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Das Bremer Startup-Unternehmen Polaris Raumflugzeuge hat nach eigenen Angaben bereits am 8. November vom Flugplatz Peenemünde den Erstflug des Raumflugzeug-Demonstrators ATHENA erfolgreich durchgeführt. ATHENA wurde dem Unternehmen zufolge im Auftrag der Bundeswehr im März 2022 gebaut. Es handle sich bereits um den dritten von Polaris gebauten und geflogenen skalierten Raumflugzeug-Demonstrator und das erste im Kundenauftrag gebaute Fluggerät.

Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, fand der Erstflug in einem eigens für Polaris eingerichteten Flugbeschränkungsgebiet (ED-R) statt, das von der Deutschen Flugsicherung für die Flugerprobung eingerichtet wurde. Der ED-R umfasst den Flughafen Peenemünde und die angrenzenden Gewässer der Ostsee mit einer Gesamtfläche von 260 Quadratkilometern.

Das Flugzeug wurde ferngesteuert, unterstützt von einem automatischen Flugregler zur Fahrzeugstabilisierung und Vermeidung von Strömungsabrissen sowie einem Beyond-Visual-Line-Of-Sight (BVLOS)-Telemetriesystem. Bei dem ersten Flug wurde eine Strecke von etwa zehn Kilometern zurückgelegt.

Athena ist laut Hersteller 3,5 m lang und hat eine Abflugmasse von 120 kg. Das Fahrzeug ist zunächst mit vier Turbinenmotoren ausgestattet und soll mit Turbinenantrieb eine Geschwindigkeit von Mach 0,4 erreichen. Der Mittelteil des Fahrzeugs ist für die spätere Integration eines Raketentriebwerks und eines entsprechenden Raketentreibstoffsystems ausgelegt, was die Leistung des Flugzeugs erheblich steigert. Die starke und steife Flugzeugstruktur ist für seitliche Manöverbelastungen von 6,6 g ausgelegt, während das robuste Fahrwerk für zusätzliche Haltbarkeit bei harten Landungen sorgen soll.

Polaris entwickelt nach eigenen Angaben wiederverwendbare Mehrzweck-Raumflugzeuge. Zu den besonderen Merkmalen gehören das flugzeugähnliche Starten und Landen auf konventionellen Start- und Landebahnen sowie die Fähigkeit, die Einsatzbasis autonom zu wechseln. Die Wiederverwendbarkeit und der flugzeugähnliche Betrieb führen nach Aussage des Unternehmens zu grundlegenden Kostensenkungen im Vergleich zu herkömmlichen Raketen und ermöglichen ein noch nie dagewesenes Maß an Reaktionsfähigkeit, Flexibilität und Sicherheit.

Nach Aussage von Alexander Kopp von Polaris will sein Unternehmen einen Hyperschall-Flieger entwickeln, der in erster Linie Satelliten in den Weltraum bringen soll. Ein Prototyp eines solchen Flugzeugs soll 2025 fertiggestellt werden. Neben dem Transport von Lasten ins All könne mit einem solchen Flugzeug allerdings auch Hyperschall-Aufklärung betrieben werden, so Kopp. Da es dem Flieger möglich sei, in Höhen jenseits der 100 Kilometer – also in den Weltraum – vorzustoßen, könne damit auch Aufklärung in Friedenszeiten erfolgen, ohne den Luftraum eines Staates zu verletzen. Da das Konzept zur Erreichung der Hyperschallgeschwindigkeit von mehr als Mach 5 auf Raketentriebwerke setzt, ist seine Flugbahn nach Angaben des Polaris-Managers innerhalb der Atmosphäre wesentlich flexibler als die eines vergleichbaren Fliegers mit luftatmendem Antrieb.

Redaktion / lah