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Die Bundeswehr erhält ab 2023 neue Pionierpanzer 3 Kodiak, die die seit Ende der 1980er Jahre eingesetzten Pionierpanzer 2A1 Dachs ablösen werden. Im Mai 2021 hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) mit Rheinmetall einen Vertrag zur Lieferung von 44 Pionierpanzern Kodiak mit einem Volumen von 295 Millionen Euro abgeschlossen.

Die Panzer werden von Rheinmetall Landsysteme hergestellt und zusammen mit Mess- und Prüfmitteln, Ersatzteilerstbedarf und Sonderwerkzeugen in der Zeit von 2023 bis 2029 ausgeliefert. Hinzu kommen Lehrgänge für Ausbildungs- und Instandsetzungspersonal und Ausbildungsmittel.

Zulauf

Da es sich bei dem von der Bundeswehr beschafften Kodiak um eine Anpassungsentwicklung handelt, wird es noch einige Jahre dauern bis die ersten Fahrzeuge an die Truppe übergeben werden können. Schließlich wurde der Kodiak in seiner ursprünglichen Version vor etwa 20 Jahren entwickelt und muss erstmal auf den aktuellen Stand der Technik und die besonderen Anforderungen der Bundeswehr angepasst werden. Die ersten zwei Nachweismuster des Kodiaks sollen 2023 beziehungsweise 2024 für die integrierte Nachweisführung an die Bundeswehr übergeben werden.

Der Kodiak von Rheinmetall, Foto: Rheinmetall

Erste, dem Serienstand entsprechende Fahrzeuge sollen dann ab 2026 den Streitkräften zulaufen. 2026 sollen fünf, 2027 14, 2028 17 und 2029 die letzten sechs Kodiaks an die Bundeswehr übergeben werden.

Technische Merkmale

Der Kodiak wird auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2 A7V gebaut. Damit wird erreicht, dass die Logistik mit dem Bergepanzer 3 Büffel und den Kampfpanzern weitgehend identisch ist. Die Bundeswehr stellt 44 Leopard 2 A4 Fahrgestelle bereit. Die Wanne bringt den notwendigen Grundschutz gegen Beschuss, Splitter und Minen. Sie wird nach Entfernen des Turms im vorderen Teil so ausgebaut, dass eine geschützte Kabine für die Bediener, für zusätzliche Geräte und Ausrüstung entsteht. Der Antriebsstrang wird auf den Standard Leopard 2 A7V angepasst.

Der bewährte Dieselantrieb von MTU mit 1.100 kW liefert die Energie für die Mobilität und den Betrieb der überwiegend hydraulisch betätigten pioniertechnischen Arbeitsgeräte. Ein Hilfsaggregat zur Energieerzeugung (Auxiliary Power Unit) liefert bei Bedarf die elektrische Energie, ohne dass der Hauptmotor in Betrieb ist. Es versorgt zugleich die Kampfraumkühl- und Heizanlage. Die Kombination MTU-Diesel und elektrohydraulisches Renk-Getriebe stellt sicher, dass der Kodiak den heutigen mobilen Gefechtsverbänden uneingeschränkt folgen kann. Das Getriebe erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 68 km/h auf festem Untergrund.

Herausragendes Merkmal des Kodiak ist der in der Mitte der Fahrzeugfront positionierte dreiteilige Baggerarm. Damit kann der Bediener mit dem Bagger zu beiden Seiten gleichermaßen bei maximalem Schutz arbeiten. Das Mittelarmkonzept bietet der Besatzung bei Baggerarbeiten einen guten Überblick und ermöglicht den Einsatz des Fahrzeugs auch in Engstellen. Der leistungsstarke Knickarmbagger lässt sich darüber hinaus einsetzen, um Lasten anzuheben und zu versetzen. Bei voller Reichweite von neun Metern kann der Arm bis zu 3,5 Tonnen heben. Über eine hydraulisch betätigte Schnellkupplung mit Hydraulikanschlüssen für verschiedene Baggerwerkzeuge wie Universalgreifer, Hydraulikhammer und Betonschere können die Werkzeuge unter Panzerschutz getauscht werden. Auf dem Heckträger kann das Fahrzeug bis zu zwei zusätzliche Baggerwerkzeuge transportieren.

