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Die Tschechische Republik will ihre Luftwaffe modernisieren und dafür Kampfflugzeuge des Typs F-35 Lightning II in den USA kaufen. Das teilte das Verteidigungsministerium heute in Prag mit. Verteidigungsministerin Jana Černochová sei bevollmächtigt worden, die Verhandlungen mit der US-Regierung zur Beschaffung von 24 Maschinen des Typs F-35 aufzunehmen, heißt es in der Mitteilung weiter.

Außerdem wurde bekanntgegeben, dass das Kabinett die Ausschreibung für neue Schützenpanzer annuliert hat und nun Gespräche mit der schwedischen Regierung zum Kauf von CV90-Schützenpanzern aufgenommen werden sollen.

Die Ministerin kündigte an, ein interministerielles Verhandlungsteam bilden zu wollen, um mit den USA über die Beschaffung der 24 Flugzeuge zur Ausstattung von zwei Staffeln zu sprechen. Beobachter gehen davon aus, dass es sich um die Variante F-35 A handeln wird. Bislang setzt die tschechische Luftwaffe nur 14 in Schweden geleaste Kampfflugzeuge des Typs Saab JAS-39 Gripen C ein.

Der F-35-Hersteller Lockheed Martin begrüßte die Entscheidung der tschechischen Regierung in einem Statement und kündigte die umfassende Unterstützung der US-Regierung bei den Diskussionen zur Beschaffung an. Da es sich um ein Geschäft zwischen Regierungen handele, sollten Fragen zur F-35 und den tschechischen Wünschen am Besten über die jeweiligen Regierungsstellen geklärt werden, so das Unternehmen.

Ministerin Černochová zufolge beruht die Entscheidung für die F-35 auf einer Analyse der Streitkräfte, aus der hervorgeht, dass nur Kampfflugzeuge der 5. Generation in der Lage sein werden, die Missionsanforderungen auf den künftigen Gefechtsfeldern zu erfüllen. Über die Beschaffung sei dagegen jetzt zu entscheiden, da die Kosten für Waffensysteme steigen, während die Fertigungskapazitäten und das Vormaterial knapp würden, was die Vorlaufzeiten verlängere, so die Ministerin. Schon jetzt betrügen die Vorlaufzeiten Jahre, erläuterte die Ministerin mit dem Blick auf das Auslaufen des Leasingvertrages für die 14 Saab JAS-39 Gripen im Jahr 2027.

Die Regierung begründet die Aufstockung der Kampfflugzeuge-Flotte damit, dass die derzeitige Anzahl den aktuellen Aufgaben nicht mehr gerecht werde und sich die Zahl der zu erwartenden Missionen aufgrund der verschlechterten Sicherheitslage weiter zunehmen werde.

„Die F-35 Lightning II wird auch im Jahr 2040 noch ein sehr wettbewerbsfähiges Flugzeug sein, während die so genannte Generation 4+ bis dahin veraltet sein wird“, erläuterte Generalstabschef Generalmajor Karel Řehka den Bedarf der tschechischen Streitkräfte.

Darüber hinaus sei die F-35 nicht nur ein Kampfflugzeug, sondern biete auch Fähigkeiten zur Luftverteidigung, könne als hochmodernes Überwachungs- und Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentrum fungieren und sei dabei Teil eines breiten Netzwerks des Internets der Dinge einschließlich unbemannter Luftfahrzeuge. Die F-35 sei in der Lage, Missionen durchzuführen, die völlig außerhalb der Fähigkeiten der derzeitigen Flugzeuge liegen, so Řehka weiter.

Dem tschechischen Verteidigungsministerium zufolge handelt es sich bei der F-35-Beschaffung um eine kosteneffiziente Lösung, da man die gleiche Ausrüstung mit den Vereinigten Staaten, Polen und einer Reihe anderer NATO-Bündnispartner teilen werden. Dadurch würden die Zusammenarbeit, die gemeinsame Ausbildung und die gemeinsame Nutzung von Fähigkeiten gestärkt, so das Ministerium. Auch die Bundeswehr wird mehr als 30 Maschinen des gleichen Typs für die Luftwaffe beschaffen.

Die tschechische Regierung hatte in den vergangenen Monaten Presseberichten zufolge auch mit Saab Gespräche über einen Kauf der Gripen E geführt. Lockheed hatte neben der F-35 auch die F-16 Block 70/72 angeboten, wobei dieses Angebot später zurückgezogen wurde, nachdem die tschechische Seite die Präferenz für die F-35 signalisiert hatte.

Redaktion / lh