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Für das belgisch-niederländische Minensucherprogramm ist das Radar ausgewählt worden. Die Wahl fiel auf das Radar NS50 von Thales. Das NS50 gilt als erstes kompaktes 4D-AESA-Radar (Aktives Phased Array – ein aktives Radarsystem mit elektronischer Strahlschwenkung). Es bietet sich damit für den Einsatz auf Marineeinheiten von geringerer bis mittlerer Tonnage an. Neben seinen konventionellen Aufgaben soll es auch die Abwehr von Drohnen sowie Flugobjekten in niedriger Höhe und mit niedriger Geschwindigkeit ermöglichen. Die Trackkapazität des Radarsystems soll bei 1000 Zielen liegen, wovon mehrere gleichzeitig bekämpft werden können. Die maximale Reichweite des Radars ist mit 180 Kilometern angegeben.

Das mit mehr als zwei Milliarden Euro veranschlagte belgisch-niederländische Minensucherprogramm, dessen Federführung in Belgien liegt, sieht die Fertigstellung von je sechs Anti-Minen-Einheiten (Mutterschiffe und Drohnen) für die beiden Länder vor. Die Schiffe mit einer Länge von etwa 80 Metern und einer Verdrängung von ca. 2.800 Tonnen werden in der Bretagne von Naval Group und Piriou gebaut (über deren Joint Venture Kership). Der von ECA Group entwickelte „Inspektor 125“ wird  ebenso wie ein neuartiges Start- und Bergesystem an Bord der Mutterschiffe Bestandteil des Programms. Weiter gehören dazu autonome A18-M-Unterwasserfahrzeuge (AUV), T18-M-Schleppsonare und Minenerkennungs- und -zerstörungssysteme (MIDS, ferngesteuerten SEASCAN- und KSTER-C-Fahrzeugen, ROV). Alle diese Drohnen sollen vom unbemannten Seefahrzeug „Inspector 125“ aus autonom betrieben werden können. Die Einheiten sollen auch über unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) verfügen.

Während das Minensucherprogramm von Belgien gesteuert wird, sind die Niederlande sind für das andere Gemeinschaftsprojekt, die vier neuen Fregatten beider Länder verantwortlich.

2019 hat die Arbeitsgemeinschaft BNR (Belgium Naval & Robotics), zu der die französische Naval Group und die ebenfalls französische ECA Robotics gehören, den Zuschlag für den Bau und die Instandhaltung von zwölf Minenjägern für Belgien und die Niederlande erhalten (ESuT berichtete). Der Zulauf des ersten (von sechs) belgischen Systemen soll im Laufe des Jahres 2024 erfolgen. Das erste niederländischen (von ebenfalls sechs) wird 2025 erwartet. 2030 soll die letzte Einheit übergeben werden.

Im Zuge des Beschaffungsverfahrens werden mehr Details bekannt. Die belgische FN Herstal wird die Boote mit der ferngesteuerten 12,7mm Maschinenkanone Sea deFNder ausrüsten. ABC – Anglo Belgian Corporation – aus Gent stellt die Stromerzeugung mit jeweils zwei Dieselmotoren 6DZC und dem Generator 12VDZC sicher. Die Sonaranlagen stammen von der französischen iXblue (FLS 50), die auch die Trägheitsnavigations- und Positionierungssysteme liefert sowie die Unterwasserkommunikation gewährleistet. Bereits im Juni 2020 wurde Skeldar V-200 der schweizerischen UMS Skeldar als luftgestütztes Drohnensystem ausgewählt. Sie wird auch bei der Deutschen Marine als Sea Falcon eingesetzt.

Hans Uwe Mergener