Der Kodiak verfügt über ein 1,11 Meter hohes Räumschild mit hydraulischer Schnitt- und Neigungswinkel- sowie Höhenverstellung, das von 3,42 m auf 4,30 m verbreitert werden kann. Reißzähne zum Aufbrechen harter Oberflächen sind am Räumschild angebracht.

In einer Doppelwindenanlage im Frontbereich des Fahrzeugs können zwei Spillwinden unabhängig voneinander genutzt werden. Sie ermöglichen im Einsatz höchste Flexibilität bei absoluter Zuverlässigkeit. Die vergleichsweise leichten Windenseile können schnell und ohne zusätzliche Hilfsmittel oder Werkzeuge von einem Soldaten an ein Objekt herangeführt werden, wodurch der Aufenthalt außerhalb des hoch geschützten Fahrzeugs minimiert wird. Die konstante Zugkraft von maximal neun Tonnen pro Winde kann bei Bedarf mit Umlenkrollen auf 64 t verstärkt werden.

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Der Pionierpanazer Kodiak, Foto: Heiming

Ein Sichtkonzept unterstützt die dreiköpfige Besatzung, in dem Winkelspiegel und bis zu sechs Videokameras die Überwachung der Werkzeuge im Einsatz ermöglichen. Die Besatzungsmitglieder können die Kamerabilder unabhängig voneinander beobachten und so pionierspezifische Arbeiten – auch den Werkzeugwechsel – durchführen, ohne die geschützte Kabine verlassen zu müssen. Die Kamerabilder ermöglichen auch die Fernsteuerung von Funktionen des Pionierpanzers.

Für den Selbstschutz verfügt der Kodiak über eine Nebelmittelwurfanlage im Kaliber 76mm auf dem neuesten Stand der Technik sowie über die von Rheinmetall entwickelte fernbedienbare Waffenstation „Natter“. Die Waffenstation kann wahlweise mit einem Maschinengewehr im Kaliber 7,62 mm x 51 oder 12,7 mm x 99 (.50 BMG) ausgerüstet werden oder eine 40mm-Granatmaschinenwaffe aufnehmen.

Der Pionierpanzer Kodiak ist das Ergebnis einer Entwicklung nach den Anforderungen der Pioniertruppe, die Rheinmetall 2002 gemeinsam mit RUAG und der Schweizer Armee begonnen hat. Zwischenzeitlich werden 40 Kodiak in der Schweiz, Schweden, den Niederlanden und Singapur genutzt.

Mit dem Pionierpanzer Kodiak erhalten die Pioniere wieder eine leistungsfähige Arbeitsmaschine auf dem aktuellen Stand der Technik. Universelle Fähigkeiten machen ihn zu einem wertvollen – und manchmal entscheidenden – Instrument der Operationsführung. Neben der militärischen Nutzung kann der Kodiak auch im Katastrophenschutz eingesetzt werden.

Technische Daten Pionierpanzer Kodiak

Fahrgestell Leopard 2 A7V
Antrieb MTU-MB 873 mit 1.100 kW
Länge / Breite / Höhe 10,2 m / 3,5 m / 2,6 m
Militärische Lastenklasse MLC 70
Schutz Ballistischer Schutz, Minenschutz
Höchstgeschwindigkeit 68 km/h
Bagger Schaufelvolumen: 1 m³
Reichweite, horizontal: 9 m, vertikal: 8,2 m
Hubkapazität bei max. Reichw.: 3,5 t
Windenanlage Zwei 9-t-Winden (Spill)
konstante Zugkraft
Kabellänge: 200 m
Planiersystem Planierschild: Breite 3,42 m (4,02 m erweitert)
zwei Aufreißer (0,3 m)
variabler Schnittwinkel (24° bis 79°)
variabler Neigungswinkel (+/–5°)
vertikale Planierschildverlängerung

 

Gerhard Heiming