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Schnell hob der Pionierpanzer Kodiak mit seinem Schild eine gut einen Meter tiefe Stellung aus, in der anschließend ein Kampfpanzer Leopard 2PL – wie ihn Polen derzeit durch Umrüstung erhält – eine teilgedeckte Stellung bezog. In der Verteidigung können mehrere solcher Stellungen für die kämpfenden Truppen ausgehoben werden. Hier steht der Leopard nun bereit zum Feuerkampf. Nach dem Ausweichen des Kampfpanzers wurde die Stellung vom Kodiak wieder zugeschüttet und die Fläche planiert.

Szenenwechsel: Der Kodiak legt einen Panzerabwehrgraben mit Wall an, mit dem die Bewegung feindlicher Streitkräfte zum Stillstand gebracht werden kann. Dann wurde der Graben zugeschoben und der Wall gebrochen, um das Fördern eigener Bewegung zu demonstrieren. Hierbei kommt normalerweise der Bagger zum Einsatz. Die erzeugte Bresche wurde mit dem Dozer so geöffnet, dass der Kampfpanzer das Hindernis passieren konnte.

Mit dieser Vorführung zeigte die Kodiak-Herstellerfirma am 23. Juni 2020 Ausschnitte aus dem Leistungsspektrum des Pionierpanzers. So wurde demonstriert, dass für die Pionierunterstützung von Operationen der Kampftruppe schweres Gerät zum Einsatz kommt, das ebenso beweglich und geschützt sein muss wie die Kampffahrzeuge. Zu den Hauptaufgaben der Pioniere gehört das Fördern eigener und das Hemmen feindlicher Bewegungen sowie der Stellungsbau. Dafür werden in vielen Streitkräften Pionierpanzer genutzt, die auf der gleichen Plattform wie Kampfpanzer aufgebaut worden sind.

Auf dem Fahrgestell des Leopard 2 haben Rheinmetall Landsysteme 2003 und der Schweizer Konzern RUAG in sehr enger Verbindung mit der Schweizer Armee den Pionierpanzer 3 Kodiak realisiert, der in der Schweiz und – mit Anpassungen – in den Niederlanden, Schweden und Singapur eingesetzt wird. Die enge Zusammenarbeit mit den Schweizer Soldaten, die in gemeinsamen Entwicklungsteams die praxisbezogenen Anforderungen einbrachten, ermöglichte die schnelle Entwicklung dieses Pionierpanzers.

Die drei Hauptforderungen der Schweizer Armee waren dabei: Zwei kleine Winden, Baggerarm in der Mitte, flexibles Dozerschild. Diese Anforderungen hatten die verantwortlichen Soldaten nach der Auswertung verschiedenster Studien anderer Streitkräfte – etwa aus Norwegen – für ihren Pionierpanzer festgelegt.

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Foto: Dorothee Frank

Der knapp 70 Tonnen schwere Kodiak wird von einem 1.100 kW Dieselmotor angetrieben, der über eine angeschlossene Axialkolbenpumpe auch die hydraulische Energieversorgung sicherstellt. In der Mitte vorne ist ein um 360° schwenkbarer Knickarmbagger angebracht. Bei einer Reichweite bis neun Meter verfügt er über eine Schaufel mit einem Volumen von einem Kubikmeter, die – ohne den geschützten Mannschaftsraum zu verlassen – über eine hydraulische Schnellkupplung gegen Werkzeuge wie Universalgreifer, Hydraulikhammer oder Betonschere ausgetauscht werden kann. Das Planiersystem mit verstellbarem Dozerschild kann bis auf 4,02 m Breite erweitert und mit zwei Aufreißern ergänzt werden. Zwei leichte 9-t-Rotzler-Winden mit 200 m Seillänge entwickeln bis zu neun Tonnen Zugkraft, die im doppelten Vierfachzug auf bis zu 65 Tonnen verstärkt werden können. Zum Minenräumen steht ein Pearson-Minenpflug mit Fahrbahnmarkierungssystem mit einer Räumbreite von 4,20 Metern zur Verfügung. Die einstellbare Räumtiefe reicht bis 30 cm.

Weitere Besonderheiten – und deutliche Verbesserungen etwa gegenüber dem aktuell in der Bundeswehr vorhandenen Pionierpanzer 2 Dachs – ergeben sich daraus, dass der Kodiak auf einem Leopard 2 und der Dachs auf einem Leopard 1 basiert. Dadurch besitzt der Kodiak beispielsweise einen wesentlich besseren Schutz (Minengeschützt Level 4) und einen leistungsstärkeren Antrieb.

Der Pionierpanzer 3 Kodiak ist neben dem – in einem vorherigen Artikel vorgestellten – WiSENT 2 einer der Kandidaten für die Nachfolge des Pionierpanzers 2 Dachs, für die der Wettbewerb eingeleitet ist. Bis 2030 sollen 44 Pionierarbeitsmaschinen – so die Terminologie der Bundeswehr – beschafft werden.

Dorothee Frank und Gerhard Heiming

 

Technische Daten auf einen Blick

Pionierpanzer 3 Kodiak

Gefechtsgewicht MLC70
Antrieb 1.100 kW
Höchstgeschwindigkeit 68 km/h
Schutz Qualifiziert nach STANAG 4569
Gegen ballistische Bedrohungen
Level 4 gegen Minen/IED
Windensystem Zwei 9-t-Rotzler-Winden, Zugkraft 65 t mit doppeltem Vierfachzug, Kabellänge 200 m
Zentraler Knickarmbagger mit Tieflöffel und Hydraulikschnittstelle für Werkzeuge Reichweite: 9 m
Schaufelvolumen 1 m³
Hubkraft 3,5 Tonnen (bei voller Ausladung)
Ausstattung Universalgreifer, Hydraulikhammer, Betonschere
Planiersystem Breite 3,42 m 4,02 m mit Erweiterungen
Verstellbarer Dozerschild mit zwei Aufreißern
Minenräumsystem (optional) Räumbreite bis 4,2 m
Räumtiefe bis 30 cm