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Als die gegenwärtige Bundesregierung gebildet wurde, schrieben die Vertreter der Parteien in den Koalitionsvertrag, dass sie den Überwasserschiffbau als Schlüsseltechnologie einstufen wollen. Damit wäre es möglich, Aufträge in diesem Bereich ohne europaweite Ausschreibung zu vergeben. Die Bundesregierung hat diesen Auftrag aus dem Koalitionsvertrag im Januar endlich umgesetzt – zu spät für die Vergabe des Auftrags für das Mehrzweckkampfschiff 180 für die Deutsche Marine.

Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief. Dies gilt nicht nur für die German Naval Yards Kiel, die beim Ringen um den milliardenschweren Auftrag für das Mehrzweckkampfschiff „MKS 180“ gegenüber der niederländischen Werftengruppe Damen das Nachsehen hatte. Auch in anderen Bereichen herrscht Entrüstung:

Das Handelsblatt titelte: „Deutschland versenkt die Werftenindustrie“. Die IG Metall Küste legt ein mit Betriebsräten von Werften und Zulieferern verfasstes gemeinsames Positionspapier vor und sieht bis zu 15.000 Arbeitsplätze in Gefahr. In einer sonst selten gesehenen Union rufen Gewerkschaften und Industrievertreter, hier der Verband Schiffbau und Meerestechnik (VSM), zu einem Zukunftsdialog Marineschiffbau auf. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsidenten Daniel Günther, in dessen Landeshauptstadt German Naval Yards entwirft und schweißt, kritisiert den Bund deutlich: Er verfasste – auch im Namen anderer Länderchefs (Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) – einen Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel zur „Zukunftssicherung des Marine-Überwasserschiffbaus in Deutschland“. Der Protest geht über Parteigrenzen hinweg und reicht bis in die Koalition in Berlin. Nur Hamburg verhält sich still – schließlich ist die Hamburger Werft Blohm+Voss vom niederländischen Ausschreibungsgewinner ins Boot geholt worden.

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