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Die niederländischen Streitkräfte haben Rheinmetall mit der zweiten Phase der Modernisierung ihrer Flotte an Bergepanzern 3 Büffel beauftragt. Mit dieser Maßnahme sollen 21 Fahrzeuge kampfwertgesteigert werden. Der Auftragswert liegt im mittleren zweistelligen Millionen Euro-Bereich. Die jetzt ausgelöste Phase 2 folgt einer ersten Beauftragung aus dem April 2019. Damals hatte das königlich niederländische Heer Rheinmetall mit der Modernisierung von vier Bergepanzern 3 Büffel beauftragt.

Die Modernisierungsmaßnahmen werden in den Rheinmetall-Standorten in Kassel und im niederländischen Ede durchgeführt. Sie umfassen eine komplette Grundüberholung der einzelnen Bergepanzer sowie die Umstellung auf ein neues digitales Bedienkonzept, die Einrüstung moderner Sichtmittel, Missionspakete mit ballistischem und Minenschutz sowie die Ausstattung mit neuen Gefechtsfeldbergeeinrichtungen und Universaltrageplattformen. Dazu kommen technische Dokumentation, Ausbildung und weitere Serviceleistungen.

Die ersten Fahrzeuge werden Anfang 2021 an die niederländischen Streitkräfte übergeben und stehen damit rechtzeitig für den Einsatz bei VJTF 2023 zur Verfügung.

Mit dem komplett neuen technologischen und taktischen Standard wird die Nutzungsdauer der von Rheinmetall entwickelten, auf dem Leopard 2-Fahrgestell basierenden und einsatzbewährten Bergepanzer bis 2040 verlängert.

Mit diesem neuerlichen Auftrag setzt sich ein neuer Standard für moderne Bergepanzer durch. Bereits im Dezember 2018 hatte die Bundeswehr Rheinmetall mit der Modernisierung ihrer Bergepanzer 3-Flotte beauftragt, um sie so an die aktuellen Einsatzszenarien anzupassen. Ähnliche Missionskonfigurationen sind bei dem NATO-Partner Kanada sowie bei den schwedischen Streitkräften in Nutzung.

Darüber hinaus ist der Bergepanzer 3 auch in der Schweiz, Spanien, Griechenland und Singapur in Nutzung. Südkorea hat mit Bausätzen der bergespezifischen Ausstattung Bergepanzer K1 ARV auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers K1 aufgebaut. Nach dem gleichen Konzept entstanden in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Frankreich Bergepanzer Char de Dépannage DNG/DCL mit Rheinmetall-Bausätzen auf Fahrgestellten des Kampfpanzers LeClerc.

Der Büffel wurde als deutsch-niederländische Gemeinschaftsentwicklung von Rheinmetall realisiert und ab 1992 mit 75 (Deutschland) bzw. 25 Stück (Niederlande) in die Truppe eingeführt. Der Bergepanzer 3 gehört zur Ausstattung der Panzerverbände mit Leopard 2, Artillerieverbände mit PzHaubitze 2000 sowie Einheiten der mobilen Logistik.

Kennzeichen des Büffel sind der um 270 Grad drehbare Kran mit einer Hubkraft von 30 Tonnen sowie die Bergewinde mit 34 Tonnen Zugkraft. Die Zugkraft kann mit Umlenkrollen vervielfacht werden. Eine Schnellbergeeinrichtung – nach der Modernisierung hinten – ermöglicht die Bergung ausgefallener Gefechtsfahrzeug vom Gefechtsfeld, ohne den Panzerschutz verlassen zu müssen. Der Schild an der Vorderfront des Fahrzeugs dient zum Abstützen beim Heben schwerer Lasten, kann aber auch zum Räumen von Hindernissen genutzt werden.

Der 54,3 Tonnen schwere Bergepanzer wird von einem 1.103 kW Dieselmotor von MTU angetrieben und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 68 km/h. Die dreiköpfige Besatzung ist im Kampfraum vor ballistischen und Blast-Bedrohungen geschützt. Das 2012 eingerüstete Fahrersichtgerät SPECTUS („SPECtral Technology for Unlimited Sight“) von Carl Zeiss Optronics mit Wärmebildkamera und  parallel angeordneter Restlichtverstärkerkamera verbessert die Sicht und ermöglicht Vorwärts- und Rückwärtsfahren – und den Einsatz der Schnellbergeeinrichtung – unter Panzerschutz Zum Selbstschutz stehen Maschinengewehr und Nebelwurfanlage zur Verfügung.

Gerhard Heiming