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Politische Stabilität, Sicherheit, wirtschaftlicher Wohlstand und religiöse Toleranz, aber stramm autoritär: In der arabischen Welt gibt es in den meisten Staaten schwere innere Probleme. Diese haben ihre Ursachen in der Armut, der autoritären politischen Herrschaft, der grassierenden Korruption und der Arbeitslosigkeit.

Die Bevölkerungszahlen explodieren. Nicht selten kommt es zu inneren Unruhen bis hin zu Krieg und Bürgerkrieg (Jemen, Syrien, Libyen). Hinzu kommen Staaten, in denen die innere Ordnung zusammengebrochen ist oder zusammenzubrechen droht (z.B. Libanon, Tunesien, Irak). Ein weiterer Aspekt der inneren Unruhen sind religiöse Fragen, die in vielen Ländern eine bedeutende Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund birgt auch die von einigen arabischen Staaten begonnene Annäherungspolitik zu Israel Sprengstoff.

Vier Staaten der Region Naher und Mittlerer Osten verstehen sich als Bundesgenossen, um das Konzept eines neuen und besseren Arabiens zu entwerfen, umzusetzen und gegen gefährliche Widersacher zu behaupten. Die Rede ist von den Nachbarländern Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain.

Sie waren erschreckt von der bei uns Arabellion genannten Aufstandsbewegung vor allem junger Araber im Jahr 2011, die freiheitsdurstig nach Jahrzehnten der politischen Unterdrückung tatsächlich einige alte Herrschafts-Eliten entmachten konnten. Die Mehrheit der Ägypter hat zunächst 2012 das alte Mubarrak-Regime in demokratischer Wahl gestürzt.

Bereits ein Jahr später hat diese Mehrheit auch die neuen Herren der Muslimbruderschaft und deren Präsidenten Mursi wegen neuer Tyrannei verabscheut. Das Militär stellte de facto die alten Machtverhältnisse durch einen allgemein begrüßten Putsch im Jahr 2013 wieder her. Die drei anderen Golfstaaten, allesamt Monarchien, erlebten vergleichbares nicht und wünschen keine derartigen Unruhen auf eigenem Boden.

Stabilität, Frieden und Wohlstand durch umfassende Modernisierungen

Wie lassen sich künftig Volksaufstände verhindern? Die jetzige Antwort der Vierergruppe meint, das gelinge durch umfassende Modernisierung von Wirtschaft und Industrie, der Infrastruktur, der Technologie, durch nachhaltige Investitionen usw. Diese Modernisierung habe eine Vorbildfunktion für die ganze arabische Welt, diene als Rezept, um die arabischen Kriege zu beenden und durch wirtschaftliche Zusammenarbeit Frieden, Stabilität und Sicherheit aufzubauen. In einem solchen Umfeld kommen auch ausländische Investitionen – so die Prognose – in die eigenen Länder, insbesondere Ägypten, und schaffen neue, dringend benötigte Arbeitsplätze. Damit werde letztlich allen Arabern eine gute Zukunft eröffnet.

Kampf gegen die Feinde

Schlimme Feinde – so die eigene Propaganda – erschweren den Erfolg dieses anspruchsvollen Modernisierungskonzepts. Nachdem der Iran als Oberschurke, als Feind der Araber und Exporteur von Gewalt und Terrorismus jahrelang die Position eins besetzt hat, übernahm vor etwa zwei Jahren die Türkei diese Stelle. Rang zwei nimmt Qatar ein, Platz drei der Iran.

Die aggressive militärische Eroberungspolitik des türkischen Staatschefs Erdoğan und seine neo-osmanische Selbstdarstellung elektrisieren durch ihre historischen Bezüge, zu denen die Unterdrückung der Araber gehört. Die türkische Kriegspolitik in Syrien und in Libyen, zuletzt in Aserbaidschan gegen Armenien, die Machtausdehnung im gesamten östlichen Mittelmeerraum und bis hinein in den Kaukasus empört die Vierergruppe nicht nur aus politischen Gründen. Der islamische Fundamentalismus – in arabischen Medien überwiegend „islamism“ bzw. „political Islam“ genannt –, der bis hin zum Terrorismus ausartet, wird von der Vierer-Gruppe in ähnlicher Weise als Bedrohung von Frieden, Sicherheit und Stabilität gesehen wie in den europäischen Staaten. Nirgendwo wird das so deutlich und unermüdlich vorgebracht wie in Ägypten. Der bereits angesprochene Sieg der Muslimbruderschaft bei den Parlamentswahlen 2012 sitzt den politischen Eliten noch schwer im Nacken. Diese Art von Islam, den man bereits seit den 1950er Jahren bei den Terroranschlägen im Land zur Genüge kennengelernt hat, wird durchweg abgelehnt. In einer jüngsten Erklärung des Rates der Obersten Religionsgelehrten in Saudi-Arabien wird der Muslimbruderschaft der Charakter einer islamischen Organisation aberkannt. Sie sei eine terroristische politische Vereinigung, die mit dem Islam rein gar nichts zu tun habe.

Nach Meinung der Vierergruppe sind die Türkei und Qatar gegenwärtig die Hauptsponsoren der weltweit agierenden Muslimbruderschaft. Von Qatar ist bekannt, dass es mit hohen Summen seit 2012 dschihadistische Milizen in Syrien unterstützt hat und die Hamas-Herrschaft im Gazastreifen über Wasser hält. Durch ein weit verzweigtes System von Wohltätigkeitsorganisationen strebt Qatar an, diese radikale Spielart des Islam weiter zu verbreiten, auch in Europa.

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