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Um die Überlebensfähigkeit der Soldaten unabhängig von Infrastruktur zu ermöglichen, enthält die persönliche Ausrüstung der Soldaten ein halbes Zweimannzelt und einen Schlafsack, Essgeschirr und Esbitkocher sowie einen Klappspaten. Mit dieser Ausrüstung kann die Durchhaltefähigkeit nur auf niedrigem Niveau und nur unter Inkaufnahme von Leistungseinbußen erhalten werden.

Als Grundlage für die Verbesserung der Durchhaltefähigkeit außerhalb stationärer Unterkunft oder beweglicher Unterbringung in Zelten realisiert die Bundeswehr derzeit eine Ausrüstung für die bewegliche Unterbringung mit kurzer Verweildauer. Mit der Ausrüstung werden die Grundbedürfnisse Schlafen, Essen, Hygiene und Entsorgung befriedigt.

Im Rahmen einer Sofortinitiative Einsatz vom November 2017 hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Beschaffung einer Grundbefähigung für die bewegliche Unterbringung im Einsatz eingeleitet, für die 4.500 Zweimannzelte im Dezember 2018 und 4.000 Trockentoiletten im Juni 2019 geliefert worden sind. Die Lieferung von 3.000 Duschen ist noch offen.

Bewegliche Unterkunft im Einsatz

Im CPM-Projekt „Bewegliche Unterkunft im Einsatz“ werden Ausrüstungssätze für jeweils vier Soldaten in Kernbausteinen (KBS) Unterkunft, Verpflegung und Hygiene/Sanitär sowie einem Baustein Abfallsammlung beschafft. Damit wird eine Einsatzdauer bis ca. 72 Stunden unterstützt. Bei längerer Einsatzdauer kann der Komfortgrad durch Ergänzungsbausteine (EBS) erhöht werden.

Der KBS Unterkunft besteht aus vier Einmannzelten, die zu Zeltgruppen koppelbar sind, sowie vier Lampen. Mit dem EBS Unterkunft wird zusätzlich eine vier-Mann-Unterkunft mit Tisch, je vier Stühlen und Liegen und einer Lampe bereitgestellt. Ein Mehrzweckbaustein zur Heizung/Kühlung von bis zu vier EBS Unterkunft ist nicht Gegenstand des laufenden Projekts.

Im KBS Verpflegung sind Kocher, Töpfe und ein Thermobehälter enthalten, für das Erwärmen von Wasser und die Zubereitung von Individualverpflegung für vier Soldaten. Die Elemente des KBS sind gewichtsoptimiert so aufeinander abgestimmt, dass sie gestapelt auf kleinstem Raum transportierbar sind. Sollte die Bereitstellung eines EBS Verpflegung notwendig werden, wird auf Kapazitäten eines anderen Projekts (Mobile Feldküche) zurückgegriffen.

Mit dem KBS Hygiene/Sanitär werden eine Trockentoilette und ein Sichtschutz bereitgestellt, die die peinliche Situation des „Spatengangs“ entschärfen und dauerhafte Hinterlassenschaften vermeiden. Die Kapazität reicht bei vier Soldaten für 72 Stunden. Ein EBS Hygiene / Sanitär mit beheizter Dusch- und Waschmöglichkeit für bis zu 167 Soldaten wird derzeit nicht realisiert.

Der BS Abfallsammlung besteht aus verschließbaren Abfallsäcken für die Zwischenlagerung des Abfalls bis zu einer Abholung nach spätestens 60 Tagen. Das Volumen ist für den Abfall von vier Soldaten während drei Tagen ausgelegt.

Das Material für die bewegliche Unterbringung im Einsatz muss mit den vorhandenen Tarnsportmitteln der Truppe an die Einsatzorte verbracht werden.

Nach der Auswahlentscheidung durch den Generalinspekteur im Juli 2019 wird die Realisierung des Projekts mit Hochdruck vorangetrieben. Ziel ist, einen Hauptauftragnehmer zu finden, der ein insgesamt abgestimmtes System liefern kann. Dabei gilt es, marktverfügbare Produkte an die Forderungen der Bundeswehr anzupassen. Das absehbare Vertragsvolumen wird eine parlamentarische Befassung im Rahmen einer 25-Mio-Euro-Vorlage erfordern.

Im ersten Schritt sollen 2.500 Sätze für die Unterbringung von 10.000 Soldaten (plus Austauschvorrat) beschafft werden. Die Ausrüstung soll rechtzeitig für die Nutzung während VJTF 2023 ausgeliefert werden. Während dieser einsatzgleichen Verpflichtung soll die Praxistauglichkeit der Gerätesätze nachgewiesen werden. Es soll eine Produktoptimierung erfolgen als Basis für weitere Beschaffungen.

Die Verbesserung der Befähigung zur beweglichen Unterbringung im Einsatz ist dringend notwendig, um die Einsatzfähigkeit der Soldaten abseits fester Infrastruktur auf hohem Niveau zu halten. Der Zeitplan für die Realisierung zur Nutzung bei VJTF ist sehr eng. Schließlich muss nach Erarbeitung der technischen Spezifikationen ein europaweiter Wettbewerb ausgeschrieben werden. Es folgen die Aushandlung des Produktions- und Liefervertrags und die Vorlage an das Parlament. Das muss bis Ende 2020 abgeschlossen sein, damit die Auslieferung 2021 erfolgen kann. Da kaum Ausbildung an dem Gerät notwendig ist, wäre das rechtzeitig für die Nutzung schon während der Stand-up-Phase VJTF 2023, die Anfang 2022 beginnt.

Gerhard Heiming