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blankWie ein IT-Unternehmen der Corona-Krise begegnet – welche Chancen sich nutzen lassen, welche Herausforderungen und Fallstricke es zu bedenken gilt – darüber sprach die Europäische Sicherheit & Technik mit Anke Höfer, CEO der CONET-Gruppe.

 

ES&T: Wie begegnen Sie der aktuellen Situation?

Höfer: Seit Beginn der Krise ist es unser Bestreben, einerseits verantwortungsvoll unseren Beitrag bei der Eindämmung der Neuinfektionen zu leisten und andererseits weiterhin wie gewohnt für unsere Kunden und Partner erreichbar und arbeitsfähig zu sein.

Dazu haben wir bei CONET umfangreiche Maßnahmen ergriffen: So befinden sich unsere Mitarbeiter überwiegend im Homeoffice. Kernleistungen, die eine physische Anwesenheit oder Vor-Ort-Präsenz erfordern, gewährleisten wir durch wechselnde Teams unter Einhaltung der entsprechenden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen.

Alle unsere Vorsorgemaßnahmen koordinieren wir über einen Krisenstab rund um unsere Geschäftsleitung und unseren Betriebsarzt und passen sie regelmäßig den aktuellen Entwicklungen und Empfehlungen an.

Neben solchen generellen Maßnahmen sind aber auch individuelle Herausforderungen zu meistern: Im Dialog mit den Eltern in unserem Kollegenkreis haben wir etwa gemeinsam Lösungen gesucht, um angesichts geschlossener Kindergärten und Schulen die notwendige Betreuung zu sichern – beispielsweise durch flexible Vereinbarungen, die bei 50 Prozent Arbeitszeit im Homeoffice noch immer 75 Prozent des Gehalts sichern.

 

ES&T: Wie sind Ihre Mitarbeiter an das Unternehmensnetzwerk angebunden?

Höfer: Mithilfe unserer digitalen Arbeitsplätze können wir unsere Dienstleistungen weiterhin sicherstellen. Das ist für CONET auch nicht neu – ein Großteil unserer Mitarbeiter, die als Berater häufig unterwegs oder beim Kunden vor Ort arbeiten, sind ohnehin mit Notebooks und entsprechender Technik ausgestattet.

Moderne Collaboration-Lösungen wie Skype for Business, Microsoft Teams und etliche weitere Speziallösungen ermöglichen unseren Mitarbeitern weiterhin eine schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit, ebenso wie Telefon- oder Videokonferenzen. Wenn notwendig erhalten Mitarbeiter im Homeoffice auch speziell gesicherten Zugriff auf die Unternehmensnetzwerke.

 

ES&T: Welche weiteren Lösungen erproben Sie aktuell?

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Höfer: Technisch gesehen haben wir mit der Verschärfung der aktuellen Lage unsere Ressourcen für das mobile Arbeiten ebenso wie die Leistung unserer Backend-Infrastruktur und die Kapazitäten unserer Netz- und Telefonleitungen gezielt ausgebaut.

Dennoch liegt darauf eine enorme Last, die wir flexibel abfangen. So kommen testweise auch weitere Open-Source-Lösungen für Collaboration und Kommunikation zum Einsatz – natürlich nur nach entsprechenden Prüfungen bezüglich Konformität mit Sicherheits- und Datenschutzvorgaben und in nicht kritischen Bereichen.

Auch das bereits angesprochene Wechselschicht-System für vor Ort arbeitende Kolleginnen und Kollegen ist neu für uns, spielt sich aber zunehmend erfolgreich ein. Hier wie auch bei unseren übrigen Maßnahmen gilt ein besonderer Dank unseren Mitarbeitern, die trotz mancher Einschränkungen hoch motiviert und flexibel daran mitwirken, diese herausfordernde Zeit gemeinsam zu bewältigen.

 

ES&T: Hat die Krise auch etwas Positives?

Höfer: Der oft zitierte Zusammenhalt und die Solidarität – ob im privaten Umfeld oder im Berufsleben – ist hier sicherlich zu nennen.

Aber auch technisch bieten sich hier große Chancen: In vielen Bereichen des Arbeitens und Wirtschaftens zwingt die aktuelle Lage dazu, sich mit dem Thema Digitalisierung generell und speziell neuen Konzepten und Möglichkeiten des Arbeitens verstärkt auseinanderzusetzen. Diese Themen wurden lange als „vielleicht nützlich, aber nicht notwendig“ abgetan oder aufgeschoben. Jetzt zeigt sich, dass solche neuen Modelle und Techniken elementar sind, um schwierige Situationen mit möglichst wenigen Einschränkungen, Ausfällen und Schäden zu bewältigen. Und was jetzt in der Krise hilft, wird auch zukünftig dazu beitragen, einfacher, flexibler und effizienter zu arbeiten.

Es ist daher zumindest zu hoffen, dass sich aus der aktuellen Krise wertvolle Schlüsse für die Zukunft ziehen lassen. Für Gesundheitsprävention und unsere Gesellschaft ebenso wie für unsere Wirtschaft. Wieder einmal zeigt sich, dass ein leistungsfähiger und flexibler Mittelstand das Rückgrat unseres erfolgreichen Wirtschaftsstandorts Deutschland ist; und dass es unerlässlich ist, trotz der Vorteile der Globalisierung zentrale Schlüsselkompetenzen, Leistungen und Produktionskapazitäten in unserem direkten Umfeld und Einflussbereich zu erhalten und gezielt zu fördern.

 

ES&T: Welche Empfehlungen haben Sie für andere Unternehmen?

Höfer: Die grundsätzlichen Empfehlungen hinsichtlich erfolgversprechender Strategien und notwendiger technischer Evolution sind heute weitgehend dieselben wie in den Jahren vor der aktuellen Krise. Besonnenheit anstelle von hektischem Aktionismus und flexibles Handeln anstelle von starrem Festhalten an etablierten Verhaltensweisen gilt es in Einklang zu bringen.

Die Sicherstellung von Handlungs- und Leistungsfähigkeit erhält in einer tatsächlichen Krise jetzt naturgemäß deutlich mehr Gewicht als in der Theorie. Digitalisierte Prozesse und mobile, flexible Arbeitsmodelle, ebenso aber auch Business Continuity Management und Cyber Security spielen da zentrale Rollen. Es lohnt sich, diese Themen jetzt so schnell wie möglich anzugehen und Maßnahmen konsequent auf den Weg zu bringen – sowohl um die akuten Auswirkungen der aktuellen Lage zu adressieren als auch um für die Zukunft besser gerüstet zu sein.

Die Fragen stellte Dorothee Frank.