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Die Europäische Verteidigungsagentur EDA hat ein disruptives Forschungsprojekt über eine elektromagnetische Schienenkanone (Electro-Magnetic Railgun, EMRG) gestartet. Das beauftragte PILUM-Konsortium (Projectiles for Increased Long-range effects Using Electro-Magnetic railgun) mit neun Partner aus fünf europäischen Ländern wird vom Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis (ISL) koordiniert.

In zwei Jahre Studiendauer soll das Konsortium nachweisen, dass diese Art von EMRG-Konzept in der Lage ist, Hypervelocity-Projektile mit Präzision über eine Distanz von mehreren hundert Kilometern ins Ziel zu bringen. In dem disruptiven Ansatz für die Langstrecken-Feuerunterstützung soll zudem demonstriert werden, dass die neue EMRG-Technologie im Vergleich zum früheren Pulver-Railgun in der Lage ist, eine Hyperschallgeschwindigkeit zu erreichen, wobei die effektive Reichweite mit fünf multipliziert wird.

Die EMRG ist in der Lage, Geschosse mit Anfangsgeschwindigkeiten zu beschleunigen, die weit über den Geschwindigkeiten liegen, die mit den vorhandenen Chemiewaffen erreicht werden. Es nutzt elektromagnetische Kraft durch Injektion sehr hoher Ströme in Leiterschienen. Im Rahmen des Projekts wird auch die Möglichkeit geprüft, die EMRG in Land- und Marineplattformen zu integrieren.

In der ersten Phase wird das Geschützkonzept mit Hilfe numerischer Simulationen und experimenteller Arbeiten validiert. Das ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung eines groß angelegten Demonstrators in den nächsten Jahren.

Das Hochtechnologieprojekt wird auch Fortschritte in vielen verschiedenen Bereichen souveräner Technologie ermöglichen, darunter Aerothermodynamik, Projektiltechnologien, Materialfestigkeit, Energiespeicherung und -umwandlung sowie verschiedene elektrische und elektromagnetische Phänomene, die für weitere Anwendungen von Nutzen sein dürften.

Das Projekt PILUM ist Teil des Forschungsprogramms „Preparatory Action on Defence Research“ (PADR), das von der Europäischen Kommission finanziert und von der Europäischen Verteidigungsagentur verwaltet wird.

Neben dem Koordinator ISL sind folgende Partner am Projekt beteiligt:

  • Von-Karman-Forschungsinstitut (Belgien), spezialisiert auf Fluiddynamik und Antrieb;
  • die Systemintegratoren Naval Group und Nexter Systems (Frankreich);
  • die Munitionslieferanten Diehl Defence (Deutschland) und Nexter Munitions (Frankreich);
  • Explomet (Polen), spezialisiert auf die explosive Umhüllung von Metallen;
  • IKAR (Italien), Hersteller von hochdichten elektrischen Kondensatoren und
  • Erdyn Consultants (Frankreich) für das Management europäischer Kooperationsprojekte.

Gerhard Heiming