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US-Konzern Bell erweitert sein deutsches Industrieteam

Die Bundespolizei will ihre Hubschrauberflotte modernisieren und gleichzeitig die Zahl der genutzten Typen reduzieren. In den nächsten Jahren sollen mehrere Dutzend Maschinen in der Zehn-Tonnen-Klasse beschafft werden. Zu den an dem Geschäft interessierten Hubschrauber-Herstellern gehört auch der US-Konzern Bell Helicopters, der sein Modell Bell 525 anbieten will.

Das Mock-Up des Modells wurde jüngst Vertretern der Bundespolizei und der Politik vorgestellt. Am 13. April wurde eine Kooperation mit deutschen Industriepartnern unterzeichnet, um die eigene Position zu stärken. Einer Mitteilung des Unternehmens zufolge wurden die Firmen Liebherr, GKN Aerospace, Solid Aerospace, PFW, Cerobear GmbH, Aircraft Philipp (AMAG Group) sowie Kautex Textron GmbH als Kooperationspartner gewonnen.

Bisher vier Modelle im Einsatz

Die Bundespolizei betreibt nach eigenen Angaben 88 Maschinen, wobei vier unterschiedliche Hubschraubermuster genutzt werden: der Schulungshubschrauber Airbus EC 120 Colibri, der Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber Airbus EC 135 T2i/+, der leichte Transporthubschrauber Airbus EC 155 B sowie der mittlere Transporthubschrauber Airbus AS 332 L1 Super Puma.

In den kommenden Jahren soll die Flotte jedoch wirtschaftlicher gemacht und Typenvielfalt auf zwei Muster reduziert werden. Gedacht wird offenbar an ein kleineres Modell, vergleichbar dem Airbus H135/145, sowie ein Hubschrauber in der Zehn-Tonnen-Klasse. Für letzteren wird in Kürze eine Ausschreibung von rund 40 bis 44 Exemplaren erwartet. Das Volumen dürfte bei über einer Milliarde Euro liegen. Beobachter erwarten, dass neben dem US-Konzern Bell auch die europäischen Hersteller Airbus und Leonardo um den Auftrag kämpfen werden.

Bell 525 fehlt noch die Zulassung

Nach Ansicht des US-Herstellers eignet sich der Bell 525 insbesondere als Ersatz für die Super Pumas. Bell-Vertreter betonen, dass die Maschine der Super-Medium-Klasse mit einem Abfluggewicht bis zehn Tonnen von Grund auf neu entworfen wurde und als erster ziviler Helikopter über ein Fly-by-Wire-System verfügt.  Hinzu kommen laut Hersteller eine neuartige Avionik und ein Fünfblatt-Hauptrotor.

Noch besitzt die Maschine jedoch keine Zulassung. Diese soll bis Ende 2021 bei der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) erfolgen. Rund sechs Monate später könnte nach Angaben von Bell dann die Zertifizierung durch die European Union Aviation Safety Agency (EASA) folgen. Bell führt derzeit noch Testreihen mit vier Maschinen durch.

Der US-Konzern arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit der ESG Elektroniksystem- und Logistik GmbH aus Fürstenfeldbruck zusammen, um eine Polizeiversion zu entwickeln. ESG liefert schon jetzt das Mission-Management-System und Manned-Unmanned-Teaming-Systeme für Polizeihubschrauber.

Für die Polizei-Version wurde eine neue Abseilvorrichtung entworfen, die das gleichzeitige Abseilen von bis zu sechs Spezialkräften ermöglicht. Weitere Ausstattungsmerkmale sollen spezielle Halterungen in der Kabine zur Mitnahme von Motorrädern sowie so genannte Schützentische sein, die während des Abseilens Deckung und Schutz geben. Die Kabine kann bis zu 19 Passagiere aufnehmen. Hinzu kommt ein 3,6 Kubikmeter großer Laderaum im Heck.

Die Reisegeschwindigkeit der Bell 525 wird mit 296 km/h angegeben. Damit wäre die Maschine der derzeit schnellste zivile Hubschrauber. Der Hubschrauber besitzt eine maximale Abflugmasse von 9.299 kg. Als Antrieb dienen zwei CT7-2F1-Wellenturbinen von GE Aviation. Teil des Cockpits sind vier große Bildschirme, inklusive des Avioniksystems Garmin G5000H. Mehrere Autopiloten unterstützen die Besatzung bei ihren Aufgaben. Die Betriebskosten werden mit 2.250 US-Dollar pro Stunde angegeben.

Laut Hersteller hat die Maschine eine Reichweite von 1.048 km. Dies bedeutet, dass eine komplette Überquerung Deutschlands von Nord nach Süd mit nur einer Tankfüllung möglich wäre. Gerade im Hinblick auf die Nutzung durch die GSG9, die Spezialkräfte der Bundespolizei, die in Sankt Augustin bei Bonn und Berlin stationiert sind, wäre dies wohl ein großer Vorteil.

André Forkert