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Tschechien hat mit der Waffenfabrik Česká zbrojovka (CZ) einen potenten Player für Waffenentwicklung und -fertigung im eigenen Lande. 1936 gegründet, gehört die tschechische Waffenfabrik Uherský Brod zu den weltweit erfolgreichen Unternehmen im Bereich der Handfeuerwaffen. ES&T war vor Ort.

CZ befindet sich heute in Privatbesitz. Die jung und modern geführte Firma ist Teil der Česká zbrojovka Group (CZG), einem führenden europäischen Unternehmen für Schusswaffen und taktischem Zubehör für die Bereiche Militär, Sicherheitsbehörden, Personenschutz, Jagd, Sportschießen und andere zivile Zwecke. Zu den Unternehmen zählen neben CZ auch CZ-USA, Brno Rifles, 4M Systems (taktische Bekleidung) und CZ Export. Die CZG hat ihren Hauptsitz in der Tschechischen Republik und verfügt über Produktionsstätten dort und in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie beschäftigt rund 1.960 Mitarbeiter.

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Die Waffenfabrik CZ in Uherský Brod (Foto: CZ)

Erst kürzlich hat sich CZ mit einem prominenten Vertreter der Branche verstärkt. Franz von Stauffenberg stieß als Vertriebsleiter Westeuropa zu dem CZ-Team. Der 44 Jahre alte Fallschirmjäger-Reserveoffizier ist in der Branche bekannt: Er baute in den letzten Jahren den deutschen Law Enforcement-Bereich bei SIG Sauer in Eckernförde auf und war zuvor beruflich auch bei Heckler & Koch sowie Rheinmetall aktiv. Er bringt darüber hinaus Expertise aus der Sicherheitsberatung mit. Sein Sales Team wird um weitere erfahrene Mitarbeiter anwachsen. Zudem kooperiert CZ im Behördenvertrieb mit der CSC Arms Division GmbH in Mömbris.

Tradition und Moderne

Im traditionsreichen Werk Uherský Brod selbst arbeiten rund 1.700 Angestellte. In den Fertigungsstätten verbindet sich traditionelles Handwerk wie etwa das Gießen von Griffstücken mit modernsten Produktionsmethoden dank eines Maschinenparks der neuesten Generation. Insgesamt umfasst das CZ-Portfolio rund 500 verschiedene Produkte. Exportiert wird in fast 100 Staaten auf allen Kontinenten.

Dass CZ schon seit ihrer Gründung zur nationalen Sicherheitsvorsorge gehörte, belegen zahlreiche waffenhistorisch sehr interessante Stücke in der Mustersammlung in der Firmenzentrale. Unter anderem fertigte man hier das Flugzeug-MG LK30. Im Kalten Krieg stattete CZ die tschechoslowakischen Streitkräfte mit dem eigens entwickelten Sturmgewehr vZ.58 aus. Zu den weiteren weltberühmten Produkten dieser Epoche gehören außerdem die Maschinenpistole Scorpion vZ. 61, eine der ersten Personal Defence Weapons überhaupt, oder die Pistole CZ 75, die auch im westlichen Sportschützen- und Jagdbereich einen großen Erfolg erzielte.

Während Sport- und Jagdwaffen ungebrochen zum Portfolio gehörten, endete die Produktion des Sturmgewehrs vZ. 58 im Jahr 1982. Fast drei Jahrzehnte später stieg CZ wieder in den Militärwaffensektor ein. Ab 2010 kam das solide Sturmgewehr CZ 805 Bren 1. Wenig später folgte das modernisierte Bren 2.

CZ Bren 2 – eine modulare Militärwaffenfamilie

Die Waffenfamilie Bren 2 ist modular aufgebaut: Es gibt die Sturmgewehre derzeit in den Kalibern 5,56 mm x 45 und 7,62 mm x 39, wobei es für beide Versionen je drei unterschiedliche Lauflängen gibt 8“ bzw. 9“, 11“ und 14“. Weiterhin hat CZ die Familie um ein schweres Sturmgewehr (Battle Rifle) in 7,62 mm x 51 ergänzt. Dieses ist bisher mit einem 16“-Lauf verfügbar.

