschütze 76/62 mm von Leonardo und 40 Mk 4 von Bofors sowie der Flugkörper Exocet MM40 B1/B3 und Sea Ceptor (CAMM) von MBDA Systems. Die Fregatten verfügen über den Torpedowerfer TLS-TT von SEA und die ferngesteuerte Waffenstation Sea DeFnder mit schwerem Maschinengewehr 12,7 mm für die Nahbereichsabwehr von FN Herstal sowie das Täuschkörpersystem C-Guard von Terma.

Das auf vier Einheiten ausgelegte Fregattenprogramm der Tamandaré-Klasse ist ein anspruchsvolles Schiffbauprojekt, mit dem sich Brasilien nicht nur die Erfüllung seiner verteidigungspolitischen Ziele verspricht. Das Programm soll den Technologietransfer ermöglichen und die lokale Industrie beleben. Etwa 2.000 direkte und 6.000 indirekte Arbeitsplätze stehen im Zusammenhang mit Tamandaré. Baubeginn war am 5. September 2022 mit dem ersten Stahlschnitt der Rumpfplatte der ersten Fregatte eingeleitet. Der Stapellauf der ersten Einheit ist für Mitte 2024 und ihre Übergabe an die brasilianische Marine für Ende 2025 geplant.

hum / ck