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Die tschechische Luftwaffe wird neben den bereits bestellten 12 US-Hubschraubern weitere acht Maschinen als Militärunterstützung durch die USA erhalten. Dies gab Verteidigungsministerin Jana Černochová am Rande eines Truppenbesuchs bekannt. Ab 2023 soll laut der Ministerin die Ablösung der aktuell betriebenen Mi-35/24V-Flotte beginnen können.

Die tschechischen Streitkräfte betreiben aktuell eine Mischflotte von acht Mi-35/24V-Kampfhubschraubern, die zunehmend als technisch veraltet gelten und auch im Betrieb mit vielfältigen Problemen ringen. So besteht unter anderem seit 2014, bedingt durch das Embargo gegen Russland, keine Möglichkeit, die integrierten Panzerabwehrlenkflugkörper nachzubeschaffen. Daher hat die tschechische Regierung bereits im Dezember 2019 acht Mehrzweckhubschrauber UH-1Y Venom und vier Kampfhubschrauber AH-1Z Viper in den USA bestellt. Diese werden im Lichte der gestiegenen Bedrohung durch den Ukrainekrieg von den USA um weitere sechs Viper und zwei Venom ergänzt. Ministerin Černochová betonte, dass es sich um gebrauchte, aber vollständig einsatzfähige Maschinen handele. Die Übereinkunft über die Unterstützungsmaßnahme in Form der weiteren acht Hubschrauber sei bereits im April, bei einem Besuch der Ministerin in Washington, erfolgt. Die Tschechische Republik übernimmt nur die Kosten für den Transport und eine Grundüberholung, in dessen Rahmen auch Anpassungen bzw. kleinere Umbauten vorgenommen werden. Zu dem weiteren Schicksal der Mi-35/24V-Flotte äußerte sich der Direktor der Abteilung für Streitkräfteentwicklung im Verteidigungsministerium, Brigadegeneral Petr Čepelka. Die Kampfhubschrauber könnten sowohl als Ersatzteilspender für die stark modernisierten Transporthubschrauber Mi-171Š fungieren, als auch zum Verkauf angeboten werden.

Der auf dem AH-1W SuperCobra basierende Kampfhubschrauber AH-1Z Viper ist genauso wie die UH-1Y Venom Teil des H-1 Upgrade Program, welches 1996 vom US Marine Corps an Bell Helicopter vergeben wurde. Ziel war die Steigerung der Kampfkraft bei gleichzeitiger Erhöhung der Betriebssicherheit und Reduktion der Lebenszykluskosten. Letzteres wurde unter anderem dadurch erreicht, dass beide Luftfahrzeuge unter anderem im Bereich der Komponenten, der Betriebssoftware, der Instrumente, aber auch des Antriebes und des Heckauslegers einen Gleichteileanteil von über 80 Prozent aufweisen. Dieser sich auch auf die logistische Bewirtschaftung günstig auswirkende Umstand macht den parallelen Betrieb beider Muster zusätzlich attraktiv.

Die Umschulung der Piloten und Techniker erfolgt in zwei Gruppen in den USA. Zudem wird das mobile Schulungsteam des Herstellers Bell Helicopter das Personal vor Ort in der Tschechischen Republik über zwei Jahre hinweg beim Betrieb der Hubschrauber unterstützen. Diese schließt auch die Ausbildung an den neuen Waffensystemen ein, welche unter anderem Panzerabwehrlenkflugkörper AGM-114 Hellfire und AIM-9 Luft-Luft-Lenkwaffen umfassen. Unterstützt wird die Ausbildung durch ein eigenes Simulationszentrum.

Auch die tschechische Rüstungsindustrie, darunter die Unternehmen LOM Praha und VTÚ sowie Ray Service, Aero Vodochody und die VR Group profitieren von dem Projekt. Ihre Beteiligung an der Wertschöpfung liegt bei etwa einem Drittel des gesamten Auftragsvolumens. Beispielhaft für das Engagement der tschechischen Industrie wird LOM Praha die Wartung für die Hubschrauber über den gesamten Lebenszyklus der Systeme im eigens dafür errichteten Werk durchführen.

Kristóf Nagy