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Eine für Frankreich entwickelte Fahrzeugfamilie ist jetzt in Satory Kunden und Fachpublikum vorgestellt worden. Es handelt sich um ein Projekt, das sich auf künftige Forderungen der französischen Streitkräfte ausrichtet. Die aktuellen Forderungen für die geplante Erneuerung der Logistik-Lkw-Flotte werden Anfang 2021 erwartet.

Der Hersteller Arquus hat nach der e-xpo im Netz Ausschnitte aus seinem Fahrzeugprogramm in stationärer und dynamischer Ausstellung auf dem Firmengelände in Satory präsentiert. Das Spektrum reichte von den geschützten 4×4 Fahrzeugen Areg (für Spezialkräfte) und Fortress Mk2 (Mehrzweckfahrzeug, im Rennen in Polen) über den Plugin-Hybrid Scarabee bis zu dem jetzt entwickelten Armis 6×6 Logistik-Lkw. Die Armis-Familie umfasst darüber hinaus eine 4×4- und eine 8×8-Version.

Der Armis 6×6 demonstrierte im Gelände und auf Steilstrecken seine Fähigkeiten. Kern des Armis 6×6 ist ein 11-Liter Diesel-Reihenmotor (Euro 5) von Volvo mit 340 kW – ähnlich dem Motor im Aufklärungspanzer Jaguar – auf einem militärspezifischen, gehärteten Chassis. Das Getriebe ist mit einer Ultra-Low-Crawler-Option ausgestattet, die sicheres Anhalten an Steigungen ermöglicht. Zur Erhöhung der Geländegängigkeit unterstützt eine automatische Traktionskontrolle (Automatic Traction Control, ATC) den Einsatz der Differentialsperren, womit gleichzeitig Kraftstoff eingespart und die Belastung des Fahrwerks verringert wird.

Foto: Arquus

Der modulare Aufbau der Armis-Fahrzeuge bietet die Möglichkeit, zahlreiche Merkmale zu realisieren. Hierzu gehören die Integration in die Scorpion-Cloud, Kommunikations- und Informationssysteme neuester Generation und Ausrüstungen für unterschiedliche Missionen in Einsatzgebieten mit extremen Klimabelastungen. Darüber hinaus wird dem Fahrer die Fahrzeugführung durch moderne Verkehrssicherheitstechnologie (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS) wie ABS/EBS und ESP erleichtert.

Die – mit dem Armis 8×8 identische – Kabine ist für eine dreiköpfige Besatzung ausgelegt und mit Halterungen für Waffen und persönliche Ausrüstung ausgestattet. Die Integration von Kommunikationsmitteln ist ebenso vorbereitet wie die Einrüstung einer Waffenstation. Displays für das Battlefield Managementsystem und die Steuerung einer fernbedienten Waffenstation sind vorhanden. Die vorgestellte Kabine war ungepanzert. Es gibt auch eine Version mit einer Stanag 4569-konformen ballistischen, minen- und IED-geschützten Kabine. Der Armis ist auch für den Kabinentausch vorbereitet.

Die Nutzlast beträgt vier bis acht Tonnen, je nach ausgeführtem Schutz. Die Ladefläche kann für verschiedene Aufgaben konfiguriert werden. Vorgeführt wurde eine Personentransporteinheit mit energieabsorbierenden Sitzen für 16 Passagiere unter einer Plane. Alternativen sind eine Pritsche, Iso-Container (10““ oder 15“) oder die Nutzung als Waffenträger.

Die Armis-Familie wurde mit Blick auf die militärischen Forderungen der französischen Streitkräfte entwickelt. Als Aufwuchspotential sieht Arquus ferngesteuerten Betrieb, Automatisierung und Energieoptimierung sowie umweltverträgliche Versionen, um dem sich ändernden militärischen Bedarf entsprechen zu können.

Foto: Arquus

Bei der Konstruktion der neuen Lkw-Familie wurde die Wartung unter Betriebsbedingungen berücksichtigt. Ein hoher Grad an Gemeinsamkeiten zwischen den Fahrzeugen der Gruppe erleichtert die Bildung und Verwaltung von Betriebsvorräten und die Ausbildung des Wartungspersonals. Mit dem optionalen HUMS (Health and Usage Monitoring Systems) werden vorausschauende Wartungsarbeiten möglich und das Flottenmanagement vereinfacht. Arquus hat für Wartung und Instandsetzung ein Netz mit Stützpunkten in Kasernennähe aufgebaut, in dem schon jetzt über 10.000 Lkw einsatzbereit gehalten werden. Für das Mehrzweck-Leichtfahrzeug VT4 beispielsweise garantiert Arquus eine Verfügbarkeit von 95 Prozent. Die Armis-Lkw können in das System integriert werden und von der neuen Arquus-Logistikplattform in Garchizy profitieren, in der schon jetzt Ersatzteile und Baugruppen für die Griffon- und Jaguar-Fahrzeuge des Scorpion-Programms wie auch für zahlreiche andere Arquus-Fahrzeuge bereitgehalten werden.

Gerhard Heiming