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Die Bundeswehr will sich für die Logistik der Transportflugzeuge C-130J Super Hercules weitgehend auf den französischen Partner am gemeinsam genutzten Standort in Évreux in der Normandie abstützen. Nachdem die Bundestagsausschüsse am 24. März 2021 dafür grünes Licht gegeben haben, sind jetzt die Finanzmittel für ein entsprechendes Abkommen mit Frankreich verfügbar.

Frankreich und Deutschland wollen jeweils fünf Transport- (C-130J-30) und Tankflugzeuge (KC-130J) gemeinsam betreiben. Der deutsche Anteil an dem Projekt beträgt drei Maschinen jeder Flugzeugart. Während die französischen Flugzeuge bereits eingetroffen sind, erhält Deutschland die Maschinen erst zwischen 2022 und 2024.

Das vorgesehene Abkommen für die logistische Unterstützung (Technical Agreement  Initial In-Service Support – TA IISS) umfasst den Ersatzteilbedarf, der für den gemeinsamen Betrieb der deutsch-französischen Lufttransportstaffel erforderlichen ist, zudem Ausrüstungskomponenten und Bodendienstgeräte sowie anfängliche Industrieunterstützungsleistungen. Das Abkommen wird zunächst für die Jahre 2021 bis 2024 geschlossen. Hierauf soll aber im Weiteren die logistische Unterstützung für den Regelbetrieb (In-Service Support – ISS) aufgebaut werden.

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Der Flugplatz Évreux in Frankreich, Foto: Bundeswehr Nicolas Thouvenin

Die Sicherstellung des Ersatzteilerstbedarfs und die anfängliche Industrieunterstützung durch den Hersteller soll vom französischer Partner gleichfalls über Foreign Militray Sales (FMS) -Verträge mit den USA erfolgen. Die Beschaffung von Ausrüstungskomponenten und Bodendienstgeräten soll, mit dem Ziel einer operationellen und logistischen Einheitlichkeit, gleichfalls durch die französische Seite erfolgen. Es soll auch zur Deckung des Bedarfs für die deutschen Luftfahrzeuge dienen.

Bislang waren diese Leistungsanteile zum Initial In-Service Support für die ersten drei Jahre bereits Inhalt des zuvor im Rahmen eines FMS geschlossenen Beschaffungsvertrages mit den USA. Das Volumen des Beschaffungsvertrages für die sechs Luftfahrzeuge beläuft sich einschließlich einer ersten Anpassung auf 965 Mio. €. Da die im Abkommen mit Frankreich genannten Leistungsumfänge größtenteils bereits Gegenstand dieses Beschaffungsvertrages sind, ist es Absicht, diese Anteile aus diesem herauszulösen. Um den mit dem Abkommen kalkulierten höheren Ersatzteilbedarf zu decken, führt dies zu einem finanziellen Mehrbedarf in Höhe von ca. 50 Mio. € über die Laufzeit.

Der oben genannte Mehrbedarf wird mit den ersten Erfahrungen der französischen Seite begründet, nach denen die Kalkulationen bei der ursprünglichen Angebotserstellung zu optimistisch waren. Das Abkommen mit Frankreich basiert auf einer Leistung von 600 Flugstunden pro Luftfahrzeug und Jahr. Auch durch die Anwendung einheitlicher französischer logistischer Verfahren und Prozesse ist hier eine Aufwandsreduzierung zu erwarten.

Am 18. Oktober 2017 unterzeichneten der damalige Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle, und sein französischer Amtskollege, Admiral Philippe Coindreau, das Grundlagendokument für die weitere Zusammenarbeit in der Deutsch-Französischen Lufttransportkooperation. Ziel des gemeinsamen Betriebs der deutsch-französischen Lufttransportstaffel ist ein gemeinsames Flottenmanagement und eine effiziente Bereitstellung und Bewirtschaftung von Ressourcen. Die Zusammenarbeit umfasst auch die Ausbildung des Personals in Évreux. So sind dort die fliegerische Ausbildung der Besatzungen vorgesehen sowie die technische Unterweisung des Technischen Personals auf diesem für die Deutsche Luftwaffe neuen Flugzeugmuster. Hierfür bauen beide Nationen ein gemeinsames Training-Center auf.

Am 1. September 2021 wird die erste deutsch-französische Lufttransportstaffel ihren gemeinsamen Dienst in Évreux aufnehmen. Die volle Einsatzbereitschaft – Full Operational Capability (FOC) – soll 2024 erreicht werden, wenn alle Flugzeuge eingetroffen sind.

Durch die zusammen mit Frankreich betriebene Lufttransportstaffel wird Fähigkeitslücke geschlossen, die durch die bis Ende 2021 geplante Außerdienststellung der C-160 Transall verursacht wird. Hierbei handelt es sich um die Fähigkeiten beim geschützten taktischen Lufttransport unter Nutzung von Flugplätzen mit geringer Infrastruktur bzw. einfachen unbefestigten Pisten sowie im Bereich der Luftbetankung von Helikoptern. Sie dienen der Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen des Nationalen Risiko- und Krisenmanagements (NatRKM) sowie der Unterstützung von Operationen von Spezialkräften.

Die binationale Staffel übernimmt neben nationalen Aufträgen unter anderem auch Lufttransporte, die das European Air Transport Command (EATC) koordiniert.

Wolfgang Gelpke