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Die modulare Bren 2-Familie und die Maschinenpistole Scorpion Evo (unten) (Foto: Jan-P. Weisswange)

Alle Familienmitglieder arbeiten als Gasdrucklader mit Kurzhub-Gaskolbensystem. Die Gasabnahme verfügt über drei Einstellungen: Normalbetrieb, starke Verschmutzung und Schalldämpfer. In der letzten Einstellung erfolgt der Repetiervorgang von Hand.

Weiterhin zeichnet sich die Bren 2-Familie durch ein Leichtmetallgehäuse aus Flugzeugaluminium, eine klappbare, längenverstellbare Schulterstütze aus carbonfaserverstärktem Kunststoff mit Gummi-Schaftkappe und einen Pistolengriff mit austauschbarem Griffrücken und Stauraum aus. Vier Mil-Std 1913-Montageschienen sind am Gehäuse vorhanden. Die Waffen lassen sich beidseitig bedienen. Der nicht mitlaufende Ladehebel lässt sich mit wenigen Handgriffen auf die andere Waffenseite verlegen.

Zugriffstrupp der französischen Gendarmerie-Spezialeinheit GIGN mit Bren 2 in 7,62 mm x 39 (Foto: Jan-P. Weisswange)

Magazinhalteknopf, Verschlussfanghebel und Feuerwahlhebel sind beidseitig vorhanden, die Bedienung ähnelt der AR-15-Architektur. Auch Magazine des AR-15-Typs lassen sich in den 5,56er Waffen verwenden. Die Bren 2 Battle Rifle nutzt ein eigens entwickeltes 25-Schuss-Magazin. Die Waffen lassen sich in jedem Ladezustand sichern.

Mit dem 40-mm-Granatwerfer CZ 805 G1 steht der innovativen Waffenfamilie ein weiterer Kampfkraftmultiplikator zur Verfügung. Er lässt sich entweder an das Sturmgewehr montieren oder auch als separate Granatpistole nutzen.

CZ Scorpion Evo 3 A1

Auch bei der Entwicklung der Maschinenpistole CZ Scorpion Evo 3 A1 stand die Ergonomie im Mittelpunkt. Die handliche Waffe verfügt über ein Polymergehäuse und einen kaltgehämmerten 196 mm langen Lauf. Sie ist im Kaliber 9 mm x 19 und 9 mm x 21 verfügbar. Die CZ Scorpion Evo 3 A1 arbeitet als Rückstoßlader mit verriegeltem Masseverschluss und schießt aus geschlossener Verschlussstellung, was zur guten Präzision beiträgt. Die längenverstellbare Schulterstütze lässt sich an die rechte Waffenseite anklappen. Die vorne am Abzugsbügel liegende Magazinhaltewippe und der Feuerwahlhebel sind beidseitig bedienbar. Es lassen sich Einzelschuss, Drei-Schuss-Feuerstöße und Dauerfeuer anwählen. Die Munitionszuführung erfolgt über 30-Schuss-Polymermagazine. Neben der langen Mil-Std 1913-Schiene auf der Gehäuseoberseite finden sich weitere Schienen auf der 3-, 9- und 6-Uhr-Position. So lassen sich entsprechende Optiken und Anbaugeräte montieren.

Pistolenfamilie CZ P-10

Mit seiner P-10-Familie konnte CZ inzwischen einen großen kommerziellen Erfolg erzielen. Derzeit sind vier Größen der robusten und ergonomischen Schlagbolzenschlosspistole verfügbar: F für Full Size, C für Compact, S für Subcompact und – erst im April vorgestellt – M für Microcompact. Allen Modellen gemein ist das Polymer-Griffstück mit austauschbarem Griffrück und beidseitig bedienbarem Verschlussfanghebel sowie der Verschluss mit einer extrem haltbaren Beschichtung. Vordere und hintere Handhabungsrillen vereinfachen die Ladetätigkeiten. Der Magazinhalteknopf ist auf die andere Waffenseite ummontierbar. Das Eisenvisier mit den selbstleuchtenden Markierungen lässt sich sehr gut aufnehmen. Weiterhin gibt es eine Optics Ready-Version, die optische Visiere aufnimmt. Die Magazinkapazität liegt je nach Modell zwischen zwölf und 19 Patronen. Die Griffstücke sind in unterschiedlichen Farben verfügbar.

