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Australische, japanische, französische und US-amerikanische Streitkräfte begannen am 11. Mai 2021 ihre erste gemeinsame  Übung im Südwesten Japans. Für Japan, so das Verteidigungsministerium, geht es nicht nur um den Ausbau der Zusammenarbeit. Die Übung soll auch zur „Verwirklichung eines freien und offenen Indopazifiks“ beitragen.

Auftakt des Manövers, das bis zum 17. Mai angesetzt ist, war nach einer Eröffnungszeremonie im Camp Ainoura in Sasebo (Präfektur Nagasaki) eine Planungskonferenz im Übungsgelände von Kirishima. Zu den Übungsinhalten gehören Evakuierungsoperationen, das Training von Feuerunterstützung und teilstreitkraftübergreifende Luftverteidigungsübungen. Auf dem Programm der seefahrenden Einheiten und der Seeluftstreitkräfte stehen routinemäßige Punkte der Zusammenarbeit wie Formationsfahren, Seeversorgung, taktische Übungen sowie U-Boot- und Luftabwehrdrill. Höhepunkt wird eine amphibische Übung auf Kyūshū, der südwestlichsten der japanischen Hauptinseln, sein.

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Japanische Marine: Zerstörer DD-119 „Asahi“

Japan stellt sechs Überwassereinheiten, darunter eine amphibische Einheit der „Osumi“-Klasse, und ein U-Boot. Frankreich beteiligt sich mit den beiden Einheiten der diesjährigen Ausbildungsreise ‚Jeanne d’Arc‘, dem Landungsschiff „Tonnerre“ und der Fregatte „Surcouf“. Die amerikanische Teilnehmerin, die USS „New Orleans“, gehört zum einzigen vorwärtsstationierten Amphibiengeschwader der US-Marine Phibron 11. „HMAS Parramatta“, eine australische Fregatte der Anzac-Klasse, übte in der Vorwoche bereits mit anderen Einheiten der 7. US-Flotte.

Die Landkomponente wird gebildet aus Einheiten der japanischen amphibischen schnellen Eingreiftruppe (Amphibious Rapid Deployment Brigade) und etwa einhundert US-Marines.

Japanische Marine – Flugkörperschnellboot PG-826 „Otaka“

Auf der Suche nach Verbündeten

Für Japan bietet das Manöver eine Möglichkeit, über seinen wichtigsten Verbündeten, die USA, hinaus Beziehungen mit anderen Nationen zu pflegen und zu intensivieren. Japanische Beobachter stellen fest, dass das Land selten Gelegenheit findet, gemeinsame militärische Übungen mit europäischen Partnern durchzuführen. Erwartungen knüpfen sich daran, dass sowohl ein britischer Flugzeugträger als auch eine deutsche Fregatte noch in diesem Jahr in die indopazifische Region geschickt werden. Der frühere Premierminister Shinzo Abe plädierte schon für ein stärkeres europäisches Engagement im Indopazifik, da es zu engeren Beziehungen zwischen Japan und der NATO führen könnte.

In Japan wächst die Sorge über Chinas wachsende militärische Ressourcen und seine Durchsetzungsgebahren territorialer Ansprüche. Die von Japan verwalteten Senkaku-Inseln werden von China beansprucht.

„Die Übung soll gegen Chinas zunehmend aggressives Verhalten in der Region abschrecken“, meinte Takashi Kawakami, Leiter des Instituts für globale Studien Takushoku-Universität, Tokio, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Dieser Tage wurde bekannt, dass China seine nationalen Schifffahrtsgesetze überarbeitet hat. In der neuen Fassung des „Gesetzes über die Sicherheit des Seeverkehrs“ wurden Verweise auf „Küstengewässer“ durch die Formel „Chinas Seerecht“ ersetzt. Experten sehen darin eine Erweiterung der geografischen Zuständigkeit der Seeverkehrsgerichtsbarkeit Chinas. Die chinesische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs ist nun befugt, Schiffe unter ausländischer Flagge anzuweisen, von China beanspruchte Gewässer zu verlassen. Darüber hinaus können die zuständigen Behörden ihre formalen Ansprüche für die Passage von U-Booten, Schiffen mit Atomantrieb, Supertankern und Schiffen mit radioaktiver Fracht in von China beanspruchten Gebieten durchsetzen. Chinesische Strafverfolgungsbehörden können bei Bedarf auch ein Schiff in internationale Gewässer verfolgen.

Frankreich hat strategische Interessen im Indopazifik, einschließlich der Gebiete wie Reunion im Indischen Ozean und Französisch-Polynesien im Südpazifik. Paris stellte 2018 eine eigene Indopazifik-Strategie vor und beschrieb Japan, Australien, Indien und die USA als wichtige strategische Partner in der Region.

Die Beziehungen zwischen Australien und China befinden sich seit längerem in einem Allzeittief. Zuletzt erregte die von Canberra angestrengte Überprüfung des Pachtvertrages eines chinesischen Unternehmens für den strategischen Hafen von Darwin, die auf eine Annullierung des Vertrages hinauslaufen könnte, Pekings Unmut. Insofern begrüßt Australien jede europäische Annäherung.

Hans Uwe Mergener