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Die spanische Marinewerft Navantia hat am zweiten Adventssonntag  „HAIL“, die dritte von fünf Korvetten an die Royal Saudi Naval Force (RSNF) übergeben. Riad bestellte 2018 bei Navantia fünf Avante-2200-Korvetten. Neben dem Bau in Spanien beinhaltet der damals mit 1,8 Milliarden Euro bezifferte Vertrag logistische Unterstützung, Ausbildung einschließlich der Bereitstellung von Schulungs- und Ausbildungseinrichtungen – sowohl für das Waffeneinsatz- als auch für das Plattformkontrollsystem der Schiffe. Auch die Unterstützung während des gesamten Lebenszyklus sowie die Bereitstellung verschiedener Dienstleistungen für die Wartung der Schiffe im Marinestützpunkt Jeddah waren vorgesehen. Die Fachpresse bezeichnete den Deal als den größten Auftrag in der Geschichte der staatlichen spanischen Werften mit einem ausländischen Kunden.

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Die HAIL bei ihrer Indienststellung, Foto: Navantia

Die fünf Einheiten sind zwischenzeitlich alle zu Wasser gelassen. Die Werft hat sich festlegen lassen, dass die Auslieferung jeweils drei Jahre nach Baubeginn (Schneiden des ersten Stahls) zu erfolgen hat. „Al Jubail“ lief im Juli 2020 vom Stapel, gefolgt von „Al Diriyah“ im November 2020, „Hail“ im März 2021, „Jazan“ im Juli 2021 und „Unayzah“ im Dezember 2021. Die Arbeiten an Baunummer vier und fünf dieser Korvettenklasse sollen in Saudi-Arabien abgeschlossen werden. Das letzte Schiff soll im Februar 2024 ausgeliefert werden.

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Der Stapellauf der „Unayzah“, Foto: Navantia

Derweil wurde bekannt, dass Navantia weitere Kriegsschiffe an das arabische Land liefern wird. Unter Berufung auf eine Meldung der saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA vom 1. Dezember 2022 berichtet die arabische Tageszeitung Asharq Al-Awsat über den Abschluss einer Absichtserklärung zur Verstärkung der Rüstungszusammenarbeit mit Spanien. Demnach hat das saudische Verteidigungsministerium, vertreten durch die Rüstungsbeschaffungsbehörde SAMI, mit Navantia ein ‚Memorandum of Understanding‘ für den Bau einer nicht bezifferten Anzahl von Mehrzweckkampfschiffen unterzeichnet. Die formelle Verständigung fand in Gegenwart des saudischen Verteidigungsministers Prinz Khalid bin Salman bin Abdulaziz und der spanischen Ministerin für Industrie, Handel und Tourismus María Reyes Maroto statt.

Mit dem Abschluss wird nicht nur die Verstärkung der Königlich Saudischen Marine verfolgt. Indem die spanische Werft sich zum Bau und zur Integration der Waffen-, Sensor- und Schiffsbetriebssysteme vor Ort verpflichtet hat, sieht sich Riad einen Schritt weiter auf dem Weg zur Erfüllung seiner ‚Vision 2030‘. Sie sieht unter anderem vor, bis zum Jahr 2030 mehr als die Hälfte der Rüstungsinvestitionen lokal zu vergeben.

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In Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit Prinz Khalid bin Salman bin Abdulaziz, Verteidigungsminister, und Ihrer Exzellenz, Frau Reyes Maroto Illera, Industrieministerin Spaniens, unterzeichneten das Verteidigungsministerium und die Generalbehörde für Militärindustrie eine Absichtserklärung mit Navantia über den Bau mehrerer Mehrzweckkampfschiffe für die saudischen Seestreitkräfte. Foto: Navantia

Anders als Deutschland sind andere Länder der westlichen Wertegemeinschaft lockerer im Umgang mit Saudi-Arabien als Rüstungspartner. Zum besseren Management gemeinsamer Rüstungszusammenarbeit gründeten Navantia und SAMI (Saudi Arabian Military Industries) 2018 bereits das Joint Venture SANNI (SAMI-Navantia Naval Industries). Im Oktober 2019 zeichnete SANNI einen Vertrag in Höhe von 985,5 Millionen US-Dollar (ca. 880 Millionen Euro), um gemeinsam die Integration des Führungs- und Waffeneinsatzsystems in die zukünftigen Korvetten zu realisieren. 2019 ging die französische Naval Group mit SAMI ein ähnliches Joint Venture ein, unter dessen Ägide der Bau bzw. die Lieferung von Fregatten, Korvetten/OPV und weiterem Rüstungsmaterial abgewickelt werden soll. Im Dezember 2019 wurde bekannt, dass Lockheed Martin einen Auftrag über 1,96 Milliarden US-Dollar für den Bau von vier Multimissionsschiffen (MMSC – Multi-Mission Surface Combatant) für Saudi-Arabien erhalten hat. Sie sind aus dem Entwurf der Küstenkampfschiffe (LCS – Littoral Combat Ship) der Freedom-Klasse abgeleitet.

Während Frankreich Patrouillenboote (HSI 32) nach Saudi-Arabien liefert (ESuT berichtete), wurde in Deutschland der damaligen Fr. Lürssen Werft der Export von Patrouillenbooten in das Land auf der arabischen Halbinsel untersagt.

Hans Uwe Mergener