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Der Waffenträger WIESEL 1 ist das Gefechtsfahrzeug der Fallschirmjäger, er zeichnet sich durch seine Lufttransportfähigkeit, hohe Mobilität im Gelände und Feuerkraft aus. Die Fahrzeuge wurden in den Jahren 1990/92 an die Truppe ausgeliefert und haben somit mittlerweile 29 Nutzungsjahre auf dem „Buckel“, dadurch werden grundlegende Maßnahmen zum Erhalt oder Austausch notwendig. Obwohl das Fahrzeug von außen einfach und klein wirkt (1993 in Somalia wurde er von Somalis und z.T. von anderen UN-Truppen als „Pocket Tank“ bezeichnet), waren bei der Entwicklung und Umsetzung die technischen Anforderungen sehr hoch, d.h. der Entwurf musste technisch sehr ausgereift sein, um nicht unnötig viel Material zu verbauen und so Gewicht zu sparen. Eine der grundlegenden Forderungen damals wie heute war die Transportfähigkeit in einer CH-53. Heute ist vor allem das Thema Obsoleszenz in den Vordergrund gerückt. Verantwortlich für die Projekte WIESEL 1 und 2 – mit wenigen Ausnahmen – ist das Referat K 5.4 in der Abteilung Kampf des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).

Eigentlich sollte ab 2020 eine neue Generation an Luftlandefahrzeugen eingeführt werden, doch bisher wurde kein Beschaffungsvorhaben eingeleitet. Somit wird der WIESEL 1 auch in Zukunft noch gebraucht. Das Heer hat aufgrund der Truppenreduktion sich schon mit dem Planungsamt der Bundeswehr über die Aussonderung einer Teilflotte WIESEL 1 geeinigt. Diese Fahrzeuge werden „kannibalisiert“, um mit den dadurch gewonnenen Ersatzteilen die restliche Flotte auftragsgerecht zu erhalten. Darüber hinaus sollen die ursprünglich angedachten Fähigkeiten aber auch den heutigen Bedürfnissen und dem Stand der Technik angepasst werden. Das umfasst vor allem die Bereiche Schutz, Ergonomie, Führungssystem, Beobachtungsmittel sowie viele kleinere Maßnahmen. Ziel ist die Nutzung bis mindestens 2030. Als eine der ersten Maßnahmen wurde das System MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System) von EuroSpike integriert und ersetzt so das Waffensystem TOW (Tube Launched Optically Tracked Wire Command-link Guided Missile). Derzeit plant das Heer mit 196 Fahrzeugen, Die Verteilung sieht ca. 2/3 MK 20 mm, ca. 1/3 Panzerabwehr Waffenträger WIESEL 1 (MELLS) sowie 16 Fahrzeuge Aufklärung vor.

Nutzungsdauerverlängerung

Ursprünglich war geplant, dass die Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung (NDV) WIESEL 1 2017 beginnen, d.h. die Entwicklung mit einer Umsetzung bis zum Jahre 2019/20 – dann sollten die Maßnahmen für alle Fahrzeuge abgeschlossen sein. Doch die NDV wurde in Kombination mit der Instandhaltung erst im Dezember 2018 ausgeschrieben.

Im Vorfeld wurden durch die FFG Flensburger Fahrzeugbau GmbH (FFG) bereits drei Prototypen entwickelt. Kernelemente der NDV sind die Verbesserung der Geräuschs- und Vibrationssignatur und des Schutzes sowie die Optimierung der Gewichts- und Energiebilanz. Dies betrifft die Produktkategorien Fahrwerkskomponenten, ballistischer Schutz, Minenschutz, Regeneration von Obsoleszenzen bei Waffenanlage sowie Führungsinformationssystem, Beleuchtung, Batterien und Verbesserungen der Ergonomie sowie des Arbeitsschutzes. Weitere Elemente des Auftrags sind die Ausstattung eines Ersatzteilerstbedarfs, eines Ersatzteilvorrats, von Sonderwerkzeugen und die Aktualisierung der Dokumentation.

Die Ausschreibung sah die Nutzungsdauerverlängerung der WIESEL 1-Flotte und die Instandsetzung der Instandhaltungsstufe drei mit Schadabstellung vor. Ziel ist es, dass im Rahmen dieses Auftrages der Konstruktionsstand vereinheitlicht wird, sodass am Ende statt neun Varianten des WIESEL 1 nur noch vier Varianten existieren und bis mindestens 2030 in der Nutzung verbleiben. Besonders bei diesem Vorhaben ist die Kombination von NDV und Instandhaltung/-setzung.

Vertragsschluss

Am 06. November 2019 erfolgte die Billigung der 25 Millionen-Vorlage im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Am 19. November wurde die Auftragsvergabe an die FFG beauftragt. Da bereits im Vorfeld neue Beobachtungsmittel von Telefunken RACOMS und die MELLS Waffenanlagen von EuroSpike direkt vom BAAINBw unter Vertrag genommen wurden, ist davon auszugehen, dass diese in Form von Beistellungen an FFG geliefert werden. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Gesamtvolumen für die Modernisierung der Wiesel 1-Flotte über den 73 Millionen Euro liegt, die das BMVg auf seiner Webseite veröffentlicht hat.

André Forkert