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Zum vierten Mal innerhalb von neun Jahren erschütterten blutige Auseinandersetzungen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Ein Waffenstillstand wurde möglich, da beide Seiten wichtige Kriegsziele erreicht hatten. Zunächst scheint er zu halten. Aus dem seit 2007 von der Hamas kontrollierten Landstreifen am Mittelmeer wurden mehr als 4.000 Raketen auf Israel abgefeuert.

Die israelische Luftwaffe antwortete mit breit angelegten Gegenangriffen im Dauereinsatz. Hierbei sind auf palästinensischer Seite im selben Zeitraum 188 Zivilisten umgekommen – nicht bekannt ist die Zahl der Todesopfer unter den Angehörigen bewaffneter Einheiten von Hamas. In Israel wurden vom 10. bis 21. Mai 13 Todesopfer gezählt. Die neue Eskalation wurde nicht durch ein Ereignis allein ausgelöst, die Gründe hierfür sind vielmehr vielschichtig:

Für die letzten Tage des muslimischen Fastenmonats Ramadan wurden in Jerusalem immer schon die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, zumindest seit der Eroberung des arabischen Ostteils der Stadt durch Israel im Sechstagekrieg 1967 und der späteren Annexion (1980).

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„Vergast die Araber“-Graffiti in Hebron (Foto: Archiv ES&T)

Während Israel die ganze Stadt seitdem als seine „ewige Hauptstadt“ bezeichnet, gilt deren Ostteil völkerrechtlich weiterhin als besetztes Gebiet. Das gilt auch unverändert für das angrenzende Westjordanland und den Gazastreifen.

So sieht es die internationale Gemeinschaft, vor allem natürlich die Palästinenser, die 1967 unter israelische Besatzung gerieten. Viele von ihnen nehmen traditionell am letzten Gottesdienst im Ramadan teil. Nicht selten kommt es dabei zu Spannungen und Zusammenstößen mit der israelischen Polizei. Diesmal war in der Jerusalemer Altstadt die Spannung aber bereits vorher höher als sonst: Wie eigentlich oft während des Fastenmonats versammelten sich palästinensische Jugendliche auf den Treppen zum „Damaskus-Tor“ und wurden dort zur Zielscheibe von Angriffen rechtsradikaler orthodoxer Israelis, die unter anderem mit dem Ruf „Tod den Arabern“ auf sie losgingen.

Die Polizei griff ein, nahm aber überwiegend Angegriffene fest und nicht Angreifer. Diese gehörten überwiegend zur Neuauflage der ehemaligen „Jewish Defense League“ („Kach“) des rechtsradikalen, aus den USA stammenden Rabbi Meir Kahane. Dieser war zwar bereits 1990 in New York ermordet worden, seinen Anhängern gelang nun aber bei den Wahlen im März der Einzug in die Knesset, das israelische Parlament. Sie hatten dabei die offene Unterstützung von Premier Netanjahu, der jede rechte Stimme brauchte und umwarb – dann aber trotzdem keine Regierungsmehrheit zusammenbrachte.

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