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Über das U.S. Special Operations Command (USSOCOM) werden von Boeing 14 Chinook-Hubschraubern des Typs H-47 Extended Range für die britische Royal Air Force geliefert. Mitte Mai schon wurde der Vertrag über die Beschaffung der Hubschraubern über das Foreign Military Sales-Programm (FMS) der US-Regierung geschlossen. Boeing, der Hersteller der Hubschrauber, hat nun weitere Details über das Geschäft im Wert von 578 Millionen US-Dollar bekannt gegeben. Dieser Auftragswert überrascht, da der Gesamtwert des FMS-Abkommens mit 1,4 Milliarden Pfund beziehungsweise zwei Milliarden US-Dollar angegeben wurde. Ein Boeing-Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass es sich bei den 578 Millionen US-Dollar um den Preis für die 14 flugfähigen Hubschrauber handelt. Für den Betrag, der die Differenz ausmacht, werden Ersatzteilpakete, Missions-Equipment, logistische Unterstützungsleistungen und ähnliches geliefert.

Bei den Hubschraubern handelt es sich nach Firmenangaben um Block II Maschinen. „Das Vereinigte Königreich wird der erste internationale Betreiber eines Block II Chinook sein. Die Auslieferungen sollen im Jahr 2026 beginnen“, heißt es. Bei dem Bild, dass das Unternehmen für die Illustration der Presseerklärung auf Twitter gewählt hat, handelt es sich um eine MH-47G des USSOCOM. Die MH-47G ist eine Spezialkräfteversion des Chinooks, welche bis jetzt ausschließlich den US-Spezialkräften vorbehalten war.

Die genaue Konfiguration der britischen Maschinen wurde nicht bekannt gegeben. In Fachkreisen wird jedoch seit geraumer Zeit darüber diskutiert, dass diese eine gewisse Ähnlichkeit mit der MH-47G Block II aufweisen werden. Dies scheint sich zu bestätigen.

Boeing MH-47G Block II

Die Boeing MH-47G Chinook ist die Spezialkräfte-Variante des weitverbreiteten CH-47-Chinook-Transporthubschraubers. Die erste MH-47G wurde im Mai 2004 an das United States Army Special Operations Command (USASOC) ausgeliefert.

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Bei der G-Variante handelt es sich um einen Hubschraubertyp, der sich durch spezielle Erweiterungen und Systeme von den normalen Chinook-Maschinen unterscheidet. So verfügen diese Systeme über die Fähigkeit zur Luftbetankung, ein zusätzliches Fenster für einen Bordschützen sowie diverse Selbstschutzsysteme – Common Missile Warning System (CMWS), einen integrierten Störsender, ein Laserwarngerät sowie XM216-Flares. Außerdem kann der Hubschrauber mit Special-Operations-Ausrüstungen wie Fast Rope Insertion Extraction System (FRIES), einem Special Patrol Insertion and Extraction System (SPIES), einer Strickleiter, einer elektrisch betriebenen Rettungswinde sowie einem Personnel Location System (PLS) ausgestattet werden.

Einziger Betreiber dieser Hubschraubervariante, welche beispielsweise in der Operation „Neptune Spear“ eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist das 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne) der U.S. Army. Die Night Stalkers, so der umgangssprachliche Verbandsname, sind das Hubschrauber- und Drohnenregiment des USSOCOM. Es bildet mit seinen speziell modifizierten Fluggeräten die Lufttransportkomponente für Spezialkräfte der US-Streitkräfte.

Bisher wurde Boeing vom USSOCOM mit drei Verträgen beauftragt, insgesamt 24 MH-47G Block II Hubschraubern herzustellen und zu liefern. Es wird erwartet, dass sich die Anzahl auf bis 69 Maschinen erhöhen könnte. Die erste MH-47G Block II wurde September 2020 an die US-Streitkräfte übergeben. Bei Block II handelt sich um eine Produktverbesserung der Boeing H-47. Diese soll unter anderem neue Rotorblätter, verbesserte Getriebe, nichtsegmentierte Tanks und eine Erhöhung der Nutzlast (ca. 1,8 t) und Reichweite umfassen.

Waldemar Geiger