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Am 21. September wurden Medienberichte vom Tag davor offiziell bestätigt, wonach sich das Wiener Verteidigungsministerium den schon einige Monate kursierenden Empfehlungen seines Generalstabes angeschlossen habe und die Beschaffung von 18 Mehrzweckhubschraubern als G2G-Lösung gemeinsam mit Italien fixiert hat.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Fr. VM Klaudia Tanner, Generalstabschef Gen. Robert Brieger sowie dem für die Beschaffung zuständigen Fachoffizier Obst.d.G. Reinhard Zmug, wurde den Medienvertretern die Wahl des Partnerlandes bzw. des Hubschraubertyps Leonardo AW169M eröffnet bzw. erklärt. Ganz generell vorangestellt, war ein Vergabeverfahren an Hersteller im Wettbewerb samt Gegengeschäften nach den negativen gerichtlichen Erfahrungen der bzw. in Folge auch medial ruinierten Eurofighter-Beschaffung von 2003 im Vorfeld ausgeschlossen worden. Gesucht war – unter seit 2017 angeschriebenen 27 Staaten – stattdessen ein Partnerland, mit welchem ein Höchstmaß an erreichbarer Kooperation möglich wäre. Nun wurde erläutert bzw. bestätigt, dass man in Italien jenen Partner gefunden habe, der willens war in allen Bereichen der (Mit)Beschaffung und des Betriebes von Militärhubschraubern über den gesamten Lebenslauf des Systems kostenoptimiert mit dem Österreichischen Bundesheer zu kooperieren. Dabei wurde erläutert, dass Italien selbst bis zu 100 AW169 in Dienst stellen würde wovon 40 bereits fixiert wären und jener Typ auch den österreichischen Forderungen nach einem ‚leichten‘ Mehrzweckhubschrauber als Ersatz für die ab 1967 (!) gelieferten ALOUETTE III entspräche.

Der Prototyp des AW169, noch mit Kufen, Foto: Georg Mader

Details hier wie dort noch zu fixieren

Was Italien betrifft, schwingt da noch etwas Zukunftsmusik mit. Da dort durch den AW169 (ital. Bezeichnung UH-169) alle AB205, AB212 und AB412 der italienischen Heeresflieger ersetzt werden sollen, kann man zwar wohl von einer Realisierung ausgehen. Vom tatsächlich militärischen ‚grünen‘ Modell AW169M – welches auch das Bundesheer anstrebt – sind aber erst 15 Stück fixiert, die restlichen auf jene 40 beinhalten 22 ‚gelbe‘ AW169 der Finanz/Zollpolizei Guardia di Finanza bis 2023 sowie zwei im heurigen Juli bereits übergebene UH-169B Trainingsmaschinen zur Typenumschulung. Jene beiden bzw. die ‚gelben‘ sind übrigens mit Räderfahrwerk ausgerüstet, während die italienischen wie österreichischen ‚M‘-Modelle ein Kufenfahrgestell erhalten sollen, welches zurzeit am vierten Prototypen I-AWCM erst einer Zulassung zugeführt wird. Darüber sowie zu den Ausrüstungsdetails geht man nun bis Ende des Jahres mit dem Partnerland bzw. dem Hersteller in Detailverhandlungen, zu den angestrebten Zeitleisten wurde auch bereits eine detaillierte Grafik veröffentlicht.

Topmodern – aber in Summe noch zu wenige

Von jener ‚Unschärfe‘ abgesehen, ist den österreichischen Fliegern unumwunden dazu zu gratulieren, dass nach jahrelangem innenpolitischem Gezerre ab 2022 top-modernes militärisches Gerät zulaufen wird. Auch wenn jenes – leider inzwischen gelebte Praxis – bereits 2018 von einer Vorgängerregierung in einem der Öffentlichkeit offenbar besser ‚verkaufbaren‘ sog. Katastrophenschutzpaket verpackt wurde und jetzt als starke Investition der gegenwärtigen Administration in die Sicherheit der Soldaten wie der Bevölkerung verkündet wurde. Was letztere jedoch zweifellos auch ist. Nur zu wenig davon, könnte man anmerken…

Grafik: ÖBH

USA und Deutschland gehen leer aus

Das Volumen von rd. EUR 300 Millionen wird also nun an den südlichen Nachbarn gehen, wobei anzumerken ist, dass darin wohl die Gesamtheit der Beschaffung – also Hubschrauber, Bodentechnik, Logistik, Teile der Ausbildung sowie infrastrukturelle Erfordernisse – abgebildet wird, eine Abschätzung von Lebenszyklus-Gesamtkosten (wie sie beim Eurofighter in den drei Untersuchungsausschüssen als zu wenig berücksichtigt moniert wurden) wurde aber noch nicht veröffentlicht oder thematisiert. Immerhin ist das gewählte Muster das leistungsfähigste aber auch im Betrieb wohl teuerste der Drei.

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