Neue Handwaffengenerationen

Im April 2020 vergaben die tschechischen Streitkräfte an CZ einen fast 90 Millionen Euro schweren Rahmenvertrag zur Lieferung von Handwaffen und Munition. Bei Abruf des vollen Vertragsumfangs könnten bis 2025 rund 16.000 Bren 2-Sturmgewehre, über 21.000 CZ P-10-Pistolen, über 1.600 Anbaugranatwerfer CZ 805 G1 und etwa 100 CZ Scorpion Maschinenpistolen ausgeliefert werden. Bereits in den Jahren 2010 und 2016 hatte CZ die Streitkräfte ihrer Heimat (26.000 Berufssoldaten und 11.000 Reservisten) mit rund 40.000 neuen Handwaffen ausgestattet.

Die Pistolenfamilie CZ P-10 mit Schlagbolzenschloss … (Foto: Jan-P. Weisswange)

„Die tschechischen Streitkräfte verlangen stets die bestmögliche Ausstattung. Dieser Auftrag zeigt uns, dass wir unseren Job gut machen und hochqualitative und innovative Produkte für die anspruchsvollsten Militär- und Behördenmärkte anbieten“, so Luboš Kovařík, der Vorstandsvorsitzende der CZ-Gruppe. Und auch CZ-Geschäftsführer Ladislav Britaňák freut sich über den Auftrag: „Wir fühlen uns geehrt, unsere Streitkräfte als einen unserer historisch wichtigsten Kunden weiter ausstatten zu können.” Zugleich sind die tschechischen Streitkräfte auch ein wichtiger Referenzkunde auf dem internationalen Markt. Kovařík und Britaňák begrüßten zudem, dass die tschechische Regierung mit dem Auftrag ein wichtiges Zeichen zur Unterstützung der heimischen Industrie und damit auch zur nationalen Sicherheitsvorsorge in Krisenzeiten setze.

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… wurde im Frühjahr 2020 durch die mikrokompakte P-10M ergänzt (Foto: CZ)

Seine moderne Handwaffenpalette konnte CZ auch beim NATO-Partner Ungarn platzieren. Dort fiel im März 2018 die Entscheidung, den Handwaffenbestand durch CZ-Produkte zu modernisieren. Ungarn legt dabei Wert auf Know-how-Transfer und eigene Fertigung. So werden das Sturmgewehr CZ Bren 2, die Maschinenpistole Scorpion Evo sowie die Hahnschloss-Pistolen P07 und P09 in Lizenz gebaut.

Insgesamt nutzen derzeit Streit- und Sicherheitskräfte aus über 40 Staaten CZ-Waffen. Zu den prominentesten Nutzern des Bren 2 gehört ohne Zweifel die französische Spezialeinheit der Gendarmerie. Die GIGN orderte die Waffe in 7,62 mm x 39, um insbesondere mit AK-47 ausgerüsteten militärisch operierenden Straftätern ebenbürtig bewaffnet zu sein.

Blick in die historische Waffensammlung (Foto: Jan-P. Weisswange)

Ausblick

CZ verstärkt seine Aktivitäten weiterhin. Anfang Mai 2020 stieg das Unternehmen mit einer Minderheitsbeteiligung bei der Firma Spuhr ein, dem schwedischen Spezialisten für Montagen und Waffentuningzubehör. CZ wird aber natürlich nicht nur im Behördensektor sein Produktportfolio konsequent weiter ausbauen. Und so wird auch in Zukunft einiges neues aus Uherský Brod zu berichten sein.

André Forkert sprach mit Franz von Stauffenberg über die aktuellen CZ Neuheiten

Autor: Dr. Jan-Phillipp Weisswange arbeitet hauptberuflich als Referent Öffentlichkeitsarbeit in der wehrtechnischen Industrie. Dieser Artikel gibt seine persönliche Meinung wieder.