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Militärische Landfahrzeuge bewegen sich naturgemäß auf unebenem Gelände. Fahrzeugbewegungen und Rückstoß aus dem Schuss müssen kontinuierlich und direkt kompensiert werden, um das Ziel präzise anzuvisieren. Und das zuverlässig, wartungsfreundlich und kosteneffizient über Jahrzehnte. Innovationen an diesem Fahrzeugteil brauchen Mut – und meist auch Geduld. Um die Entwicklung von Stabilisierungssystemen militärischer Landfahrzeuge zu vereinfachen und zu beschleunigen, braucht es manchmal aber auch erst einmal mehr Komplexität. Am Ende stand nicht nur ein modularer Baukasten, sondern auch eine Blaupause für andere Technologiebereiche.

Mehr Kosteneffizienz und Zeitersparnis

Zeit ist bei der Entwicklung und Produktion von militärischen Fahrzeugen nicht nur Geld, sondern auch relativ. Von der Idee bis zum ersten Einsatz vergehen Jahre. Die Fahrzeuge sind wiederum Jahrzehnte im Einsatz, bevor sie Reparaturen und Upgrades benötigen. Das Problem: Wichtige Technologiesprünge und die beste Lösung benötigen ebenfalls mehrere Jahre Entwicklungszeit – und drohen deshalb oft auf der Strecke zu bleiben. Vor allem, weil sie je nach Land und Einsatzplanung anders ausfallen. Das gilt auch für die Turm- und Waffenstabilisierung militärischer Landfahrzeuge, für die VINCORION seit Jahrzehnten Lieferant ist.

„Für uns stand irgendwann fest, wir müssen individuelle Spezifikationen schneller und effizienter umsetzen können und unseren Kunden gleichzeitig eine technisch noch bessere Lösung bieten, für Upgrade-Programme wie für Entwicklungsprojekte, für kleine wie für große Serien“, beschreibt Christoph-Krüger Leineweber, Vice President Development bei VINCORION. Der Schlüssel Entwicklung und Produktion zu vereinfachen und gleichzeitig die Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten beizubehalten: Modularität.

Konfigurationsmanagement baut schrittweise Komplexität ab

Für das Projekt drehten die Entwickler einmal komplett die Perspektive: Statt eines konkreten Auftrags mit bestimmten Anforderungen dachte das Team ausgehend von bekannten Herausforderungen wie etwa stark steigenden Energiebedarfen in den Fahrzeugen oder sehr beengten Bauräumen. „Wir haben mit verschiedenen OEM, Kunden und Partnern gesprochen, unsere bisherigen Erfahrungen aus den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern einbezogen und standen zu Beginn erst einmal vor einem noch komplexeren Bündel aus Prozessen, Dokumenten und Bauteilen“, schildert Christoph Krüger-Leineweber.

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Die Prototypenkonfiguration des GTD ChaserV (Foto: VINCORION)

Nicht nur die Entwickler waren gefragt hier Ordnung zu schaffen und die Idee eines modularen Baukastens für die Turm- und Waffenstabilisierung in die Realität zu transportieren. Vom Softwareingenieur über den Kundendienst und das Produktmanagement bis hin zum Obsoleszenz-Einkäufer musste von Anfang an die komplette Wertschöpfungskette einbezogen werden. Denn auch für Wartung und Upgrades ergibt sich eine enorme Zeit- und Kosteneffizienz, wenn man in Bausteinen denkt, statt im komplexen System.

Maßgeschneidert im Baukastenprinzip

Ein großer Vorteil: Das Grundgerüst aus Kontroll- und Leistungselektronik, Sensorik und elektromechanischen Antrieben wurde bereits im Leopard, in der Panzerhaubitze 2000 oder auch dem Puma feldtauglich erprobt. Trotzdem war es etwas Besonderes, als der Prototyp auf dem Teststand die umfassenden Prüfungen bestand und erstmals in einem Demonstrator zum Einsatz kam. Mit dem Know-how aus der mechatronischen

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GTD chaserV (Foto: VINCORION)

Entwicklung und Wartung militärischer Plattformen hat VINCORION mit dem modularen Baukasten namens GTD chaserV ein kraftvolles System geschaffen mit wartungsfreundlichen Austausch- und Instandsetzbarkeiten, kurzen Entwicklungszeiten, vereinfachter Ersatzteillogistik und kurzen Beschaffungszyklen samt Overhaul und Ersatzteilversorgung über Jahrzehnte. Kurzfristig und individuell lässt sich dieser, bestehend aus Kontroll- und Leistungselektronik, Sensorik und elektromechanischen Antrieben verbunden über einen Echtzeit-Systembus, an jede Plattform anpassen und mittels einfach konfigurierbaren Schnittstellen anbinden.

Think outside the box

Innovation heißt auch, gemeinsam Risiken zu wagen. Ein neuer Entwicklungsprozess braucht ein engagiertes Team, das sich aufeinander verlassen kann und in neuen Mustern denkt. So entstand aus einer Vision nicht nur ein konkretes Produkt, sondern auch eine neue Methodik mit anderen Prozessen. Und die lassen sich wiederum auf andere Technologien und Märkte übertragen. Das heißt zwar am Ende auch viel Produktpflege und stetige Optimierung, ist aber gleichzeitig der Nährboden für neue Visionen, Projekte und Wege. Das gilt auch für den GTD chaserV.


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