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Der Ukrainekrieg wird immer mehr zu einem Konflikt, der nicht nur regional- und globalpolitische Auswirkungen, sondern – vor allem aus russischer Sicht – tiefgreifende historische Ursachen hat. Die Ursachen für den Krieg sind sehr komplex, wie wir es auch schon bei anderen Konflikten des postsozialistischen Raums wie z. B. auf dem Balkan oder im Kaukasus erlebt haben.

Die Ukraine als territoriale Bruchstelle zwischen dem europäischen und slawischen Kulturkreis zeichnet sich hierbei durch historisch gewachsene Instabilitäten aus. So sind die Landstriche zwischen den Strömen Dnepr und Don bis ins 9. Jahrhundert Einzugsgebiet verschiedener Regionalmächte gewesen. Die Formierung des Kiewer Rus als Keimzelle späterer ostslawischer Reiche war zwar von diesem Zeitpunkt an das politische und kulturelle Machtzentrum der Region, verlor jedoch spätestens mit der mongolischen Invasion Anfang des 13. Jahrhunderts an Bedeutung. Der darauffolgenden ethnisch-kulturellen Zersplitterung des Landes zum Trotz verfestigte sich ab diesem Zeitpunkt eine nachhaltige Abneigung gegenüber Fremdherrschern. Bis ins 17. Jahrhundert kanalisierte sich diese Abwehrhaltung allem voran gegenüber der zaristischen Großmacht, welche Kleinrussland als ihr natürliches Hoheitsgebiet ansieht.

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