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Der Bundessicherheitsrat hat jetzt der Lieferung des letzten der vier 209/1400mod-U-Boote, die von der ägyptischen Marine bestellt wurden, zugestimmt. „S44“ soll im Jahr 2021 ausgeliefert werden. Dies hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dem Wirtschaftsausschuss des Bundestages mitgeteilt.

Mit der Auslieferung von „S44“ wird dieses Bauprogramm von thyssenkrupp Marine Systems für Ägypten enden. Am 9. April wurde „S43“ ausgeliefert (ESuT berichtete). 2011 wurde der Vertrag über die Lieferung von zwei Booten abgeschlossen. Kairo entschied 2015, eine Option für zwei weitere zu zeichnen.

Ägypten hat bei dem Kieler Unternehmen zudem drei Meko A200-Fregatten in Auftrag gegeben. Nach einem Zeitungsbericht vom April 2019 hat die Bundesregierung die Lieferung der Fregatten an Ägypten im Wert von rund 2,3 Milliarden Euro gebilligt. Auch Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages habe dem am 3. April 2019 zugestimmt. Berichten aus dem September 2019 zufolge stellt die Bremerhavener Stahlbau Nord als Unterauftragnehmer Stahlsektionen für den Bau der ägyptischen Meko her. Über den tatsächlichen Umfang des Auftrages gibt es unterschiedliche Informationen. Die Bundesregierung nimmt dazu unter Berufung auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Oktober 2014 (BVerfGE 137, 185) nicht Stellung.

 

Italien und Frankreich als ägyptische Rüstungspartner

Zwischen 2015 und 2019 ist Ägypten weltweit der drittgrößte Rüstungsimporteur nach Saudi-Arabien und Indien (Quelle: SIPRI). Dem Stockholmer Institut zufolge sind Russland, Frankreich und die USA die maßgeblichen Lieferanten.

Kürzlich wurde bekannt, dass Ägypten zwei italienische Fregatten der Fremm-Klasse bezieht (ESuT berichtete). Die Fremm-Klasse ist ein französisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt. Eine französische Fremm, die ehemalige „Normandie“, fährt heute als „Tahya Misr“ in der ägyptischen Marine. Im Zusammenhang mit der seit 2015 bestehenden Rüstungskooperation zwischen Kairo und Paris vereinbarte die französische Naval Group mit der Regierung Ägyptens im Jahr 2018 die Gründung einer Tochtergesellschaft zum Betrieb und Wartung der Korvetten der Gowind-Klasse. Deren Beschaffung geht zurück auf einen Vertrag zwischen der äyptischen Marine und der Naval Group, damals noch DCNS, aus dem Juni 2014 über den Bau und die Lieferung von vier Gowind 2500-Korvetten, Technologietransfer eingeschlossen. Demnach sollten drei Einheiten auf der ägyptischen Alexandria Shipyard-Werft entstehen. „Al Moez“, Hull-Nummer 981, die dritte Gowind 2500-Korvette der ägyptischen Marine, lief am 12. Mai in Alexandria vom Stapel.

Mit der „Alexandria Naval for Maintenance and Industry (ANMI)“ verstärkt Naval Group seine Präsenz am Nil. Der Konzern lieferte neben der Fremm-Fregatte „Tahya Misr“ (2015), Hull-Nummer 1000, 2016 zwei Landungsschiffe-Hubschrauberträger der Mistral-Klasse an die ägyptische Marine aus – „Gamal Abdel Nasser“ (L1010), „Anwar El Sadat“ (L1020).

 

Beziehungen Deutschland – Ägypten

Zwischen Deutschland und Ägypten bestehen intensive Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Deutschland ist nach China mit einem Handelsvolumen von knapp 4,5 Milliarden Euro (2019) zweitgrößter Handelspartner von Ägypten. Nach dem aktuellen Rüstungsexportbericht der Bundesregierung (Bundestag-Drucksache 19/20370 vom 18. Juni 2020) war Ägypten 2019 das bedeutendste Empfängerland für deutsche Rüstungsgüter unter den Entwicklungsländern (801,8 Millionen Euro).

Die Enttarnung eines Informanten des ägyptischen Geheimdienstes im Bundespresseamt wurde durch den Verfassungsschutzbericht 2019 bekannt, den Präsident Thomas Haldenwang am 9. Juli vorgestellt wurde.

Hans Uwe Mergener

 

Eckdaten der „S44“

Gesamtlänge: ca. 62 Meter

Durchmesser: ca. 6,2 Meter

Verdrängung: Überwasser ca. 1.450 Tonnen; Unterwasser: ca. 1.600 t

Besatzung: 30

Bewaffnung: sechs Torpedorohre

Die HDW-Klasse 209/1400mod ist die jüngste Version aus der Baureihe der mit über 60 gebauten oder unter Vertrag genommenen Einheiten (Werksangaben).