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Weder die niederländischen noch die deutschen Streitkräfte verfügen hinsichtlich der bodengebundenen Luftverteidigung über ein Kräftedispositiv, das angesichts der erneuten Schwerpunktsetzung auf die Befähigung zum Kampf gegen einen militärisch gleichwertigen oder überlegenen Gegner ausreichen könnte, um den Schutz hochmobiler Landstreitkräfte gegen Bedrohung aus der Luft zu gewährleisten.

Die bi-national Short Range Air Defence Task Force (BSTF) ist eines der Projekte, mit dem die beiden Nationen gemeinsam diese Fähigkeitslücke füllen wollen.

Projekt APOLLO und die Entstehung der BSTF

Das Jahr 2023, eine Szene aus dem Einsatzraum der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF-NATO-Speerspitze) an einer Flanke des NATO-Bündnisgebiets: Der niederländische Commander der BSTF erteilt im Einsatzraum seinen Operationsbefehl an seine deutschen und niederländischen Zugführer. Kurze Zeit nach Beginn der Operation meldet der Battle Captain Assistant des niederländischen Nahbereichsradars zwei feindliche Luftfahrzeuge im Anflug aus 50 km Entfernung. Sie bedrohen die am Boden eingesetzten Kräfte der VJTF.

Die Teilprojekte des Projekts APOLLO (Grafik: Luftwaffe)

Das Operation Centre wertet die Ziele aus und delegiert die Bekämpfung an den leichten Flugabwehrraketenzug der deutschen Luftwaffe, der auf das gleiche Luftlagebild zugreift.

Der deutsche Feuerleitende führt das Ziel zunächst als Remote Track, nach Einflug in seine Erfassungsreichweite dann durch seinen eigenen Sensor. Nach erfolgreicher Bekämpfung wird diese digital an das bi-national besetzte BSTF Command Element übermittelt. Die Bedrohung für die Bodentruppen ist abgewendet.

Dass das hier skizzierte Szenario alles andere als abstrakt ist, sondern eine konkrete militärische Planungsgröße und nicht zuletzt eine bereits jetzt gemeinsam übende Truppe beschreibt, ist dem traditionell engen Schulterschluss der niederländischen und deutschen Streitkräfte im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung zu verdanken. Den Anstoß für eine zusätzliche Intensivierung der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit gab dabei die 2014 in allen NATO-Mitgliedsstaaten eingeleitete Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung. Mit der Schwerpunktsetzung auf die Befähigung zum Kampf gegen einen militärisch gleichwertigen oder überlegenen Gegner rückte auch die Fähigkeit zum Schutz hochmobiler Landstreitkräfte gegen Bedrohung aus der Luft wieder stärker in den Fokus.

Da weder die niederländischen Streitkräfte noch die Bundeswehr über quantitativ ausreichende Kräftedispositive verfügen, um rein national hochmobile Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich für Operationen dieser Intensität und Größenordnung bereitzustellen, strebten beide Seiten eine multinationale Lösung an. Das Ergebnis war die Grundsteinlegung des Projekts APOLLO im Jahr 2016. Unter diesen Oberbegriff fallen diverse Teilprojekte, die sich über eine Vielzahl von Themengebieten wie Ausbildung, Vorschriftenwesen oder Interoperabilität erstrecken.

Bodengebundene Flugabwehr kurzer und mittlerer Reichweite aus einer Hand (Grafik: Luftwaffe)

Ein Kern der Zusammenarbeit bildet dabei das Teilprojekt APOLLO GREEN, das sowohl die 2018 vollzogene Unterstellung der Flugabwehrraketengruppe (FlaRakGrp) 61 unter das Royal Netherlands Army Ground Based Air Defence Command (RNLA GBADC), als auch die Bildung der BSTF umfasst. Durch die Unterstellung der FlaRakGrp 61 unter das niederländische Kommando ist die gesamte bodengebundene Flugabwehr kurzer und mittlerer Reichweite Deutschlands und der Niederlande in einer Hand zusammengeführt.

Hinzu kommen noch Einheiten zur Drohnen- und Raketen/Artillerie/Mörser-Abwehr beider Länder. Ein deutscher Anteil im Stab des niederländischen Kommandos, gemeinsame Vorschriften, Verfahren, Vereinbarungen und Grundlagendokumente im Bereich Foreign Disclosure unterstützen den Integrationsprozess.

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