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Interview mit Generalleutnant Kai Rohrschneider, Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung

ES&T: Herr Rohrschneider, warum braucht die Bundeswehr den Weltraum?
Rohrschneider: Auch wenn es den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern – und auch den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr – nicht so bewusst ist, so ist die Abhängigkeit der Bundeswehr von weltraumbasierten Systemen und Diensten schon heute existenziell. Wir würden z. B. mit den Einsatzkontingenten in Mali und in Afghanistan und an anderen Orten gar nicht kommunizieren können. In der unmittelbaren Operationsführung der Bundeswehr muss der Weltraum daher konsequent berücksichtigt werden.

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Foto: Bundeswehr

Machen wir uns klar: Im alltäglichen Leben – weit über das Militärische hinaus – ist die Abhängigkeit vom Weltraum enorm. Das gilt im Grunde für alle modernen technischen Systeme. Das Internet braucht Satelliten, viele Steuerungssysteme in der Landwirtschaft, in der Energiewirtschaft, überall: Ganz viel ist im Grunde mittlerweile weltraumbasiert oder stützt sich auf entsprechende Dienste ab, z.B. bei der Zeitgebung, bei der Erdbeobachtung für Wettervorhersagen und – was jeder kennt – bei der Navigation.

Von daher ist der Weltraum für die Bundeswehr eine Dimension, die rasant weiter an Bedeutung gewinnt.

ES&T: Wie halten Sie solche Fähigkeiten vor?
Rohrschneider: Aktuell stützt sich die Bundeswehr insbesondere bei der weltweiten Aufklärung auf den Weltraum ab. Das gilt für die nationalen Fähigkeiten, aber auch für die Aufklärung, die wir im Zusammenwirken mit Partnern, insbesondere mit Frankreich, betreiben. Eine weitere, unverzichtbare Fähigkeit ist die Satellitenkommunikation.

Eine dritte Fähigkeit ist das Weltraumlagebild. Dazu betreiben wir das ressortgemeinsame Weltraumlagezentrum im Air and Space Operations Centre (ASOC) in Uedem. Dieses ASOC befindet sich noch in Aufbau. Bei den Weltraumlagedaten sind wir derzeitig noch abhängig von den Informationen anderer Partner, in allererster Linie von den Amerikanern, die uns da sehr kollegial, kameradschaftlich unterstützen. Aber es ist notwendig, dass wir, die Bundesrepublik Deutschland, in der Lage sind, ein eigenes Weltraumlagebild zu erstellen, um zu wissen, was im Weltraum überhaupt los ist. Zurzeit sind wir dort nämlich noch weitgehend blind.

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