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Die internationale Rüstungskooperation zum baulichen Schutz vor Waffenwirkung wird erweitert. Am 28. Oktober 2020 hat der Bundesrat der Schweiz den Beitritt zum multilateralen Programm, mit dem die Truppe und Infrastrukturen vor Waffenwirkung geschützt werden sollen, bestätigt. Damit gehören derzeit Deutschland, Norwegen, die Schweiz und die Vereinigten Staaten von Amerika diesem Programm an. Jetzt soll diese Runde erweitert werden. Kanada, die Niederlande, Schweden und das Großbritannien wollen sich dem Programm anschließen können. Mit der Aufnahme dieser Länder können alle Beteiligten noch stärker vom direkten Austausch von technischen und wissenschaftlichen Versuchsergebnissen und von den internationalen Erfahrungen im Bereich Schutz vor Waffenwirkung profitieren.

Ziel des Programms

Um die Auswirkung von großen Sprengladungen auf militärische und zivile Infrastruktur und Gebäude der öffentlichen Hand besser einzuschätzen, braucht es unter anderem aufwändige Versuche. Im großen Maßstab lassen sich solche Versuche in der Schweiz und den Nachbarstaaten nicht durchführen. Daher wurde beschlossen, beim Schutz vor Waffenwirkung international zusammenzuarbeiten. Dabei geht es um Grundlagen für den baulichen Schutz von Infrastruktur und den darin untergebrachten Nutzern. Dies können Soldaten genauso wie im Ausland stationierte Diplomaten sein.

Unter dem Namen «Cloudberry 2018» wurden 2018 zum Beispiel Sprenggroßversuche durchgeführt. Eine Delegation der armasuisse war damals erstmals dabei und konnte die Sprenggroßversuche aktiv mitgestalten. Austragungsort war Älvdalen in Schweden. Die Vorbereitungen für diese Großversuche liefen mehrere Jahre. So mussten beispielsweise die modularen Schutzkomponenten, die getestet wurden, im Ausland beschafft werden. Auch die multinationale Koordination vor Ort und die aufwändige Logistik stellten große Herausforderungen an das Projekt. Der Versuchsort Älvdalen liegt äußerst abgeschieden und ist mit dem Auto nur über Schotterstraßen erreichbar. Dies machte die Logistik schwierig, ermöglichte aber eben solche Versuche. Es ging zum Beispiel um den baulichen Schutz gegen aktive Bedrohungen, zum Beispiel durch größere Fahrzeugbomben.

Die Schirmherrschaft 2018 hatte Norwegen. Dazu ließ die norwegische Regierung für die Testserien ein vierstöckiges Betongebäude erstellen. Daran konnten dann verschiedene Fassadenelemente befestigt und angesprengt werden. Der Test wurde mit Hinblick auf den geplanten Neubau von Verwaltungsbauten in Oslo initiiert. Die Schweiz nutzte den 1. Stock für Versuche mit Mauerwerken. Im Fokus von «Cloudberry» standen Tests, wie Fassadenelementen gegen mittlere Ladungen geschützt werden können. Darunter verstanden die Übungsplaner mehrere hundert Kilogramm TNT-Äquivalent.

Foto: armasuisse

Parallel zu den Fassadenelementen haben die Schweiz und Schweden unterschiedliche Typen von Dummies getestet. Ziel war es, die Auswirkungen der Luftstoßwirkung auf Personen einschätzen zu können. Dafür wurde ein möglichst einfacher, robuster Dummy entwickelt.

Bereits am 15. August 2019 folgte mit dem «Shield» (Super heavy improvised explosive loading device = Sprengladung mit extrem großer Sprengkraft) der nächste Großversuch, ebenfalls in Schweden. Bei «Shield» handelt es sich um einen Versuch, der «Cloudberry» im Umfang der Testobjekte und der Größe der Sprengladung um ein Vielfaches übersteigt.

Andrè Forkert