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Heute vor 70 Jahren gründete Otto Lummitzsch das Technische Hilfswerk (THW) als eine der ersten Zivilschutzeinrichtungen der Bundesrepublik. Seitdem ist das THW die Katastrophenschutzorganisation des Bundes und ein kompetenter und verlässlicher Partner – sowohl in Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen in Deutschland als auch mit international tätigen Hilfsorganisationen. Das Besondere sind die ehrenamtlichen Helfer, ohne die es kein THW gäbe. Seit Beginn an existiert schließlich nur ein kleiner Führungsstab, die Arbeit vor Ort, in den Katastrophengebieten, wird durch bundesweit knapp 80.000 Ehrenamtler geleistet.

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Foto: THW

Mit seinem Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen ist das THW gefragter Unterstützer unter anderem für Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen. Von der Beleuchtung bei Autounfällen, der Bereitstellung von Energie bei einem Stromausfall, dem Abpumpen bei Überflutungen, der Beseitigung von Sturmschäden und der Hilfe bei vielen anderen Unfällen oder Katastrophen reicht die Arbeit des THW.

Der erste Großeinsatz im Inland war die Sturmflut 1962 in Hamburg. Hier evakuierten Einsatzkräfte des THW in Hamburg und entlang der Nordseeküste Menschen, sicherten Deiche und versorgten die Bevölkerung mit Trinkwasser und Lebensmitteln. Während der Flutkatastrophe 2002 entlang der Elbe retteten über 24.000 THW-Kräfte sechs Wochen lang mehr als 100.000 Menschen und pumpten und förderten dabei mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Minute aus den Hochwassergebieten. Aus diesen Flut-Erfahrungen heraus stellte das THW „High Capacity Pumping Module“ auf und schaffte mehrere Hochleistungspumpen an.

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Foto: THW

International handelt es sich beim THW um eine der renommiertesten und anerkanntesten Institutionen weltweit. Als 2005 die USA vom Hurrikan Katrina äußerst stark getroffen wurden – Katrina war eine der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA – lehnte der damalige Präsident George W. Bush, wie es sich für eine Großmacht ziemt, alle Hilfsangebote vehement ab. Nur bei Deutschland wurde angefragt, ob nicht das THW mit seinen Hochleistungspumpen kommen könne, um die amerikanischen Kräfte zu unterstützen. Die 15 Hochleistungspumpen des THW waren 40 Tage lang rund um die Uhr im Einsatz, insgesamt 128 Einsatzkräften des THW kamen in die USA, danach war New Orleans wieder trockengelegt. Die deutsche Leistung wurde unter anderem bei der offiziellen Veranstaltung „Amerika sagt Danke, Deutschland“ gewürdigt.

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Foto: THW/Christian Wenzel

Der erste Auslandseinsatz des THW fand nach der schweren Nordsee-Sturmflut 1953 in den Niederlanden statt. Seitdem sind sie begehrte weil professionelle und praktisch arbeitende Hilfskräfte, so auch jüngst im Libanon. Hier machten sich 46 THW-Einsatzkräfte der „Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland“ (SEEBA) rund 24 Stunden nach den verheerenden Explosionen am Beiruter Hafen dorthin auf, um verschüttete Menschen unter den Trümmern zu suchen.

Das THW unterstützt im Ausland allerdings nicht nur im Katastrophenfall, sondern auch beim Aufbau entsprechender Hilfs- und Reaktionsstrukturen. So unterstützen Ehrenamtliche des THW den Auf- und Ausbau ehrenamtlicher Strukturen des Zivilschutzes in Tunesien. Im Irak hilft das THW seit 2013 in der Region Kurdistan-Irak Elemente eines zentralen Katastrophenschutzes aufzubauen. Im vergangenen Jahr stellte das THW dort die erste Schnelleinsatzeinheit im Katastrophenschutz mit einer Stärke von 20 Einsatzkräften auf. Das THW arbeitet außerdem seit 2016 mit dem jordanischen Jordan Civil Defense Directorate zusammen, um einen ehrenamtlichen Zivilschutz einzurichten.

In Deutschland rücken THW-Kräfte jährlich rund 10.000 Mal zu Schadenslagen oder sonstigen technischen Hilfeleistungen aus. Zum 70-jährigen Bestehen würdigte THW-Präsident Gerd Friedsam die Bereitschaft der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer: „Das freiwillige Engagement der rund 80.000 Einsatzkräfte, ihre enorme Leidenschaft für technisch-humanitäre Hilfe und die hohe Professionalität machen das THW heute zu einer in jeder Beziehung einzigartigen Institution – eine Organisation, die jeden Tag in Deutschland und weltweit die ‚Faszination Helfen‘ lebt und mit neuesten Technologien und Gerätschaften für die Anforderungen der Zukunft exzellent aufgestellt ist.“

Dorothee Frank