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Der Bremer Startup-Unternehmen Polaris Raumflugzeuge hat nach eigenen Angaben von der Bundeswehr den Auftrag erhalten, den Einsatz des selbst konzipierten Aurora-Raumflugzeugs für Aufklärungsmissionen zu untersuchen. Das in der vergangenen Woche gestartete Projekt Rapid Deployable Reconnaissance System (RDRS) habe eine Laufzeit von vier Monaten und werde mit rund 250.000 Euro gefördert, teilte das Unternehmen mit.

Wie ein Polaris-Sprecher auf Nachfrage erläuterte, handelt es sich zunächst um eine so genannte Papierstudie. Der Bau eines Raumtransporters, der eine niedrige dreistellige Millionensumme erfordere, sei nicht vorgesehen. Das Projekt RDRS befasst sich den Angaben zufolge mit den technischen und operationellen Eigenschaften von Luftfahrzeug und Mission sowie mit regulatorischen und Zertifizierungsaspekten. Unterstützt wird das Unternehmen durch das DLR-Institut für Flugführung und die BHO Legal.

Polaris entwickelt nach eigenen Angaben das wiederverwendbare Raumflugzeug Aurora mit einer projektierten Länge von 28 Metern basierend auf ersten Konzepten, die im Zeitraum 2015 bis 2018 im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erarbeitet wurden. Aurora ist Polaris zufolge für einen flugzeugähnlichen Start und eine flugzeugähnliche Landung auf konventionellen Start- und Landebahnen überall auf der Welt ausgelegt und soll über eine autonome Fährflugfähigkeit verfügen.

Für Start, Landung und Transferflüge sind laut dem Sprecher konventionelle Jet-Triebwerke des Typs EJ200 vorgesehen, wie sie auch der Eurofighter nutzt. Für die eigentliche Einsatzmission sollen dann klassische Raketentriebwerke gezündet werden. Beobachter gehen davon aus, dass ein solches Raumflugzeug womöglich Geschwindigkeiten im Hyperschallbereich von Mach 7 bis Mach 10 erreichen könnte. Während in der RDRS-Studie der Fokus auf der Nutzung von Aurora als Träger von Aufklärungssensorik liegen soll, sieht Polaris die primäre Mission des unbemannten Raumflugzeugs in Satellitenstarts in der Klasse von 800 bis 1.000 kg Nutzlast.

Die Studie soll in Zusammenarbeit mit dem Institut für Luft- und Raumfahrttechnik der Technischen Universität Dresden überdies das Potenzial des Einsatzes von so genannten Aerospike-Raketentriebwerken für Aurora untersuchen. Diese versprechen deutliche Leistungssteigerungen gegenüber herkömmlichen Triebwerken. Die Dresdener Wissenschaftlicher haben dem Sprecher zufolge mittels 3D-Druck womöglich wichtige Fortschritte bei der Kühlung dieser Aerospike-Raketentriebwerken erzielt. Dies gelte es zu verifizieren.

Das Startup Polaris verspricht sich von seinem Konzept im Vergleich zu konventionellen Trägerraketen eine erhebliche Senkung der Startkosten bei gleichzeitig größerer Flexibilität und Verfügbarkeit. Darüber hinaus biete Aurora Fähigkeiten zur Bewältigung verschiedener kommerzieller sowie verteidigungsbezogener suborbitaler und hypersonischer Missionsszenarien mit einer Nutzlastkapazität von mehreren Tonnen, so das Unternehmen.

lh