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Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am Mittwoch den 11.12.2019 mehrere 25-Millionen-Euro-Vorlagen, darunter auch die Ergänzungsbeschaffung Lenkflugkörper mittlerer Reichweite Meteor, beschlossen. Für die Beschaffung von insgesamt 100 zusätzliche Meteor des Herstellers MBDA inkl. Zubehör wurden Mittel in Höhe von 185 Mio. Euro freigegeben.

2013 wurde der erste Beschaffungsvertrag über insgesamt 150 Lenkflugkörper geschlossen, die von 2016 bis 2019 geliefert werden sollten. Im August 2016 wurden die ersten 17 Systeme planmäßig an die Bundeswehr übergeben, die Übergabe des letzten Lenkflugkörpers erfolgte dem 9. Rüstungsbericht zufolge im Dezember 2018. Der Abschluss der Integration in die Eurofighter der Luftwaffe (Tranche 2 und 3a) ist nach ES&T Informationen für 2020 vorgesehen.

Meteor

Meteor wird in einer europäischen Kooperation (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden und Spanien) unter britischer Führung realisiert. Der deutsche Anteil (16Prozent) besteht aus dem Gefechtskopfsystem von TDW (MBDA Deutschland, Schrobenhausen), Inertial Measurement Unit (IMU) von der Northrop Grumman LITEF GmbH (Freiburg) und dem Triebwerk von der Bayern-Chemie (MBDA Deutschland, Aschau am Inn).

Der Luft-Luft-Lenkflugkörper Meteor ist für die Bekämpfung hochagiler Flugziele jenseits des Sichtbereichs (Beyond Visual Range) in mittleren Entfernungen entwickelt worden. Der Lenkflugkörper setzt sich aus den drei Haupt-komponenten Radarsuchkopf mit Elektronik, Gefechtskopf und Antrieb zusammen. Durch ein regelbares Feststoff-Staustrahltriebwerk (Throttleable Ducted Rocket oder Ramjet) können Reichweiten von über 200 km und in Höhen über 20.000 m Durchschnittsgeschwindigkeiten von Mach 4 erreicht werden.

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Durch die welt-weit einzigartige Antriebstechnologie wird die sogenannte No Escape Zone zwei bis fünf Mal größer als bei bisher eingesetzten Flugkörpern. Als No Escape Zone bezeichnet man einen Bereich um das Flugzeug, aus welchem es auch bei einem sofortigen Fluchtkurs (z.B. 180 Grad entgegengesetzt) und unter maximalen g-Manövern der angreifenden Flugkörper nicht mehr entkommen kann.

Nach Identifizierung eines Ziels und Zuordnung als feindlich werden der vom Waffenrechner der Plattform angewählten Meteor kurz vor dem Start die Position und der Kurs des Gegners eingegeben. Bislang bestand bei eingeführten Lenkflugkörpern lediglich die Möglichkeit einer unidirektionalen Verbindung zur Plattform. Durch den Einsatzeines Zwei-Wege-Datenlinks in der Meteor besteht zum ersten Mal in der Geschichte des Luftkampfes die Möglichkeit, Informationen des Lenkflugkörpers an die Plattform und zurück zu übermitteln. So wird der Luftfahrzeugführer in die Lage versetzt, alle ihm zur Verfügung stehen den Informationen zu bündeln und den Flugweg des Flugkörpers bedarfsgerecht an den Erfordernissen des aktuellen Luftlagebildes auszurichten. Der Datenlink bietet somit völlig neuartige Möglichkeiten der Informationsverarbeitung bis hin zu qualifizierbaren Aussagen über einen Missionserfolg. Darüber hinaus können Zielinformationen, die von dritter Stelle, z.B. einem anderen Flugzeug (Kampfflugzeug oder AWACS) an den Flugkörper weitergeleitet werden, dazu dienen, um ein Ziel weiterzuverfolgen und den Bekämpfungsvorgang fortzusetzen. Das Trägerflugzeug erlangt damit den taktischen Vorteil, dass es sich unmittelbar nach dem Abschuss des Flugkörpers einer neuen Luft/Luft-oder Luft/Boden-Kampfsituation zuwenden kann.

Waldemar Geiger und Ulrich Rapreger