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In aufgeklärten, progressiven Milieus dient das, was Willy Brandt gesagt hat, weil er es war, der es gesagt hat, oft als eine Art Letztbegründung für die moralische Richtigkeit politischer Positionen. Das deckt sich in Ton und Haltung allerdings nicht immer mit dem, was damals und heute als politisch korrekt galt und gilt.

Willy Brandt hat in seinem politischen Testament, seinem Brief an die 1992 in Berlin tagende Sozialistische Internationale, entgegen dem damaligen Zeitgeist darauf hingewiesen, dass die Welt sich nicht quasi naturgesetzlich zum Besseren wandelt, auch wenn nach dem Zusammenbruch des Sowjetkommunismus und dem Ende des Ost-West-Konflikts Freiheit und Selbstbestimmung, Demokratie und das Streben nach Wohlstand und Glück ganz selbstverständlich geworden zu sein schienen: „Unsere Zeit steckt […] voller Möglichkeiten – zum Guten und zum Bösen“, schrieb er.

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