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Der Schweizer Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 11. Dezember 2020 die Teilnahme der Schweizer Luftwaffe an dem von der Europäischen Verteidigungsagentur (European Defence Agency, EDA) organisierten Helikopter-Übungsprogramm beschlossen. Das Programm umfasst Übungen, die in der regulären Ausbildung in der Schweiz nicht durchgeführt werden können.

Die Schweizer Streitkräfte kooperieren seit 2012 mit der Europäischen Verteidigungsagentur in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie Rüstungsbeschaffung. Das von der EDA koordinierte Helikopter-Übungsprogramm (Helicopter Exercise Programme, HEP) ist für die Schweizer Luftwaffe von großem Interesse, denn sie erlangt dadurch bestimmte Fähigkeiten, die in der Schweiz derzeit nicht vermittelt werden. Dazu gehört die Ausbildung im taktischen Flug in einem Umfeld, in dem Störsender aktiv sind, sowie im Bereich Planungswissen in einem multinationalen Umfeld.

Das Helikopter-Übungsprogramm bietet jedes Jahr eine multinationale Übung an, die auf realen Einsatzerfahrungen basiert, sowie Kurse zur Einsatzplanung und zur elektronischen Kriegsführung an. Die Teilnahme an diesem Programm ermöglicht der Schweizer Luftwaffe, einerseits ihre Kenntnisse im Hinblick auf internationale Standards und taktische Verfahren auszubauen und andererseits Kooperationssynergien zu anderen Luftstreitkräften zu nutzen.

Belgische Spezialkräfte sichern einen Hubschrauber, Foto: EDA

Der Bundesrat hat zudem beschlossen, das 2012 für die Zusammenarbeit mit der Europäischen Verteidigungsagentur festgelegte Kooperationsspektrum zu erweitern. Es liegt im Interesse der Schweiz, dass die Zusammenarbeit in allen Tätigkeitsbereichen der EDA stattfinden kann, somit auch im Bereich der Ausbildung und Übungen.

Das HEP-Programm

Das Helicopter Exercise Programme (HEP) der EDA besteht seit 2012 und wurde zunächst als ein Zehnjahresprogramm (2012-2022) angelegt. Es ist ein konkreter Hinweis darauf, dass gemeinsames Training ein integraler Bestandteil für die Verbesserung der europäischen Hubschrauberfähigkeit und Interoperabilität ist. Dreizehn Übungen wurden bisher unter dem Dach der EDA durchgeführt.

Das Hubschrauberprogramm der EDA umfasst multinationale Übungen, Taktik-Symposien, synthetisches Training, Ausbildung von Hubschrauberausbildern (Train the trainer), Electronic Warfare (EW) und Composite Air Operations (COMAO), Planungskurse und andere von den Mitgliedsstaaten geforderte Trainingsaktivitäten.

Bisher wurden zwischen 2009 und 2019 289 Hubschrauber, 2.000 Luftfahrzeugbesatzungsmitglieder und über 12.000 Militärangehörige bei den Übungen eingesetzt, die in Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Finnland, Belgien und Ungarn stattfanden. 794 Luftfahrzeugbesatzungsmitglieder aus 17 verschiedenen Ländern haben den EDA Helicopter Tactics Course (HTC) absolviert. Darüber hinaus haben 110 Hubschrauberbesatzungsmitglieder aus sechs verschiedenen Ländern den Helicopter Tactics Instructors Course (HTIC) absolviert. Die Kurse richten sich vor allem auch an kleinere Teilnehmerstaaten, die über keine eigenen, großen Ausbildungseirichtungen verfügen. Das EDA-Programm ist seit Beginn eng mit den Lehrgängen und Inhalten der britischen Hubschrauberprogramme verbunden.

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Eine deutsche Bell-UH-1D setzt belgische Spezialkräfte ab, Foto: EDA

Das Hubschrauber-Programm HEP wird über die bisher geplanten zehn Jahres hinaus fortgesetzt. Die EDA wird ihr selbst entwickeltes Hubschrauber-Übungsprogramm, ihren Hubschrauber-Taktik-Lehrgang und ihren Hubschrauber-Taktik-Ausbilderlehrgang bis Ende 2022 in das neue permanente Multinationale Hubschrauber-Ausbildungszentrum (MHTC) in Portugal verlegen.

Bei den Programmen geht es aber nicht nur um die Planung und Durchführung der reinen Flugoperationen. Vielmehr steht im Vordergrund auch das Zusammenwirken mit anderen Truppengattungen und Teilstreitkräften. So ist zum Beispiel die Übungsreiche Green Blade/Pegasus auf die Zusammenarbeit mit Spezialkräften ausgelegt. 2012 nahmen an Green Blade rund 550 Militärangehörige und 15 Hubschrauber teil. Deutschland wollte dabei erstmals mit den NH90 teilnehmen, am Ende kam die Bell UH-1D. Die Hubschrauberbesatzungen kamen neben Deutschland auch aus Belgien und Italien, die infanteristischen Spezialkräfte aus Belgien, Spanien und Italien. Damals zeigte sich, dass neben der Technik und unterschiedlichen Verfahren auch die Sprache eine Herausforderung war. Wie in der Luftfahrt üblich, sprachen alle per se englisch, doch oft wurde mit den gleichen Begriffen unterschiedliche Dinge und Verfahren gemeint. Auch daher ist dieses EDA-Programm so wichtig und erfolgreich.

André Forkert