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Heute Mittag begann das Symposium „Perspektiven Wehrtechnik 2020“ der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) in Bonn. Beim Eröffnungsvortrag hob der Vizepräsident des BAAINBw, Generalmajor Gert Friedrich Nultsch, als Vertreter der Beschaffungsseite hervor, dass ein Umdenken stattgefunden habe, indem Produkte nur noch nach Bedarf beschafft würden. „Ohne Maßnahme kein Projekt“, betonte Nultsch. „Wir arbeiten just in time, nicht auf Halde. Das bedeutet aber auch, wir können keine Schubladenlösungen eben mal schnell auf den Markt bringen.“

Probleme ergäben sich vor allem durch die Verknüpfung zwischen zyklischen und nichtzyklischen Beschaffungen. Als Beispiel nannte Nultsch Puma und Marder. Der Puma sei zyklisch angelegt, der Marder nichtzyklisch, mit einer Einführung von seinerzeit 2.136 Mardern. Ein Rüstungsprojekt befände sich allerdings mittlerweile zu einem Drittel in der Rüstungs- und Realisierungsphase und nur zu zwei Dritteln in der Nutzung. „Ich bräuchte im Grunde jetzt maximal Personal für den Puma, aber der Marder setzt keines frei, weil er weiterläuft. Das ist das Problem der nichtzyklischen Beschaffung“, so Nultsch. Wobei er damit rechnet selbst schon in Pension zu sein, bevor der Marder ausgephast werde.

Die normale Zeitstruktur eines Beschaffungsprozesses beschrieb Nultsch wie folgt: „Wenn ich 2022 etwas beschaffen möchte, dann muss es 2019 zu Ende gedacht sein, 2020 begründet werden und 2021 in den Haushalt gehen. Das heißt,ich brauche so oder so vier Jahre. Dabei spreche ich nicht von einem hausgemachten Prozess und Verfahren, sondern vom Recht. Vom Haushalts- und Vergaberecht.“

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Dementsprechend forderte Nultsch eine deutlichere Priorisierung von Systemen und deren Beschaffung. „Wenn Kauf wirklich vor Projektierung geht, dann muss ich kaufen und darf kein CPM-Projekt draus machen“, betonte Nultsch. Zudem wünsche er sich eine deutlichere und klarere Ausrichtung der Beschaffung – auch der dazu gehörenden politischen Entscheidungen – anhand der Ausrichtung der Bundeswehr. Dadurch ließe sich ein hartes Controlling aufsetzen. „Nach hartem Controlling wird dann entschieden, was wir machen. Aber auch was machen wir nicht!“

Dorothee Frank