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Interview mit Generalmajor Wolfgang Gäbelein, Amtschef des Planungsamtes der Bundeswehr

ES&T: Herr General, das Planungsamt der Bundeswehr versucht, ein Gesamtbild der politischen und militärischen Lage zu erstellen, um auf dieser Grundlage zu prüfen, welche Fähigkeiten die Bundeswehr eigentlich braucht. Was bereitet Ihnen im Moment die größten Sorgen?
Gäbelein: Die heutige sicherheitspolitische Lage ist durch ein hohes Maß an Komplexität und Vielschichtigkeit geprägt. Es ist zurzeit sehr viel in Bewegung. Wir können all dies nicht allein aus der militärischen Perspektive betrachten. Ein Gefüge von staatlichen und nichtstaatlichen, national, regional und auch global auftretenden und agierenden Akteuren erfordert eine ganzheitliche Betrachtung. Und so komplex wie diese Lage nun ist, so komplex muss die Sicherheitsvorsorge sein und somit weit mehr erfassen als Streitkräfte.

Aber dennoch: Streitkräfte sind ein wesentliches Dispositiv für die Sicherheitsvorsorge eines modernen Staates.

Generalmajor Wolfgang Gäbelein im Gespräch mit ES&T-Redakteur Michael Horst und dem Berlin-Korrespondent der ES&T, Dr. Wolfgang Labuhn (Mitte) (Foto: Planungsamt/Bienek)

ES&T: Welche Themen haben für Sie zurzeit besondere Priorität?
Gäbelein: Es ist schwierig, eine einfache Antwort darauf zu geben. Da müssen natürlich eine ganze Reihe von Entwicklungslinien mit in Betracht gezogen werden. Mich bewegt besonders die rasante Entwicklung im Bereich der Digitalisierung. Mich bewegt das enorme Potenzial das wir in den nächsten Jahren hier ausschöpfen können. Zugleich beschäftigt mich auch die mit der Digitalisierung einhergehende Verwundbarkeit gerade im Bereich Cyber. In der Folge ergeben sich eine ganze Reihe von Themen, die wir eng mitverfolgen müssen. Wir müssen sehr viel stärker in Systemen denken als wir das in der Vergangenheit getan haben. Wir müssen sehr viel stärker vernetzt und in Gesamtzusammenhängen denken. Und wenn ich das Stichwort Industrie 4.0 betrachte, dann zeigt es, dass dort nicht nur der reine Produktionsprozess eine Rolle spielt. Es wird die gesamte Kette von der Konstruktion über den Produktionsprozess bis in die Nutzung betrachtet und integriert. Das muss man in Zukunft sicher ganz intensiv in den Fokus nehmen.

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